SMP AG Heiße Spekulationen, böses Ende
Hof Einen Schaden von etwa 50 Millionen Euro hat offenbar ein Vorstand des fränkischen Finanzdienstleisters SMP AG verursacht.
Nachdem SMP, nach eigenen Angaben der bundesweit siebtgrößte Allfiinanz-Dienstleister, bereits am 3. September Insolvenz angemeldet hatte, ist der mittlerweile gefeuerte Vorstand Klaus Hollerung von der Oberstaatsanwaltschaft Hof in Untersuchungshaft genommen worden.
Zuvor waren PC und Akten sichergestellt worden, nach der Hausdurchsuchung wurde Hollerung unter Betrugsverdacht festgenommen. Der Mit-Dreißiger soll Firmengelder verspekuliert haben, Details wurden nicht genannt. Veröffentlicht hat SMP allerdings vor einiger Zeit, dass das Unternehmen als direkte Beteiligungen (Aktien) Microsoft, Cisco, Nokia, EMC, Dell, Medtronic und Hennes & Mauritz hält. Die Hälfte dieser Werte hat in den vergangenen Monaten hohe, zweistellige Verluste erlitten.
Im Büro läuft nur noch das Band
SMP, die besonders in Süddeutschland und hier mit den Hochburgen Kronach, Lichtenfels, Kulmbach und Bayreuth vertreten ist, vertreibt Versicherungen und Fonds von Dritten sowie Genussscheine als Eigenprodukte. Seit 1990 wuchs die Anzahl der Kunden laut Geschäftsbericht von knapp 1400 auf 30.000 im vergangenen Jahr.
Auf einem Info-Band, das beim Anwählen der Firmenzentrale in Gumpertsreuth startet, wird den Kunden versichert, dass deren über SMP vertriebene Fonds und Versicherungen weiter gültig blieben. Für die Besitzer der Genussscheine gelte dies allerdings nicht. Ihnen wird als Trost eine Summe aus dem zu erwartenden "Veräußerungserlös" der Firma in Aussicht gestellt.
Betroffen sind nach einem Bericht der Zeitung "Fränkischer Tag" etwa 15.000 so genannte Genussrechtskunden, die Schadenschätzung von 50 Millionen Euro stammt von Oberstaatsanwalt Eberhard Siller in Hof.
Insolvenzverwalter zollt Geschäftsmodell Lob
Sowohl Kunden wie auch Mitarbeiter der SMP AG hatten die Genussrechte gekauft. "Wir haben dem Geschäftsmodell von SMP vertraut und sind genauso getäuscht und verraten worden wie die Kunden. Die Insolvenz hat uns völlig überraschend getroffen", so zwei der etwa 270 neutralen Bankkaufleute, gegenüber manager-magazin.de.
"Als Handelsvertreter müssen sie nicht nur um ihre ausstehenden Provisionszahlungen bangen, im Vertrauen auf die SMP AG haben sich die meisten Finanzberater am Unternehmen auch mit ihrem Privatvermögen beteiligt und sind dadurch genauso geschädigt wie die Kunden", heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens.
SMP's erklärtes Ziel war der Börsengang 2004
Der vorläufige Insolvenzverwalter Bruno M. Kübler bescheinigt SMP ein ausgefeiltes Marketingkonzept: "Selbst internationale Finanzkonzerne suchten Kontakt mit der SMP", so Kübler gegenüber dem "Fränkischen Tag".
Kübler kündigte während einer Betriebsversammlung an, er wolle im Rahmen des Insolvenzverfahrens die Vertriebsorganisation erhalten und strebe kurzfristig Übernahmeverhandlungen mit potenziellen Käufern an.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen muten die Aussagen auf der Internet-Site von SMP (www.mygeld.de) sonderbar an: Dort wird ein Börsengang im Jahr 2004 als erklärtes Ziel ausgegeben. Das dürfte nun zu den Akten gelegt sein.
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