Banken-Check Klarer Favorit UBS
Hamburg/London - Gemessen an der aktuellen Börsenkapitalisierung belegen UBS (61 Milliarden Euro Marktkapitalisierung) und Deutsche Bank (40 Milliarden Euro) im europäischen Vergleich nur die Plätze drei beziehungsweise acht. Die Credit Suisse schafft es mit knapp 29 Milliarden Euro erst gar nicht in die Top Ten, die von der HSBC (111 Milliarden Euro) und der Royal Bank of Scotland (72 Milliarden Euro) angeführt werden.
Dennoch sind die beiden Schweizer Häuser und der deutsche Branchenprimus für die Analysten von Merrill Lynch die drei europäischen Investmentbanken, die den US-Amerikanern im globalen Wettbewerb Paroli bieten können.
Das liege vor allem daran, dass sie erstens in den entscheidenden Wachstumsmärkten, globales Investmentbanking und Wealth Management, bereits jetzt wesentliche Anteile am Weltmarkt hätten, dass zweitens ihre Marken auch außerhalb des jeweiligen Heimatmarkts bekannt seien und dass sie drittens in Sachen Personalpolitik und internationaler Erfahrung in derselben Liga wie zum Beispiel Morgan Stanley oder Citigroup spielten.
Primus mit Transparenzschwäche
Klarer Favorit für Merrill Lynch ist die UBS. Kostenkontrolle und Risikomanagement seien vorbildlich, die Diversifizierung der Geschäftsfelder machten die Schweizer zusätzlich weniger anfällig gegen Marktschwankungen. Nur die Citigroup ist noch besser aufgestellt als die UBS.
Kritik gibt es allerdings an der Corporate Governance. Das erfolgsverwöhnte Führungsduo Marcel Ospel und Peter Wuffli bekommt in dieser Disziplin die rote Laterne. Zufall oder nicht, dass Ospel jüngst in einer Rede zum Thema Bilanzierungsskandale die Wirksamkeit staatlicher Regeln in Frage stellte und sich über die künftige Pflichtveröffentlichung der Vorstandsbezüge in der Schweiz eher lustig machte?
Credit Suisse hat Kosten und Risiken nicht im Griff
Auch die Credit Suisse kommt beim Kriterium Ethik und Transparenz nur unwesentlich besser weg als die UBS. Insgesamt kann das Urteil der Experten mit der Aussage "schlimmer kann es nicht mehr kommen" zusammengefasst werden. Sowohl die angespannte Liquiditätssituation als auch mangelhaftes Kosten- und Risikomanagement haben dem Kurs der Aktie kräftig zugesetzt.
In den Augen von Merrill Lynch war diese Abstrafung aber übertrieben, denn sowohl das profitable Geschäftsmodell im Private Banking als auch der trotz der momentanen Krise immer noch angesehene Name sprächen für die Credit Suisse. Kursziel auf Jahressicht: 42 Schweizer Franken (aktuell 32 Franken).
Übernahmekandidat Deutsche Bank
So viel Potenzial nach oben wird für die Deutsche Bank nicht erwartet. Die versprochenen Restrukturierungen seien im jetzigen Kurs schon enthalten, urteilt Merrill Lynch. Ein echter Nackenschlag für Josef Ackermann, hat der Vorstandschef der Frankfurter bei Amtsantritt doch die Marschroute von der Verdoppelung des Marktwerts ausgegeben. Immerhin trauen die Analysten dem Schweizer zu, das Angekündigte auch einzuhalten und die Credit Suisse in puncto Marktanteile und Ertragskraft zu überholen.
Allerdings ist die Deutsche Bank laut Merrill Lynch im Private Banking zu schwach aufgestellt. Auch unter Berücksichtigung der Neuakquisition Scudder erwirtschafte die Bank nur 19 Prozent ihrer Gewinne in diesem Segment. UBS (40 Prozent) und Credit Suisse (29) Prozent hätten hingegen längst das Niveau von Morgan Stanley (30 Prozent) und Goldman Sachs (36 Prozent) erreicht. Aus diesem Grund ist die Deutsche Bank aus Sicht von Merrill Lynch immer noch in Gefahr, übernommen zu werden.
Gut eingekauft
Insgesamt sehen die Analysten, dass die europäischen Großbanken in den vergangenen Jahren gehörig gegenüber der Konkurrenz aus Übersee aufgeholt haben. Vor allem der Einstieg bei namhaften US-Häusern - UBS zuletzt bei PaineWebber, Credit Suisse bei Donaldson, Lufkin & Jenrette und Deutsche Bank bei Bankers Trust - hätten den Europäern geholfen, die nötige Größe zu erlangen, um im Konzert der ganz Großen mitspielen zu können.
Bei der UBS könnte der Erfolg der vergangenen Jahre aber auch zur Gefahr werden. Da Merrill Lynch weit und breit keine sinnvolle Akquisitionsmöglichkeit für die Schweizer sieht, bestünde die Gefahr, dass das Management "Langeweile bekäme".
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