JP Morgan Chase Im Sog von Worldcom?
London - Einen Tag bevor JP Morgan Chase die Zahlen für das zweite Quartal vorlegen wird, grassieren Gerüchte, nach denen das zweitgrößte US-Finanzinstitut in ernsten Liquiditätsproblemen steckt.
Hintergrund ist, dass die Großbank JP Morgan Chase in den vergangenen Monaten wenig Glück mit ihren Kreditnehmern hatte. Die US-Investmentbank hatte mehreren inzwischen vom Bankrott bedrohten oder bereits insolventen Konzernen erhebliche Summen geliehen.
Bei dem insolventen Energiehändler Enron war das Institut mit Kreditrisiken in Höhe von 2,6 Milliarden Dollar engagiert. Das Enron-Debakel war dafür verantwortlich, dass die Bank im ersten Quartal einen Fehlbetrag ausweisen musste.
Ein Unternehmenssprecher des Instituts sagte zu den Spekulation: "Die Gerüchte sind unbegründet und unverantwortlich."
Worldcom: Fällige Zinszahlung nicht geleistet
Anstoß für die neuen Zweifel an JP Morgan Chases Zahlungsfähigkeit war eine Nachricht vom angeschlagenen Telekommunikationskonzern Worldcom: Das vom Bankrott bedrohte Unternehmen hat am Montag eine fällige Zinszahlung von 74 Millionen Dollar nicht geleistet. Beobachter glauben, dass Worldcom demnächst Gläubigerschutz beantragen muss. JP Morgan Chase gilt als einer der drei größten Kreditgeber Worldcoms.
Die Gerüchte um JP Morgan Chases Liquiditätsprobleme belasteten weltweit am Dienstag die Börsenkurse. Vor allem Finanzwerte gerieten stark unter Druck. "Viele solcher Gerüchte entpuppen sich als falsch, aber in der derzeitigen Marktsituation haben einfach viele Anleger Angst und verkaufen sehr schnell", kommentierte ein Händler in London.