MG Technologies "Die Gerüchte sind gegenstandslos"
Frankfurt - In der Fußball-Bundesliga wäre die Sache klar: Immer wenn Vorstand und Management auf Druck von Medienberichten dem Trainer ihr Vertrauen aussprechen, steht der Rauswurf des "Vorturners" unmittelbar bevor. Dass gilt umso mehr, wenn der Tabellenplatz nicht den Erwartungen entspricht.
Da MG-Technologies-Chef Kajo Neukirchen am Mittwoch für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2001/2002 einen um mehr als die Hälfte reduzierten Gewinn für den Anlagenbau- und Chemiekonzern präsentierte, kann sich jeder selbst ausmalen, welche Halbwertszeit die Ehrenerklärung des MG-Aufsichtsratsvorsitzenden Helmut Werner hat. "Gerüchte über einen angeblichen Strategiewechsel oder eine abweichende Haltung der Großaktionäre sind gegenstandslos", ließ Werner parallel zur Veröffentlichung der Geschäftszahlen verbreiten.
Diese waren alles andere als gut: Der Konzernüberschuss ging um über 50 Prozent auf 56,6 Millionen Euro zurück. Der Vorsteuergewinn vor Sonderposten fiel um 14,1 Prozent auf 106,3 Millionen Euro.
MG Technologies geht weiterhin davon aus, dass die schwierigen Marktbedingungen noch bis zum Ende des Geschäftsjahres (30. September 2002) anhalten werden. Eine kurzfristige Erholung sei nicht in Sicht. Sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal sei ein bereinigtes Ergebnis erzielt worden, das rund 14 Prozent unter den Vorjahreswerten liegt. "Wir werden hart daran arbeiten, die Ergebnisentwicklung auf diesem Niveau zu halten", kündigte Konzernchef Neukirchen an.
Um dieses Ziel zu erreichen, plant MG den Verkauf der Töchter Solvadis sowie der GEA-Lufttechnik. Die Verkaufserlöse sollen in Dynamit Nobel beziehungsweise GEA-Prozesstechnik investiert werden.
Krumnow, Breipohl und Walter als Kapitalvertreter
Gestern hatte das "Handelsblatt" unter Berufung auf Bankenkreise berichtet, dass sich die Großaktionäre Deutsche Bank und Allianz, die 11,9 beziehungsweise 13 Prozent an MG Technologies halten, von Neukirchen und seiner Strategie distanzieren. Die Frankfurter Banker sind im MG-Aufsichtsrat durch ihren ehemaligen Controlling-Vorstand Jürgen Krumnow, der Allianz-Konzern durch den Ex-Vorstand Diethart Breipohl sowie den früheren Dresdner-Bank-Chef Bernhard Walter vertreten.
Deutsche Anlagenbau AG keine reine Vision
Die Analysten von Independent Research hoben am Mittwoch ihr Votum über MG Technologies von "untergewichten" auf "marktneutral" an. Die Ankündigung des Verkaufs von wesentlichen Konzernbeteiligungen habe zwar überrascht, das Unternehmen werde durch den Verkauf der Solvadis jedoch finanziell in die Lage versetzt, das bisherige Konzernportfolio weiter zu optimieren.
Ferner gehe man davon aus, dass die seit längerer Zeit diskutierte "Deutsche Anlagenbau AG" keine reine Vision mehr bleiben werde. Man erwarte konkretere Äußerungen zu der Ausgestaltung einer solchen Lösung in den nächsten Tagen.
Am Dienstag hatten sowohl HSBC Trinkaus & Burkhardt als auch UBS Warburg MG Technologies auf "add" beziehungsweise "buy" belassen. HSBC geht dabei von einem Kursziel von 12,50 Euro aus, UBS erwartet sogar 15 Euro.