Babcock Borsig Nächste Runde im U-Boot-Streit
Düsseldorf - Der Streit um die Neuordnung des Maschinen- und Anlagenbauers Babcock Borsig geht in die nächste Runde. US-Investor Guy Wyser-Pratte legte beim Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Beschwerde ein. Grund: Angeblich mangelhafte Informationspolitik des Unternehmens beim Verkauf seines 25-Prozent-Pakets an der Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW), Kiel.
Kreise: EU-Vorbehalte gegen Verkauf der HDW-Anteile
Das Paket wurde an das US-Beteilungsunternehmen One Equity Partners veräußert - vorbehaltlich einer Genehmigung durch die EU-Wettbewerbsbehörde. Unternehmensnahe Kreise berichten, dass auch hier Vorbehalte gegen den Deal bestehen. Die Frage laute, ob mit dem Verkauf der Anteile auch ein "Ausverkauf wertvollen deutschen Technologie-Knowhows" erfolge.
Vorwurf: "Unrichtige und unvollständige" Ad hoc
Den Eingang der Beschwerde von Wyser-Pratte beim BaFin bestätigte die Sprecherin der Wertpapieraufsicht, Sabine Reimer.
Außerdem stellte Wyser-Pratte, wie berichtet, vor einigen Tagen einen Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung. Reagiert das Unternehmen in den kommenden Wochen nicht auf den Antrag, könnte vor Gericht entschieden werden, ob es zu einer außerordentlichen Hauptversammlung kommt oder nicht.
Wyser-Pratte-Anwalt Thomas Heidel sagte gegenüber manager-magazin.de, er gehe davon aus, dass die Versammlung "im August oder September" stattfinden wird.
Investor Wyser-Pratte, der nach eigenen Angaben aktuell mehr als acht Prozent der Aktien an Babcock Borsig besitzt, wirft Vorstandschef Klaus Lederer in dem Brief ans Bundesamt vor, gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen zu haben.
In einer Ad hoc-Meldung habe er "unrichtige und unvollständige Angaben" zum Verkauf des Aktienpakets gemacht. Ein Verstoß gegen die Ad-hoc-Pflicht kann als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 1,5 Millionen Euro geahndet werden.
Institutionelle Investoren stützen Lederers Kurs
Wyser-Pratte war erst Anfang des Jahres mit fünf Prozent bei Babcock Borsig eingestiegen. Kurz danach war der Amerikaner - wie viele andere Aktionäre - von einem abrupten Strategiewechsel des Babcock-Managements überrascht worden, als Lederer den Verkauf der lukrativen Mehrheit am Weltmarktführer für nichtnukleare U-Boote HDW ankündigte. Seitdem hat sich der Wert der Babcock-Borsig-Aktie praktisch halbiert.
Auf der außerordentlichen Hauptersammlung will der US-Investor den Verkauf der HDW-Anteile verhindern und den Babcock-Vorstand entlassen. Doch stehen seine Chancen nach Einschätzung von Beobachtern schlecht, da die Mehrheit der Babcock-Aktien bei institutionellen Investoren liegt, die den Kurs Lederers unterstützen.