Investmentbanken Wenig positive Impulse vom Markt
Frankfurt - In der M&A-Beratung und im Aktienemissionsgeschäft war das erste Quartal dieses Jahres für die Investmentbanken das schlechteste seit Jahren die Erträge verringerten sich im Vergleich zum vierten Quartal des vergangenen Jahres um neun Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Boston Consulting Group (BCG) in ihrer neuesten Marktanalyse.
Alle führenden Investmentbanken, mit Ausnahme von Goldman Sachs, mussten laut BCG Einbußen verzeichnen. Dennoch seien die Gesamteinnahmen auf Grund der verbesserten Handelsergebnisse gegenüber dem Abschlussquartal 2001 um 16 Prozent und die Gewinnmarge um sechs Prozentpunkte auf 28 Prozent gestiegen. Der Vergleich zum Vorjahresquartal fällt wesentlich weniger schmeichelhaft aus: 21 Prozent weniger Einnahmen und eine um zwei Prozentpunkte geringere Gewinnmarge machen der Branche sorgen.
Morgan Stanley und Deutsche Bank in Europa führend
Laut BCG deutet alles darauf hin, dass sich die Märkte nicht sehr schnell erholen werden. Zudem stünden in den Unternehmen langwierige Umgestaltungen an. "Vom Markt sind in den nächsten Monaten wenig positive Impulse zu erwarten. Allerdings greifen in den meisten Häusern die Kostensenkungsprogramme, so dass sich die Ergebnissituation stabilisiert hat", fasst Ludger Kübel-Sorger, Leiter des Bereichs "Banking" bei BCG Deutschland, die Lage zusammen.
Die Zahlen im M&A-Geschäft sind allerdings dramatisch: Bei insgesamt 751 Transaktionen mit einem durchschnittlichen Volumen von 278 Millionen US-Dollar sank das weltweite M&A-Volumen im ersten Vierteljahr 2002 auf 232 Milliarden Dollar (Vorjahresquartal: 667 Milliarden Dollar). Das Volumen angekündigter Deals sank wie bereits in den vorangegangenen Quartalen erneut, auf jetzt nur noch 248 Milliarden Dollar. Die Marktführer (in Europa Morgan Stanley, in den USA und Asien Goldman Sachs) konnten ihre Stellung in diesem schwachen Marktumfeld aber behaupten.
Vom Anleihegeschäft kommen ebenfalls keine positiven Nachrichten: Bei den Bondemissionen wuchs der Markt zwar um fünf Prozent gegenüber dem letzten Quartal des vergangenen Jahres, doch bei Unternehmensanleihen sank das Volumen um 21 Prozent. Auch die Großwetterlage ist eher trübe. Laut BCG deuten viele Anzeichen darauf hin, dass sich die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte weiter verringern wird. Weltmarktführer Citigroup behielt seine Position; in Europa konnte die Deutsche Bank ihre beherrschende Stellung verteidigen.
Radikale Veränderungen sind möglich
Grundsätzliche Veränderungen könnten sich laut Kübel-Sorger im Research anbahnen: "Natürlich sind die Untersuchungen möglicher Interessenkonflikte im Research der Investmentbanken durch die Justiz- und Aufsichtsbehörden ein wichtiger Auslöser von Veränderungen. Zugleich repräsentieren Researchabteilungen im Investmentbanking und Aktienhandel einen großen Kostenblock, über dessen Wertschöpfung und Effizienz viele Häuser verstärkt nachdenken. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für den Research von Asset-Managern. Die Industrie ist daher viel offener, radikale Veränderungen der Researchprodukte, Organisationsstrukturen und Kompensationsmodelle in Betracht zu ziehen, als noch vor zwölf Monaten."