MG Technologies Kajo in der Zwickmühle
Frankfurt- Langsam scheint es für Kajo Neukirchen, den Vorstandsvorsitzenden der MG Technologies, eng zu werden. Wie das "Handelsblatt" in seiner Dienstagsausgabe schreibt, sollen jetzt auch die Großaktionäre Deutsche Bank und Allianz auf Distanz zum "härtesten Sanierer Deutschlands" gehen.
Wie die Zeitung aus Bankkreisen erfahren haben will, sollen Deutsche Bank (hält 11,9 Prozent an MG) und Allianz (13 Prozent) mit den Vorschlägen des Großaktionärs Otto Happel (10 Prozent) sympathisieren. Happel will die ehemalige Metallgesellschaft aufspalten und fordert gleichzeitig die Ablösung Neukirchens an der MG-Spitze.
Allianz und Deutsche Bank wollen verkaufen
Gegenüber manager-magazin.de hieß es aus München, die Allianz kommentiere keine Meldungen zu einzelnen Beteiligungen. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass der Versicherungskonzern eine Bereinigung des umfassenden Portfolios an Industriebeteiligungen anstrebt.
Die von der rot-grünen Bundesregierung eingeführte steuerliche Befreiung für Entflechtungen dieser Art wurde von Allianz-Vormann Henning Schulte-Noelle erst jüngst auf der Bilanz-Pressekonferenz verteidigt.
Auch die Deutsche Bank will sich als Großinvestor aus der Industrie zurückziehen. In der vom designierten neuen Vorstandsprecher Josef Ackermann eingeführten Führungsstruktur sitzt mit Ted Virtue ein eigens für diese Aufgabe angeheuerter Manager im obersten operativen Gremium der Bank.
Die neue Riege an der Spitze des Frankfurter Finanzkonzerns dürfte zu einem der größten Probleme für Kajo Neukirchen werden. Vom Vorstand der Deutschen Bank, der ihn 1993 bei der Metallgesellschaft inthronisierte, ist keiner mehr im Führungszirkel übrig geblieben.
Da die Herren der Deutschland AG, Ackermann und Schulte Noelle, bei der Neuordnung ihrer Beteiligungsgeflechte aber nicht nur Steuervorteile, sondern auch satte Erlöse einstreichen wollen, werden sie mit der Schaffung einer neuen Anlagenbau-Holding so lange warten, bis die Kurse der betroffenen Unternehmen wieder deutlich gestiegen sind.
Werden MG, Linde, MAN und ThyssenKrupp verschmolzen?
Aktuell notiert MG Technologies bei rund 10,5 Euro. Damit hat sich der Aktienkurs seit dem 11. September (4,4 Euro) mehr als verdoppelt. Gegenüber dem 52-Wochen-Hoch im März bei rund 14 Euro hat MG aber schon wieder deutlich eingebüßt.
Nicht viel besser erging es in den vergangenen Wochen den Aktien von Linde und ThyssenKrupp. Beide Konzerne werden immer wieder, zusammen mit MAN und MG, als Kandidaten für die Schaffung einer "Deutsche Anlagenbau-AG" gehandelt.
Zwickmühle für MG-Chef Neukirchen
Kajo Neukirchen, der am Mittwoch Zahlen vorlegt, steckt also in der Zwickmühle. Steigert er den Aktienkurs von MG in die Nähe des Allzeithochs von 23 Euro, beschleunigt er die Verschmelzung seines Konzerns. Dass er in der neuen Holding einen Vorstandsposten bekommen könnte, ist wohl ausgeschlossen.
Er kann es sich aber auch nicht erlauben, den MG-Kurs künstlich zu drücken. Denn die ihn ehemals schützenden Großaktionäre, vor allem die Deutschen Bank, könnten genau das zum Anlass nehmen, ihn schon vor einer Fusion aus dem Vorstand zu werfen.
Ein Trost dürfte Neukirchen ob dieser schlechten Ausgangs-Situation bleiben: Da er zu den bestbezahltesten Managern Deutschlands gehört, wird ein wie auch immer aussehender Abgang nicht sein finanzieller Schaden sein.