Linde "Wir sind zuversichtlich"
München Die letzte Hauptversammlung des Wiesbadener Dax-Konzerns Linde unter seinem alten CEO Gerhard Full verlief - trotz des schwierigen Marktumfeldes - einvernehmlich und harmonisch. Die optimistischen Prognosen des scheidenden Vorstandschef dürften dazu beigetragen haben: "Für das Gesamtjahr sind wir zuversichtlich, vor allem nach dem Ergebnis des ersten Quartals", sagte Full den Aktionären in München.
Fusionsplänen allerdings erteilte er eine klare Absage. "Einige Kranke mit wenigen Gesunden zu verbinden, verspricht keinen Erfolg, sagte Full. Presseberichte über eine geplante "Deutsche Anlagenbau AG" seien nicht zutreffend. Er trat damit Spekulationen entgegen, Linde könnte Teile der Münchner MAN, der Frankfurter MG Technologies und der Düsseldorfer ThyssenKrupp AG aufnehmen.
Fusion klar abgelehnt
Full machte aus seiner Ablehnung solcher Pläne keinen Hehl. Größe, so sein Argument, führe in der Branche nicht automatisch zum Erfolg. Die Anlagenbau-Kunden suchten Spezialisten, keine Generalisten.
Trotz der deutlich abflauenden Konjunktur konnte Linde in den vergangenen drei Monaten Wachstum verzeichnen. Der Konzern-Umsatz kletterte um 2,1 Prozent auf zwei Milliarden Euro. Der operative Gewinn ging zwar um 4,8 Prozent auf 118 Millionen Euro zurück. Doch trieben ein geringer Zinsaufwand und der Verkauf einer einprozentigen Beteiligung an der Dresdner Bank den Gewinn vor Steuern um 6,3 Prozent auf 51 Millionen Euro in die Höhe.
Kostensenkungsprogramme sollen greifen
"Wir sind überzeugt, dass die eingeleiteten Kostensenkungsprogramme greifen werden", sagt Full. Darüber hinaus bemüht sich das Unternehmen bestehende Finanzverbindlichkeiten zu reduzieren. Um dies zu erreichen, will Linde das künftige Investitionsvolumen auf sieben Prozent des Umsatzes runterfahren.
Für das Jahr 2003 hält die Konzernleitung weiterhin an ihrem Renditeziel von 17 Prozent fest. Derzeit beträgt die Ebitda-Marge 15,2 Prozent.
Linde setzt weiter auf Wachstum der Kernbereiche
"Es ist dieses Mal sehr schwierig, genaue Prognose zu treffen", sagte Full. "Zwar deuten die Indikatoren der Wirtschaftsforschungs-Institute auf Aufschwung, doch ist diese Tendenz auf den Absatzmärkten noch nicht zu erkennen", sagte Full. Zudem dürften die Risiken eines steigenden Ölpreises und überhöhter Tarifabschlüsse nicht außer Acht gelassen werden.
Der Mischkonzern werde sich auch weiterhin auf das Ertragswachstum seiner drei Kernbereiche konzentrieren: Gas- und Engineering, Material Handling und Kältetechnik. In allen drei Märkten habe das Unternehmen in der Vergangenheit mit einem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen gehabt. Die Entwicklung der Bereiche fiel in den vergangenen drei Monaten unterschiedlich aus.
Verschiedene Bereiche - verschiedene Entwicklung
Im Bereich Gas und Engineering konnte der weltweit viertgrößte Hersteller von Industriegasen den Umsatz um fünf Prozent auf 1,166 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis legte um fast 18 Prozent auf 158 Millionen Euro zu. Zum guten Ergebnis trug vor allem die Sparte Healthcare bei. Sie legte ein Umsatzplus von 11, 7 Prozent vor.
Im Bereich Material Handling (u.a. Gabelstapler) festigte sich der Umsatz mit 702 Millionen Euro zwar nahezu auf Vorjahresniveau, doch brach der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 36 Millionen Euro auf 17 Millionen Euro ein. Linde macht hier die abwartende Investitionsneigung der Kunden verantwortlich.
Full geht, Reitzle kommt
Im Bereich Kältetechnik dagegen ging der Umsatz um fast sechs Prozent zurück, das operative Ergebnis blieb mit einem Verlust von 22 Millionen Euro auf Vorjahresniveau.
Auf dieser Hauptversammlung präsentierte Gerhard Fulls zum letzten Mal die Geschäftsaussichten in seiner Funktion als Konzernchef. Er wird sein Amt am 31. Dezember an Wolfgang Reitzle übergeben. Der ehemalige BMW- und Ford-Manager ist erst seit dem vergangenen Freitag ordentliches Mitglied im Linde-Vorstand.
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