Volkswagen "Am Ende hatte ich Bentley und Pischetsrieder"
Wolfsburg - "Er kommt über Sektor 15", raunt der Sicherheitsmann hörbar gestresst in sein Funkgerät. Fast wäre den Security-Leuten der eigene Chef durch die Lappen gegangen. Denn Ferdinand Piëch, der den guten Kilometer vom Verwaltungsgebäude des Volkswagenkonzerns zum Pressezentrum in einem schwarzen Phaeton zurücklegte, wählte lieber den Seiteneingang und umging somit auf dem Weg zur diesjährigen Jahrespressekonferenz das Spalier der Foto- und Fernsehkameras.
Ganz anders Bernd Pischetsrieder: Der designierte Piëch Nachfolger sonnte sich bereits gut gelaunt im Scheinwerferlicht, als sein Vorgänger zum Gruppenfoto mit den übrigen Vorstandskollegen erschien. Schon am Vorabend hatte sich Pischetsrieder auf einem Empfang für die rund 300 nach Wolfsburg gereisten Medienvertreter in bester Laune präsentiert und nach Rotbarbe und Deichlamm eine große Zigarre geschmaucht.
Der Stil dürfte sich also ändern bei Volkswagen. Auf den oft unnahbar wirkenden Technik-Freak Piëch folgt mit Bernd Pischetsrieder die bayerisch-joviale Variante eines Automanagers.
Piëch, der nur ein paar einleitende Worte sprach und ansonsten Pischetsrieder das Wort überließ, verabschiedete sich zum Schluss seines Statements mit den Worten "Auf Wiedersehen" von den Journalisten. Diese wiederum erwiesen ihm - für Pressekonferenzen sonst nicht üblich - mit höflichem Applaus ihre Reverenz.
Beifall hatte Piëch in den vergangenen Wochen auf seiner Abschiedstournee durch die deutschen VW-Standorte gleich mehrmals genießen dürfen. Als er sich zum Beispiel in der vorvergangenen Woche von der Wolfsburger Belegschaft in der Halle des werkseigenen Güterbahnhofes verabschiedete, will so mancher der anwesenden VWler sogar eine Träne der Rührung bei Piëch gesehen haben. "Der kann ja auch Gefühle zeigen", so ein VW-Mitarbeiter erstaunt.
Die Wolfsburger wissen, was sie Ferdinand Piëch zu verdanken haben: Neben der Sanierung des Konzerns hat er ihnen mit der Autostadt eine echte Attraktion geschenkt und als Sponsor des VFL Wolfsburg geholfen, Erstliga-Fußball an den Mittellandkanal zu holen.
"Er hat mich auch als Mensch überzeugt"
Auf der Jahres-PK am Dienstag wirkte Piëch sehr entspannt. Während Pischetsrieder auf die Frage, ob VW in Zukunft die Vorstandsgehälter offen legen werde, schroff mit "das dient doch nur der Befriedigung von Neidfaktoren" reagierte, suchte Piëch den Ausgleich. "Da sind zuerst andere dran und dann wir. Aber dann wird man sehen, dass in Wolfsburg nicht die bestbezahlten Manager sitzen", sagte der Österreicher.
Auch auf die Frage, ob er seinem Nachfolger einen Rat mit auf den Weg gegeben hätte, blieb er salomonisch: "Er soll es so machen, wie er es für richtig hält. Was ich bei BMW und Seat von ihm gesehen habe, hat mich überzeugt."
Angesprochen auf den Umstand, dass aus den erbitterten Gegnern beim Kampf um Rolls-Royce und Bentley Partner geworden seien, wurde Piëch schon fast persönlich: "Ich habe Herrn Pischetsrieder als Verhandlungspartner, Unternehmensführer und Mensch schätzen gelernt. Wir wollten beide Bentley. Am Ende hatte ich Bentley und Pischetsrieder."
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