Volkswagen Schwieriger Start
Wolfsburg - Der weltweite Einbruch auf den Automärkten hat Volkswagen mit voller Wucht getroffen. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres werden die Fahrzeugauslieferungen um 6,5 Prozent zurückgehen, sagte der designierte Vorstandschef Bernd Pischetsrieder am Dienstag in Wolfsburg. Besonders schlimm sei die Lage bei der Markengruppe Volkswagen, die sogar um neun Prozent einbrach. Die sportliche Audi-Gruppe lag um 1,7 Prozent über dem Vorjahresquartal. Arbeitsplätze seien aber nicht in Gefahr. Die Entwicklung der Gesamtmärkte sei "alles andere als zufrieden stellend."
Dennoch ist Pischetsrieder für das Gesamtjahr "durchaus guter Dinge". Grund sei eine Vielzahl neuer Produkte, sagte er am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Wolfsburg. An der Börse gab der VW-Aktienkurs nach: Am Nachmittag hatte die Aktie des Konzerns 2,93 Prozent verloren und gehörte mit Infineon und Lufthansa zu den größten Verlierern im Dax.
Große Sorgen macht den VW-Managern das wichtigste Konzernmodell, der Golf. Hier ging der Absatz bis Ende Februar um 7,5 Prozent zurück. Das verwandte Modell Bora brach um sechs Prozent ein. VW reagierte laut Robert Büchelhofer mit umfassenden kostenlosen Ausstattungspaketen. Rabatte werde es aber nicht geben.
Die Krise ist noch lange nicht vorbei
Pischetsrieder rechnet damit, dass die weltweite Autokrise nicht schnell zu Ende sein wird. Er erwartet, dass in den USA der Autoabsatz erst zur Jahresmitte wieder anziehen wird, in Westeuropa sogar erst zum dritten Quartal. Trotzdem will er über das Jahr gesehen beim Gewinn keine Abstriche machen. "Es ist unser Ziel, das Rekordergebnis 2001 mindestens zu halten", sagte Pischetsrieder, der Mitte April den Chefposten bei Volkswagen übernehmen wird.
Der Konzern will mit neuen Automodellen, Kostensenkungen und neuen Geschäftsmodellen den Einbruch im Markt abfedern (siehe "Autosalon: Götterwagen und Heilsbringer"). Pischetsrieder kündigte durchgreifende Änderungen an: So werden im krisengeschüttelten Argentinien 105 Millionen Euro für eine Restrukturierung ausgegeben. Damit soll unter anderem eine Autofabrik deutlich verkleinert werden. "Es gilt die Kostenstrukturen im Konzern zu verbessern", sagte er.
Dazu zählt er ein neues so genanntes Drehscheibenkonzept in der Produktion: Dabei werden verschiedene Modelle auf dem selben Band produziert. Das ermögliche eine bessere Reaktion auf Nachfrageschwankungen und spare Lagerkosten. Außerdem sollen neue Modelle wie der Audi A4 Cabrio, A4 Kombi oder Seat Ibiza wieder mehr Käufer in die Autohäuser locken.
Abschied von Piëch
Zuvor hatte der scheidende Vorstandschef Ferdinand Piëch einen Rückblick auf seine neun Jahre an der Konzern-Spitze gegeben. "Wir verzeichnen eine signifikante Verbesserung der Kennzahlen des Unternehmens über die letzten neun Jahre", erklärte er. Piëch wechselt Mitte April an die Spitze des VW-Aufsichtsrates.
Der Konzernlenker verabschiedet sich mit einem Rekordergebnis: Der Umsatz stieg im Jahr 2001 um 6,4 Prozent auf 88,5 Milliarden Euro, das Vorsteuerergebnis kletterte um 18,6 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Das Nachsteuerergebnis stieg um zwölf Prozent auf 2,9 Milliarden Euro.
Zum umstrittenen Premium-Auto Phaeton äußerte sich Pischetsrieder zurückhaltend. Er habe das Projekt nicht von Anfang an begleitet, stehe sozusagen außen vor, aber "es wird allen Ansprüchen gerecht, die in diesem Segment gestellt werden." Es übertreffe viele seiner Wettbewerber.
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