Wünsche AG Rettung in letzter Minute - Joop wird verkauft
Hamburg - Großaktionäre, Banken und die Hamburger MPC Holding haben sich auf ein Sanierungskonzept der insolventen Wünsche AG geeinigt und damit das Aus des Hamburger Modekonzerns in letzter Minute abgewendet. Die MPC Holding will Wünsche fortführen. Eine entsprechende Vereinbarung werde bis zum Wochenende von allen Beteiligten unterzeichnet werden, bestätigte Jens Lafrenz, Vorstandsmitglied der MPC-Gruppe, gegenüber manager-magazin.de.
Nach eingehender Prüfung erachte es MPC als sinnvoll, die Wünsche Holding mit ihren Tochtergesellschaften Miles, Jansen, Cinque und Joop! zu übernehmen, erklärte der Sprecher. "Aus dem Wünsche-Portfolio passen Joop und Cinque allerdings nicht in unser Konzept." Joop stehe zum Verkauf. Es gebe Interessenten. "Wir haben allerdings keine verbindliche Zusage", sagte Lafrenz weiter.
Cinque sei eine entwicklungsfähige Marke und Unternehmenseinheit, die MPC nicht direkt in das Discounter-Konzept einbinden würde. "Cinque wollen wir getrennt fortentwickeln", so der Sprecher.
Kauft Joop sein früheres Unternehmen zurück?
Nach Aussagen von Branchenkennern habe offenbar die international tätige Goldpfeil-Gruppe, die im Bereich Schmuck- und Lederwaren tätig ist, Interesse an den Töchtern Joop und Cinque bekundet. Als mögliche Kaufinteressenten seien auch der Hamburger Modedesigner Wolfgang Joop und der ehemalige Großaktionär Richard Ortmann mit noch unbekannten Partnern im Gespräch.
Das Hamburger Familienunternehmen MPC Holding ist in den Bereichen Handel und Finanzdienstleistungen tätig. Es ist in die vier Bereiche Kapitalanlagen, Schiffbau und Schifffahrt, Commodities und Maschinen und Consumer Goods gegliedert. Die Gruppe erwirtschaftete im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben ein Geschäftsvolumen von mehr als zwei Milliarden Mark.
MPC: Dienstleister für den Discounthandel
Das MPC-Interesse an der Übernahme der Wünsche AG fußt insbesondere auf dem Handelssektor. Die Textilhäuser Miles und Jansen beliefern bereits Großabnehmer wie Wal-Mart, Aldi oder Lidl und passen nach Aussage des Sprechers sehr gut in das Geschäftsfeld "Consumer Goods" von MPC. In diesem Feld würden "umfassende Dienstleistungskonzepte für den Discounthandel" entwickelt. "Diesen Bereich wollen wir weiter ausbauen", sagte der Sprecher weiter.
Banken und Gläubiger verzichten auf Millionen
Der Wünsche-Konzern ist mit rund 150 Millionen Euro verschuldet und sucht bereits seit längerer Zeit nach einem strategischen Investor. Wünsche soll durch eine Barkapitalerhöhung verbunden mit einem Kapitalschnitt auf eine überlebensfähige Kapitalgrundlage gestellt werden. Den an der Sanierung beteiligten Banken und Gläubigern hat MPC offenbar einen hohen Forderungsverzicht abringen können. Allerdings machte der Sprecher keine konkreten Angaben zu der Summe.
MPC bringe die eigenen Töchter Siemssen & Co und Pharma Impuls in das Rettungskonzept ein. Diese beliefern als Marketing- und Dienstleistungsunternehmen mit Unterhaltungselektronik sowie rezept- und apothekenfreien Arzneimittel den Discounthandel.
Wünsche bleibt an der Börse notiert
MPC werde die unternehmerische Führung bei Wünsche übernehmen. "Der Hamburger Modekonzern bleibt an der Börse notiert", versicherte der Sprecher. MPC hatte nach Presseberichten offenbar schon vor der Wünsche-Krise geplant, seine Handelsaktivitäten im Bereich Unterhaltungselektronik an die Börse zu bringen. Diese Sparte könne jetzt ohne weiteres bei Wünsche eingegliedert werden.
Neuer Name, aber keine Entlassungen geplant
"Der Standort wird auf alle Fälle Hamburg bleiben. Wir denken allerdings aus Gründen der Kommunikation über einen neuen Namen nach", sagte der Sprecher. Entlassungen soll es nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge nicht geben.
Der Hamburger Modekonzern hatte vor Weihnachten ein Insolvenzverfahren beantragt, weil mit Verlusten von knapp 18 Millionen Euro bis Jahresende gerechnet wurde. Somit wäre die Hälfte des Grundkapitals verbraucht gewesen. "Wir rechnen jetzt damit, dass der Richter der Rücknahme des Insolvenzantrages zustimmen wird", sagte der Sprecher. Die Entscheidung darüber soll bis zum 21. Januar fallen.