Transrapid Eichel greift ein
Schanghai - Medienberichte über deutsch-chinesische Verstimmungen beim Bau der Magnetschwebebahn Transrapid haben jetzt auch bei den Politikern beider Länder zu Irritationen geführt. Finanzminister Hans Eichel (SPD) räumte am Samstag bei seinem Besuch in der südostchinesischen Stadt Schanghai zeitweilige Probleme zwischen dem deutschen Konsortium Thyssen-Krupp sowie Siemens und den chinesischen Herstellern des 33 Kilometer langen Fahrweges ein.
Testbetrieb soll 2003 starten
Große Aufmerksamkeit in China erlangte ein Bericht der "Wirtschaftswoche", in dem von Unstimmigkeiten beider Seiten und sogar von einem möglichen Scheitern gesprochen wurde. Dies wurde vom neuen Bürgermeister von Schanghai, Chen Liangyu, bei dessen Zusammenkunft mit Eichel ausdrücklich kritisiert. In der Öffentlichkeit werde damit "ganz Schanghai verurteilt".
Wenn das Projekt ein Erfolg werde, könne man gemeinsam auch die Folgestrecke von 380 Kilometern zwischen Schanghai und Hangzhou anpacken. Eichel erwiderte: "Wir haben eine freie Presse. Ich muss auch mit Meldungen leben, die mir nicht immer passen." Er räumte zeitweilige Probleme ein, die jetzt aber überwunden seien.
Beim deutschen Konsortium wurde auf Anfrage betont, man sei im Zeitplan. Zum 1. Januar 2003 solle der Testbetrieb und im weiteren Jahresverlauf der normale Fahrbetrieb aufgenommen werden. Das vor knapp einem Jahr mit Regierungsbeteiligung vertraglich auf die Schiene gesetzte Projekt kostet zusammen rund 1,3 Milliarden Euro.
Strecke Schanghai-Peking entscheidet
Thyssen-Krupp und Siemens erhoffen sich am ehesten von der von den Chinesen ebenfalls ins Auge gefassten 1.300-Kilometer-Prestigestrecke Schanghai-Peking einen endgültigen Durchbruch ihrer Transrapid-Technologie. Eichel sieht jetzt Chancen, dass die deutsche Magnetschwebetechnik weltweit zum Einsatz kommt und einzelnen Ländern auch dann "Beine macht", wenn die erste Referenzstrecke in China und nicht in Deutschland gebaut werde.
Das Handelsblatt hatte über gegenseitige Verdächtigungen und Mängelrügen beider Vertragspartner berichtet. Angesichts der Schwierigkeiten am Bau, Qualitätsverluste und mangelnder Qualitätskontrolle sei der Termin Anfang 2003 gefährdet.
Weitere Themen bei Eichels Besuch in Fernost sind die weltwirtschaftliche Lage, die Sicherung der Finanzstabilität und die Einführung des Euro-Bargeldes. Sie soll bei Eichels nächster Station Hongkong eine besondere Rolle spielen, wo er die Euro-Ausstellung 2002 der Europäischen Handelskammer eröffnen wird.