Hamburg - Ein Ron Sommer, 52, findet immer Trost. "Die T-Aktie hat sich parallel zur US-Technologiebörse Nasdaq entwickelt - im Positiven wie im Negativen", exkulpierte sich der Telekom-Chef jüngst auf der Funkausstellung in Berlin.
Als seine Volksaktie nur eine Richtung kannte, nämlich die nach oben, störte ihn die Irrationalität der Märkte nicht. Jetzt fühlt er sich verfolgt. Das T-Papier sei deutlich unterbewertet, klagt er.
Eines ist wahr: Noch nie gab es so viel Telekom für so
wenig Geld. Gegenüber ihrem Höchststand im März vergangenen
Jahres hat die T-Aktie fast 80 Prozent ihres Werts
eingebüßt. Die Marktkapitalisierung des größten
europäischen Telefonkonzerns ist von 315 auf knapp 80
Milliarden Euro abgestürzt.
Sommer versteht die Welt nicht mehr. Er sieht sich als
Opfer launischer Finanzmärkte und inkompetenter Analysten.
Immer wieder betont er, dass sein Unternehmen "unübersehbar
auf Erfolgskurs" sei.
Eloquent wie ein amerikanischer Fernsehprediger preist er die "herausragende Markt- und Wettbewerbsposition" des deutschen Telefonriesen.
Vergeblich. Selbst aufwändige Feldzüge der Telekom-Vorstände in die Finanzzentren der Welt lassen die
Investoren kalt. Gute Nachrichten, wie jüngst der Verkauf
der Kabelnetze, änderten nichts am desolaten Kursverlauf.
Ron Sommer hat das Vertrauen der Anleger erst einmal
verspielt. Allzu beredt hat er die Probleme des Konzerns
heruntergespielt, Visionen statt Fakten verkauft.
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Deutsche Telekom
Milliardenspiel mit ungewissem Ausgang