Telekom Große Worte

Konzernchef Ron Sommer und sein neuer US-Partner und Voicestream-Chef John Stanton loben sich selbst. Sie sehen ein "transatlantisches Powerhouse" entstehen. Zweifel lassen sie nicht gelten.

Bellevue - Nach der Übernahme der amerikanischen Mobilfunkunternehmen Voicestream und Powertel sieht Sommer seinen Konzern im Wachstumsmarkt USA in einer ausgezeichneten Ausgangsposition.

Der Vorstands-Chef der Deutschen Telekom sagte am Freitag am Voicestream-Firmensitz Bellevue, gemeinsam werde man ein "transatlantisches Powerhouse der Mobilkommunikation" aufbauen. Voicestream-Gründer Stanton sprach von "großartigen Zukunftsaussichten".

34 Milliarden Euro teures Standbein

Die Deutsche Telekom hatte die Übernahme des Mobilfunkers Voicestream und des kleineren Anbieters Powertel am Donnerstag abgeschlossen. Damit entstand der erste transatlantische GSM-Mobilfunkbetreiber.

Für das neue Standbein auf dem wichtigen US-Markt zahlte die Telekom insgesamt fast 34 Milliarden Euro (rund 66,3 Milliarden Mark). Den größten Teil des Betrages brachte sie in Aktien auf. Die bisherigen Aktionäre von Voicestream halten künftig etwa ein Viertel der Besitzanteile an der Deutschen Telekom. Wichtiger Nebeneffekt: Mit Abschluss des Geschäftes ist die Deutsche Telekom erstmals mehrheitlich in Privatbesitz. Der Anteil des Bundes verringert sich von 59,6 Prozent auf 43 Prozent.

Voicestream und Powertel bedienen zusammen rund 5,4 Millionen Kunden in den USA. Wichtig sind für die Telekom allerdings die Wachstumsaussichten: Das Lizenzgebiet der Mobilfunkbetreibers erfasst 97 Prozent der amerikanischen Bevölkerung und damit mehr als 273 Millionen potenzielle Kunden.

Stanton pocht auf Eigenständigkeit

Der Vorstandsvorsitzenden der Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile International, Kai-Uwe Ricke, kündigte an: "Ab heute können auch die meisten europäischen Kunden von T-Mobile in Europa und den USA zu einem einheitlichen Tarif roamen." Außerdem will die Telekom ihre Kunden auf beiden Seiten des Atlantiks künftig mit weltweiten Mehrwertdiensten und modernen mobilen Hochgeschwindigkeits-Anwendungen im GPRS-Standard versorgen.

Voicestream-Gründer Stanton betonte die Vorteile der Übernahme: "Als ein Unternehmen werden wir gemeinsam in der Lage sein, weltweit einzukaufen, Strategien auf globaler Basis zu entwickeln und innovative Mobilfunkdienste anzubieten, die große Vorteile für unsere Kunden in allen Märkten haben, in denen wir präsent sind."

In einem Interview mit dem Münchener Nachrichtenmagazin "Focus" pochte der Manager, der künftig die US-Geschäfte der Telekom leiten soll, allerdings gleichzeitig auf Eingeständigkeit.

Näher bei den US-Kunden

"Natürlich ist Bonn wichtig, wenn es um die Finanzierung oder um strategische Fragen geht", sagte Stanton dem Blatt. "Doch der Schlüssel zu unserem Erfolg, an dem die Telekom ja teilhaben möchte, ist unsere Nähe zu den Kunden."

Im Moment schreibt das US-Mobilfunkunternehmen noch rote Zahlen. Doch dies soll sich schnell ändern. "Wir werden im laufenden Jahr 300 Millionen Dollar Verlust einfahren, etwa die Hälfte davon im ersten Quartal. Hält das Wachstumstempo an, schreiben wir in der zweiten Jahreshälfte schwarze Zahlen", zitierte "Focus" den Manager.

Stanton sagte laut "Focus": "Bis Ende 2003 werden sich 170 Millionen Amerikaner für einen Mobilfunker entscheiden, davon 100 Millionen Neukunden. Voicestream hat alle Chancen, überdurchschnittlich viele von ihnen zu gewinnen."

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