Deutsche Telekom "Kursverlauf absolut unbefriedigend"
Teil 4
Doch nun zum Konzernüberschuss - er wurde im Geschäftsjahr 2000 von 1,3 Mrd. Euro auf 5,9 Mrd. Euro gesteigert. In keinem anderen Geschäftsjahr bisher hat die Deutsche Telekom einen Konzernüberschuss in dieser Höhe ausweisen können. Die Steigerung des Konzernüberschusses wurde von einer ganzen Reihe positiver Faktoren beeinflusst. Dazu gehören beispielsweise die steuerfreien Verkäufe von Beteiligungen, der Börsengang von T-Online oder auch die Anteilsverkäufe von Kabelgesellschaften.
Dass wir diese Erträge realisieren konnten, ist Resultat einer konsequenten Unternehmenspolitik. Wir haben in den genannten Bereichen über Jahre hinweg erhebliche Vermögenswerte aufgebaut. So haben wir beispielsweise unser eingesetztes Kapital bei Global One verdreifacht, bei unserer italienischen Beteiligung Wind sogar fast versiebenfacht. Diese aufgebauten Vermögenswerte haben wir nun kapitalisiert und die mit der Zeit gewachsenen Erträge gehoben.
Wir haben auf diese Weise ein Ergebnis von insgesamt 10,1 Mrd.Euro (nach Steuern) generiert. Gleichzeitig haben wir aber auch Kosten von insgesamt 4,3 Mrd. Euro für die Zukunft eliminiert und als "außerordentlichen Aufwand" dagegen gerechnet.
Zu diesen Kosten, die wir für die Zukunft herausgenommen haben, gehören beispielsweise Sonderabschreibungen von 1 Mrd. Euro, die aus der forcierten Umstellung der alten Netzwerkarchitektur auf moderne Glasfasertechnologie herrührt. Außerdem haben wir für Anlagenabgänge sowie Rückstellungszuführungen weitere 0,9 Mrd. Euro aufgewendet. Auch haben wir im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern schon ab dem Zeitpunkt des Erwerbs der UMTS-Lizenzen - und nicht erst mit Inbetriebnahme der Netze - begonnen, diese abzuschreiben. Zu dieser Kostenposition gehört ebenfalls die öffentlich vieldiskutierte Wertberichtigung von 2 Milliarden Euro bei den Immobilien.
Hierzu möchte ich etwas ausführlicher Stellung nehmen. Diese außerplanmäßige Abschreibung in Form einer pauschalen Risikovorsorge ist direkter Ausdruck und Konsequenz unserer Strategie, schneller und in deutlich größerem Umfang als bisher geplant Teile des Immobilienbestands zu veräußern, um so Liquidität für die weitere Zukunftsicherung des Konzerns freizusetzen. Es handelt sich um eine rein bilanztechnische Maßnahme, die zu keinem Geldabfluss führt.
Ich möchte in diesem Zusammenhang mit allem Nachdruck betonen, dass die Deutsche Telekom die Immobilienwerte im Rahmen der Eröffnungsbilanz und der Folgebilanzen rechtlich einwandfrei ermittelt hat. Das Grundvermögen wurde dabei von einem angesehenen und erfahrenen Gutachter bewertet, übrigens mit einer Methode, die ähnlich auch von anderen Unternehmen verwendet wurde.
Alle Bilanzen wurden stets gewissenhaft, korrekt und selbstverständlich unter Beachtung aller rechtlichen Vorschriften aufgestellt. Die Eröffnungsbilanz wurde von einer der allerersten Adressen unter den internationalen Wirtschaftsprüfern geprüft und testiert. Auch die Richtigkeit der Folgebilanzen wurde uns uneingeschränkt testiert.
Selbstverständlich stellen wir uns der öffentlichen Diskussion und schlagen daher der Hauptversammlung die Bestellung eines weiteren unabhängigen Abschlussprüfers vor. Dieser wird gemeinsam mit unserem bisherigen Abschlussprüfer die Prüfung der Bilanz 2001 vornehmen. Hätten wir unsere Immobilienstrategie nicht zugunsten der weiteren Konzernentwicklung geändert, wäre diese Bewertungsanpassung nicht notwendig gewesen - und auch nicht zulässig. Erst durch die Entscheidung, die Grundstücke verstärkt zu verkaufen, wurde eine Neubewertung notwendig.
Wie eine solche Neubewertung eines Vermögensgegenstandes zu erfolgen hat, gibt die deutsche Rechnungslegung eindeutig vor: Sie zwingt zur Berücksichtigung niedrigerer Werte und lässt Aufwertungen in keinem Fall zu. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch zu den Vorwürfen Stellung nehmen, die gegen mich persönlich erhoben wurden. Mir wird vorgeworfen, über angeblich falsche Bewertungen von Immobilien informiert gewesen zu sein und nichts unternommen zu haben. Ich betone noch einmal mit allem Nachdruck, dass diese Vorwürfe keinerlei Grundlage haben. Allein schon aus den sachlichen Gründen, die ich Ihnen vorhin gerade zu dem Thema dargelegt habe.
Aber auch weil wir im Jahr 1998, als die massiven und tendenziösen Vorwürfe aufkamen, umgehend darauf reagiert haben. Ich habe gemeinsam mit den anderen Vorstandsmitgliedern und in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat eine umfassende und rasche Überprüfung durch eine weitere unabhängige und renommierte Prüfungsgesellschaft veranlasst.
Diese erneute Prüfung kam zu dem Schluss, dass sowohl die gewählte Methode wie auch die erzielten Ergebnisse gut vertretbar waren. Das haben wir seinerzeit auch dem Aufsichtsrat berichtet. Ich hoffe, damit ist deutlich geworden, dass wir die erhobenen Vorwürfe von Anfang an sehr ernst genommen haben. Das gilt für mich persönlich, ebenso wie für den Gesamtvorstand als auch den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom. Ich bin zuversichtlich, dass das Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, die aufgrund einer Strafanzeige aufgenommen werden mussten, am Ende die Unbegründetheit der Vorwürfe offenbart.
Soviel zu diesem Thema. Ich möchte Ihnen nun noch einige weitere wichtige Kennzahlen zum Geschäftsjahr 2000 nennen. Beim EBITDA - dem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen - konnten wir eine Steigerung von gut 42 Prozent erreichen: von 14,5 Mrd. Euro auf 20,7 Mrd. Euro. Diese Messgröße wird für den Kapitalmarkt bekanntlich immer entscheidender, da sie die operative Ergebniskraft eines Konzerns - gerade in Wachstumszeiten - deutlich widerspiegelt.
