Siemens 2000 Netzwerker müssen gehen
München/London - Mit der Streichung von nochmals 2000 Arbeitsplätzen reagiert der Siemens-Konzern auf die anhaltende Flaute im Telekommunikationssektor. Damit sollen im Mobilfunk- und im Netzwerkgeschäft nun insgesamt 8100 Stellen abgebaut werden. Die "schwierigen Marktverhältnisse" bei Mobiltelefonen und UMTS-Netzen würden voraussichtlich auch in den nächsten Monaten anhalten, teilte der Konzern am Donnerstag anlässlich einer Analystenkonferenz in London mit. Mit den neuesten Beschlüssen streicht der Konzern im Handybereich und bei den Netzwerken jeweils etwa jede zehnte Stelle. Weltweit beschäftigte Siemens insgesamt zuletzt 464.000 Mitarbeiter, darunter 185.000 in Deutschland.
In den vergangenen Monaten verzeichnete Siemens in seinem Arbeitsgebiet "Information and Communications" deutliche Gewinnrückgänge. Insgesamt strebt Siemens im Mobilfunkbereich (ICM) jährliche Einsparungen von 600 Millionen Euro und bei den Netzwerken (ICN) von 800 Millionen Euro an. "Wir halten trotz der aktuellen Marktschwäche an unseren mittelfristigen Zielmargen fest. Die eingeleiteten Maßnahmen werden die Ertragskraft deutlich stärken", sagte der zuständige Siemens-Vorstand Volker Jung in London. In den nächsten Quartalen fallen bei ICM und ICN allerdings Restrukturierungskosten von insgesamt bis zu 450 Millionen Euro an.
Erst Ende April hatte der Konzern mitgeteilt, bei den Netzwerken würden 3500 Stellen gestrichen. Nun sollen bei ICN noch einmal 2000 Arbeitsplätze quer durch den ganzen Bereich abgebaut werden. Entlassungen seien nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Der Konzern bemühe sich aber um sozialverträgliche Lösungen. In der Handyproduktion werden zudem 2600 zeitlich befristete Arbeitsverträge nicht verlängert.
Das Arbeitsgebiet "Information and Communications" steigerte seinen Umsatz zwar in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2000/01 (30. September) um 20 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Goodwill-Abschreibungen (EBITA) halbierte sich aber auf knapp 500 Millionen Euro. Welche Auswirkungen die Stellenstreichungen und die Restrukturierungskosten auf das Konzernergebnis in diesem Jahr haben, konnte ein Siemens-Sprecher auf Anfrage nicht sagen.