ThyssenKrupp Unter Zugzwang
Hannover/Duisburg - Im Fernen Osten verhandelt der Konzern mit seinen japanischen Konkurrenten NKK und Kawasaki Steel über eine globale strategische Zusammenarbeit. Und auch in Nordamerika sucht der Weltmarktführer für rostfreien Edelstahl nach einem geeigneten Allianzpartner.
Der Konzern wolle einen besseren Service für Kunden mit globalen Aktivitäten wie beispielsweise die Autoindustrie anbieten, teilte das Unternehmen am Montag mit.
Tatsächlich sieht sich Deutschlands Stahlkocher Nummer eins gleich von zwei Seiten unter Druck. Zum einen leidet er wie die gesamte weltweit noch immer stark zersplitterte Stahlindustrie unter der Einkaufsmacht der Autoindustrie, die in ihrem Konzentrationsprozess schon wesentlich weiter fortgeschritten ist.
Zum anderen wurde ThyssenKrupp zuletzt durch die geplante Fusion der europäischen Konkurrenten Usinor, Arbed und Aceralia zum weltgrößten Stahlkonzern unter Zugzwang gesetzt. Erst im Februar musste der Konzern wegen des Rückgangs der Stahlpreise und der negativen Tendenzen der Autoindustrie vor allem in den USA seine Gewinnprognose nach unten korrigieren.
Börse reagierte positiv
Kein Wunder also, dass die Börse positiv auf Kooperationsgespräche der Duisburger Stahlkocher mit ihren Konkurrenten aus dem Land der aufgehenden Sonne reagierte. Gegen den Börsentrend legte die ThyssenKrupp-Aktie bis zum Montagnachmittag mehr als ein Prozent an Wert zu.
Bei den Gesprächen mit NKK und Kawasaki Steel geht es um eine Zusammenarbeit bei Feinblechen für die Autoindustrie, aber auch bei Edelstahl Rostfrei, Elektroband, Weißblech und Grobblech. Ziel sei es, die Kernkompetenzen und ein mögliches Synergiepotenzial der Unternehmen optimal auszuschöpfen, hieß es.
NKK und Kawasaki Steel hatten erst vor kurzem ihre Fusion zu einem der drei größten Stahlkonzerne der Welt angekündigt.
Doch ThyssenKrupp sucht nicht nur im Fernen Osten nach Kooperationspartnern, sondern auch in den USA. Für Helmut Hadrys, den Vorstandsvorsitzenden der Krupp Thyssen Stainless GmbH, hat die US-Region derzeit sogar strategisch Priorität.
"Derzeit überlegen wir, mit einer Produktionsstätte auf dem Boden der USA in diesem attraktiven Marktumfeld eine starke Wettbewerbsposition aufzubauen. Dabei stehen alternativ die Errichtung eines eigenen Werkes oder eine Kooperation mit einem amerikanischem Partner zur Diskussion", sagte er am Montag auf der Hannover Messe.
Konzern erledigt Hausaufgaben
Auch zu Hause ist der Konzern dabei, seine Hausaufgaben zu machen. Noch in diesem Monat sollen der letzte Hochofen und das Stahlwerk in Dortmund stillgelegt werden. Damit ist die Roheisen- und Rohstahlproduktion sowie der überwiegende Teil der Warmbreitbanderzeugung am Standort Duisburg konzentriert, was dem Unternehmen erhebliche Kostenvorteile sichert.
"Gegenüber der neuen Gruppe Usinor/Arbed/Aceralia verfügen wir damit über einen erheblichen Zeitvorsprung", ist ThyssenKrupp-Stahl-Chef-Wolfgang Kohler überzeugt.