Volkswagen Das Vermächtnis
Wolfsburg - Der Automobilhersteller kündigte in der am Dienstag veröffentlichten Einladung zu dem in Hamburg stattfindenden Aktionärstreffen an, sich die Ermächtigung für einen weiteren Rückkauf eigener Aktien genehmigen zu lassen. Diese sollen nach Unternehmensangaben für Beteiligungen und/oder Übernahmen eingesetzt werden
Laut Tagesordnung sollen die Aktionäre den Vorstand ermächtigen, nach der völligen oder teilweisen Veräußerung beziehungsweise Einziehung der bereits im vergangenen Jahr zurückerwobenen eigenen Aktien - laut VW 9,97 Prozent des Grundkapitals - erneut Stammaktien und/oder Vorzugsaktien bis zu einem Anteil von höchstens zehn Prozent des Grundkapitals über die Börse oder mittels eines an alle Aktionäre gerichteten öffentlichen Kaufangebots zu erwerben.
Für die bereits zurück gekauften Aktien solle der Vorstand ermächtigt werden, diese an ausländischen Börsen einzuführen, an denen die VW-Aktie noch gehandelt wird, im Rahmen eines Zusammenschlusses oder Erwerbs eines Unternehmens oder für Beteiligungen einzusetzen beziehungsweise diese den Mitarbeitern im Rahmen eines Aktienoptionsplanes anzubieten oder ohne weiteren Beschluss der Hauptversammlung einzuziehen.
Offenbar stehen die Aktien aber in erster Linie für Zukäufe zur Verfügung. "Dies ist Währung für Akquisitionen und Kooperationen", sagte VW-Vorstand Klaus Kocks. Vor der kommenden Hauptversammlung am 7. Juni "werden wir aber nichts in diesem Zusammenhang kommentieren", ergänzte er. Möglicherweise ist also bereits auf dem Aktionärstreffen mit Neuigkeiten zu rechnen.
Der Vorstandsvorsitzende Ferdinand Piech hatte jüngst auf der Bilanz-Pressekonferenz in der vergangenen Woche erklärt, dass zwar nicht an den Kauf eines Nutzfahrzeughersteller in den USA gedacht werde, man sich in Europa aber alle Möglichkeiten von Kooperationen, Akquisitionen oder einem Alleingang offen halte. Eine Anteilsaufstockung bei Scania durch den Kauf des Volvo-Anteils steht den Angaben zufolge zumindest für den derzeit geforderten Preis nicht zur Debatte.
Die Kriegskasse füllen
Börsenhändler erklärten, dass VW "für Piechs Abgang aufpoliert" werde. Es ist zu vermuten, dass Piech mit Ablauf der Hauptversammlung im kommenden Jahr sein Amt niederlegen und dieses bislang unbestätigten Informationen zufolge an Bernd Pischetsrieder abgeben wird. Zwar sei die Aktie in den vergangenen Wochen deutlich gesunken, aber reine Kurspflege vermuteten Marktbeobachter nicht hinter der Aktion. "Dafür ist das Unternehmen zu gut positioniert", heißt es. Vielmehr solle wohl die "Kriegskasse" gefüllt werden.
Wie weiter bekannt wurde, soll der Vorstandsvorsitzende der Preussag AG, Michael Frenzel, in den VW-Aufsichtsrat einziehen. Frenzel solle für den Rest der Amtsdauer des seit 1987 im Volkswagen-Kontrollgremium vertreten Günther Saßmannshausen gewählt werden. Frenzel war erst kürzlich zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutsche Bahn AG, Berlin, ernannt worden.