Wer ein Fahrrad Drahtesel nennt, hat den Jahrtausendwechsel verschlafen. Fahrräder mit und ohne Motor kosten mittlerweile schnell so viel wie ein Kleinwagen und gerne auch mehr. Die heutigen Fahrräder sind Maßanfertigungen für ihre Besitzer. Sie sind optimiert für einen ganz bestimmten Zweck, häufig für den perfekten Moment. Das kann der Ironman auf Hawaii sein, die Reise zu zweit durch die Provence oder das perfekte Designstück für die Wohnzimmerwand. Das Fahrrad kehrt nicht nur als Verkehrsmittel in die Städte zurück. Es steht auch für den Lebensstil seiner Besitzer.
ION-GPI: Langer Flitzer
Bergauf wie bergab Spaß haben: Darum geht es beim Enduro fahren. Die Edelschmiede Nicolai aus Niedersachsen hat ein filigranes und ungewöhnlich langes Rad entwickelt. Dadurch kann das ION-GPI prima klettern, soll dabei aber auch außergewöhnlich schnell sein. Das ION-GPI ist das erste vollgefederte Serienbike, bei dem eine Pinion-Getriebeschaltung mit einem Gates Riemenantrieb kombiniert wird. 7400 Euro.
Emonda SLR 9: Willig und tempostark
Ein Rad für ehrgeizige Vielfahrer: Das Emonda SLR 9
Foto: Trek
Für ehrgeizige Vielfahrer ist das Emonda SLR 9 perfekt. Mit dem Rad schließen sie zu den Profis auf. Mit einer Shimano Dura-Ace Di2 Ausstattung gehört das Rad zu den Topmodellen. Nur Scheibenbremsen sind nicht vorgesehen. Hier gibt sich Trek altmodisch. Schließlich durften die Tour de France-Profis bislang auch noch nicht mit Scheiben bremsen. Das geht erst ab 2016. 10.000 Euro.
Partnership: Ein Rad für zwei
Gleicht Leistungsunterschiede aus: Tandem Partnership
Foto: Calfee
Craig Calfee ist ein Pionier in der Fahrradbranche. Er war einer der ersten, der schicke Carbonrenner gebaut hat. Dann entdeckte er durch einen Zufall Bambus als Rahmenmaterial. Inzwischen sind seine Bambusräder weltweit ebenso bekannt und beliebt wie seine Flitzer aus dem Hightechmaterial Carbon.
Der große Vorteil von Bambusrahmen: Sie fahren sich sehr geschmeidig. Das Material hat extrem gute Dämpfungseigenschaften und es sieht verflixt gut aus. Ein Bambusrad ist immer ein Hingucker.
Der große Vorteil eines Tandems: Man kann sich während der Fahrt wunderbar unterhalten. Außerdem werden Leistungsunterschiede abgemildert. 11.000 Euro.
Schnell, schneller, Madone RSL
Cleaner Renner: Racer von Madone
Foto: Trek
Das Zeitfahrrad von Trek ist etwas für Perfektionisten. Der Auftritt des roten Renners ist absolut clean. Die Züge und Kabel sind fast unsichtbar verlegt. Beim Madone RSL ist jeder Millimeter auf Schnelligkeit und Aerodynamik getrimmt - von der Gabel bis zu den Rahmenrohren geht es um Zeitgewinn.
Selbst die Flaschenhalter wurden von den Trek-Ingenieuren optimiert - beim Feinschliff im Windkanal. 13.000 Euro.
Cervélo S5: Der Publikumsliebling
Rad mit Geschichte: Cervélo S5
Foto: Cervélo
Gerade mal 200 Stück wurden von dem Tour de France-Renner Cervélo S5 gebaut. Jetzt gibt es nur noch wenige Exemplare. Das schnelle Rad hat seine Liebhaber nicht nur unter Technikfreunden.
Vielen gefällt seine Geschichte. Denn bei der diesjährigen Frankreichrundfahrt gehörte zum ersten Mal seit 112 Jahren Tour de France ein afrikanischer Profi-Rennstall zum Peloton. Das Team MTN-Qhubeka war der Liebling des Publikums. Ihr Profirad war das Cervélo S5. 14.000 Euro.
Riviera: Elektrisierte 17 Kilogramm
Rasend schnell: E-Bike Riviera
Foto: M55
Die E-Bikes von M55 gehören eigentlich zu den Motorrädern. 105 Stundenkilometer soll das in Spitze schaffen. Wer will bei der Geschwindigkeit noch selbst in die Pedale treten? Außerdem ist es viel zu schade, auf dem Leichtgewicht durch die Gegend zu rasen. Gerade mal 17 Kilo bringt das Titanrad auf die Waage.
Kombiniert mit dem ebenso leistungsstarken wie lautlosen Bionx-Motor ist es das perfekte Rad fürs sportliche aber entspannte Biken. Jetzt im Dezember gibt es dafür eigentlich nur einen Ort: Die Riviera. 15.000 Euro.
Sanomagic: Leichtgewicht aus Mahagoni
Fahrrad aus der Yachtbauerfamilie: Holzbike von Sanomagic
Foto: Sanomagic
Das Holzhandwerk hat in Sueshiro Sanos Familie Tradition. Seit Generationen bauen Sanos Vorfahren elegante Holzyachten aus Mahagoni. Der Japaner setzt die traditionelle Kunst zwar fort, aber anstelle von schnittigen Zweimastern baut er leichte filigrane Schönheiten für die Landstraße. Keine acht Kilo wiegt dieses Rad aus Mahagoni.
Um das Gewicht zu reduzieren, höhlt Sano das Holz aus. Seine Räder entstehen in monatelanger Handarbeit. Gerade mal eine Handvoll Räder baut Sano jedes Jahr. Mit Campagnolo Super Record Schaltung und and Mahagoni Laufrädern ausgestattet kostet ein Rad 15.000 Euro.
Auf dem Holzweg: Das Design gehorcht den Vorgaben des Materials
Foto: Sanomagic
Moulton Double Pylon: Filigrane Rennmaschine
Extravagantes Konzept: Das Moulton Double Pylon
Foto: Moulton; Bernhard Angerer
Man sieht es dem Moulton Double Pylon nicht an: Aber das filigrane Fahrrad aus Edelstahl ist eine echte Rennmaschine mit der sogar Rekorde aufgestellt wurden. Der Brite Alex Moulton hat in den 1960er Jahren dieses extravagante Radkonzept entwickelt: Niedrige Rennräder auf 17 bis 20 Zoll Hochdruckreifen mit gefederter Hinterradschwinge. Design und Funktion gehen hier Hand in Hand: Das Moulton Double Pylon fährt sich gut und schnell.
Damals wie heute werden die Räder überwiegend in Handarbeit hergestellt. Dazu passen die hochwertigen Komponenten vom Ledersattel von Brooks bis zur feinen Campagnolo Super Record 22-Gang Kettenschaltung.
Ein weiterer Clou an dem Rad: Es passt fast in jeden Kofferraum. Der filigrane Gitterrohrrahmen ist teilbar. Euro 22.750 Euro
Goldgenie: Bling Bling zum Abfahren
Wer's braucht: Dieses Rad ist komplett hartvergoldet
Foto: Goldgenie
Mehr Glanz am Weihnachtsabend geht kaum. Das britische Unternehmen Goldgenie aus London hat sich darauf spezialisiert, Dinge des Alltags zu vergolden. Auch Radfahrer mit einem Faible für Glamour werden bei Goldgenie fündig. Allerdings sollte man den Renner, der mit seiner glänzenden Schicht aus 24-karätigem Gold überzogen ist, beim Opernbesuch stets an der Garderobe abgeben. Ein Laternenmast ist zum Anschließen nicht standesgemäß. Rund 360.000 Euro.
Ein Rad, so teuer wie ein Haus: Bike von Goldgenie
Foto: Goldgenie
House of Gold: Fett vergoldetes Fatbike
Für eine schlappe halbe Million Euro kann man sich auch ein richtig fettes Fatbike zulegen.
Foto: House of solid gold
Damit ist die Grenze noch lange nicht erreicht. The House of Gold hat ein Fatbike in Gold getaucht. Ausgerechnet ein Fatbike. Das Rad fürs grobe Terrain, für die Einsamkeit, für die Gebiete, wo selbst die faustdicken Reifen nur im Schritttempo dahin rollen. Aber für den Spaß im Dreck ist dieses Rad nicht konzipiert. Im Gegenteil. Der Name ist Programm: Dieses Fatbike gehört zur Beverly Hills Edition. Rund 470.000 Euro.