Arne Freundt Neuer Puma-Chef springt mit Rekordgewinn ins Rampenlicht

Der neue Puma-CEO Arne Freundt präsentiert zum Einstieg Rekordzahlen und muss sich fortan an der Leistung seines Vorgängers Bjørn Gulden messen lassen. Die Erwartungen sind hoch - doch Freundt muss in Zukunft einiges anders machen.
Nach 18 Monaten im Vorstand nun CEO: Arne Freundt stellt seine erste Bilanz als Puma-Chef vor

Nach 18 Monaten im Vorstand nun CEO: Arne Freundt stellt seine erste Bilanz als Puma-Chef vor

Foto: PR

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Es ist der Tag, an dem der neue Puma-Chef Arne Freundt nach Monaten des Schweigens aus dem Schatten tritt: Zur heutigen Bilanzpressekonferenz tritt der 42-Jährige das erste Mal als Puma-Chef öffentlich auf. Und die Frage lautet: Kann Freundt an die Erfolge seines Vorgängers Bjørn Gulden (57) anknüpfen?

Freundt hat Puma in einem guten Zustand übernommen. Das dritte Quartal 2022 war das bisher stärkste des Unternehmens überhaupt. Die Erwartungen der Investoren, dass auch das Gesamtjahr 2022 ähnlich erfreulich ausfallen wird, konnte Freundt erfüllen: 2022 war das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte. Puma steigerte die Umsätze um knapp ein Viertel auf rund 8,5 Milliarden Euro. Währungsbereinigt lag das Plus bei knapp 19 Prozent. Das Ebit nahm um 15 Prozent auf 641 Millionen Euro zu, unter dem Strich blieb ein Gewinn von 354 Millionen Euro. Aktionäre sollen eine höhere Dividende von 0,82 Euro je Aktie erhalten, zehn Cent mehr als 2021.

Gedämpftes Wachstum erwartet

Doch der Ausblick sieht weniger optimistisch aus. Der Krieg in der Ukraine, die Gefahr einer Rezession, die hohe Inflation sowie die steigenden Zinsen führen zu einer stark schwankenden Nachfrage, teilte Puma bei der Vorlage der Jahreszahlen in Herzogenaurach mit. 2023 geht Puma daher von einem gedämpften währungsbereinigten Umsatzwachstum und einem Ebit von 590 bis 670 Millionen Euro aus.

Seit manager magazin Anfang November exklusiv vermeldete, dass der damalige Puma-Chef Gulden zum dreimal so großen Rivalen Adidas wechseln werde, war die Aufregung groß – und überschattete den Aufstieg Freundts. "Eine Art Business-Phantom" nannte ihn die "Nürnberger Zeitung" damals. Während Abgänger Gulden breite mediale Aufmerksamkeit auf sich zog, verschwand der neue Puma-Chef Freundt zunächst hinter den Türen des Milliardenkonzerns.

Wer ist der Mann, der nach gerade einmal 18 Monaten Arbeit im Vorstand an die Spitze von Puma gerückt ist?

Freundts Karriere wirkt zunächst sehr bodenständig und solide. Er studierte an der Hochschule für Wirtschaft und Recht im hessischen Oestrich-Winkel und schloss sein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Leipzig ab. Vor seiner Zeit bei Puma arbeitete er sechs Jahre lang als Projektmanager bei Siemens Management Consulting in München. Das gebürtige Nordlicht blieb der Wahlheimat Süddeutschland treu: Von Siemens wechselte er 2011 als Strategiechef zur Puma-Zentrale in Herzogenaurach, nicht weit von Nürnberg.

Bis 2015 blieb Freundt Strategiechef, zunächst unter CEO Franz Koch (44) und ab 2013 unter dem neu im Unternehmen eingestiegenen Vorstandschef Gulden. Unter dem norwegischen Manager wechselte Freundt dann seine Position und kümmerte sich zunächst um das Einzelhandelsgeschäft und den E-Commerce. 2019 war er für Europa, den Mittleren Osten und Afrika zuständig, ehe er von Gulden im Juni 2021 in den Konzernvorstand berufen wurde.

Freundts Beförderung kam wohl auch für ihn selbst früher als erwartet. Seit er Mitte 2021 in den Vorstand einzog, galt er als Nachfolger-in-spe des Norwegers Gulden. Im vergangenen Herbst ging dann plötzlich alles ganz schnell. Weil Adidas den vorzeitigen Abschied von CEO Kasper Rorsted (61) einleitete, ergriff Gulden – dessen Vertrag ohnehin zum Jahresende auslief – die Chance, zum größeren Nachbarkonzern zu wechseln. Und Freundt wurde Puma-CEO.

Ein blitzgescheiter Zuhörer - und ein Teamplayer

Vertraute beschreiben den Manager, dem man im Gespräch seine Hamburger Wurzeln noch anhört, als blitzgescheit. Während Gulden viel auf seine eigene jahrzehntelange Erfahrung im Sportmodegeschäft setzte, gilt Freundt als Zuhörer, der das Knowhow seinen Kolleginnen und Kollegen begierig aufsaugt.

Und der sein Team lieber größer als kleiner aufstellt: Kurz nach seiner Beförderung schuf Freundt ein viertes Vorstandsressort und machte Maria Valdes (39) zum Chief Product Officer. Das gilt auch als Signal des neuen CEO, dass am Anfang des Erfolgs einer Marke wie Puma immer möglichst gute und trendige Produkte stehen müssen – Marketing also nur funktioniert, wenn die Produkte dessen Versprechen auch einlösen.

Zu seinem Abschied fand Gulden freundschaftliche Worte für seinen Nachfolger. "Arne hat mit mir neun Jahre direkt zusammengearbeitet, hat die Strategie mit aufgesetzt und wichtige Entscheidungen mitgetroffen. Er hat einen großen Beitrag zu Pumas Erfolg geleistet", sagte Gulden. Gleichzeitig legte der scheidende CEO die Latte hoch: "Ich bin mir sicher, dass er einen noch besseren Job machen wird als ich", sagt der ehemalige Vorsitzende.

Freundliche Worte von Vorgänger Gulden

Den Vorgänger zu übertreffen, wird ein wahrhaft sportliches Vorhaben. Gulden hat in seinen neun Jahren an der Spitze den Umsatz mehr als verdoppelt und Puma wieder zu einem modernen Image verholfen. Zudem war Gulden dafür bekannt, sich in Nischen zu wagen. Unter anderem im Sponsoring. So reihte sich 2022 der fünffache Schachweltmeister Magnus Carlsen (32) in die Riege illustrer Athleten ein, die mit dem Puma-Logo aufliefen. Im Alter von nur 13 Jahren wurde er der jüngste Großmeister seiner Zeit. Mit Anfang 20 gewann er seine erste Schachweltmeisterschaft.

Neue Strategien wird auch Freundts Vorgänger Gulden brauchen – die Trennung von Skandal-Rapper Kanye West belastete das Adidas-Geschäft schon im vergangenen Jahr. 2023 werden Umsatz und Gewinn aus der Partnerschaft weiter fehlen. Gulden beabsichtigt, Adidas ebenfalls wieder breiter aufzustellen. Als Beispiel nannte er den Motorsport, in dem Puma bereits seit längerer Zeit recht erfolgreich ist. Die Rennserie Formel 1 sei durch den Einstieg von Liberty Media wieder attraktiv, gerade für den US-Markt.

Es ist wahrscheinlich, dass sich Gulden und sein hochgelobter Nachfolger eher früher als später ins Gehege kommen: Die Zeit der Freundlichkeiten ist vorbei.

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