Feierabendglosse Lack-Schichten-Dicken-Messgerät
Ob neu oder gebraucht - Autokauf ist ganz bestimmt und zu guter Letzt auch Vertrauenssache. Sie würden einem schmierigen Karossenhändler, der Sie mit einschmeichelnden Worthülsen aufs Glatteis zu führen versucht, ja auch keinen Wagen abkaufen. Korrekter Anzug, klare, aber höfliche Ansprache und sicher in den Fakten - so wünschen wir uns das Gegenüber.
Wenn Sie jetzt das nächste Mal auf dem Autohof bei Ihrem Gegenüber ganz unvermittelt an Karl-Theodor zu Guttenberg denken, sollten Sie nicht lange fackeln. Unser Rat: Unterschreiben und bezahlen. Da kann gar nichts schiefgehen. Gut 800 freie Kfz-Händler in Deutschland jedenfalls würden dem ehemaligen Wirtschaftsminister ein Auto abkaufen. Mehr noch. Sie würden ihm sogar das eigene Geschäft anvertrauen. Mit der Umfragenote 1,7 hat er abgeschnitten, weit vor Guido Westerwelle (2,9) und Christian Wulff (3,2). Das nennen wir einen Vertrauensbeweis!
Dafür kriegt der Guttenberg vom Bundesverband der freien Kfz-Händler - wohlgemerkt der "maßgeblichen Stimme des seriösen freien Kfz-Handels in Deutschland" - jetzt den Hauptpreis verliehen: das "Goldene Lackschichtendickenmessgerät". Toll!
Nochmal zum Mitklatschen: LACK-SCHICHTEN-DICKEN-MESSGERÄT.
Das kleine Ding hat es in sich. Damit kann man nämlich selbst unter glänzender Lackfassade verborgene Schwachstellen eines Autos entdecken. Damit legt Sie keiner mehr aufs Kreuz. Ist was für Profis. Für Leute, die's genau wissen wollen, die einer Sache auf den Grund gehen und dann die richtige Entscheidung fällen. Für Sie, mich und den Guttenberg eben.
Jede Wette, der Mann hätte die kleine Wunderwaffe damals schon beim Opel-Magna-Deal eingesetzt. Der Deal setzte ja bereits gefährlichen Rost an, bevor er überhaupt richtig ausgehandelt war. Nur beweisen konnte das unser heutiger Verteidigungsminister nicht. Also ging die Schlacht für ihn verloren und Opel nicht in die geordnete Insolvenz, sondern wurde Magna versprochen. Das Ende der Geschichte ist bekannt.
Wir meinen, den Preis hat er sich trotzdem verdient: Für seinen aufopferungsvollen Kampf gegen staatskapitalistische Unvernunft auf Kosten des Steuerzahlers und sein eisernes Ja-Wort zu liberalen Wirtschaftsprinzipien. Herzlichen Glückwunsch, Herr Minister!
Am Ende des Vortages: Heia Management! - die Glosse vom 11.11.