Kaum beschadet durch Corona-Krise
Allianz auf Kurs zu Zehn-Milliarden-Gewinn
CEO Oliver Bäte sieht "eine noch stärkere Allianz" aus der Corona-Krise hervorgehen. Die Schäden für den Versicherungskonzern halten sich im Rahmen, der Nettogewinn fließt sogar schneller als zuvor.
"Eine noch stärkere Allianz aufbauen": Konzernchef Oliver Bäte
Foto: CHRISTOF STACHE/ AFP
Die Allianz kommt bisher ohne größere Blessuren durch die Corona-Krise. Im dritten Quartal kamen nur 100 Millionen Euro zusätzliche Belastungen durch die Virus-Pandemie hinzu, sodass Deutschlands größter Versicherungskonzern beim operativen Ergebnis nur einen Rückgang um 3 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro hinnehmen musste. Analysten hatten im Schnitt nur mit 2,6 Milliarden Euro gerechnet, nach 3,0 Milliarden im dritten Quartal 2019. Die Allianz beweise ihre Widerstandsfähigkeit, sagte Vorstandschef Oliver Bäte (55) am Freitag in München. "Deshalb sind wir zuversichtlich, die Covid-19-Krise gut zu bewältigen und gleichzeitig eine noch stärkere Allianz aufzubauen." Eine Gewinnprognose für das laufende Jahr wagte Bäte aber weiterhin nicht.
Analysten trauten der Allianz bisher ein operatives Ergebnis von gut zehn Milliarden Euro zu. Das wären knapp zwei Milliarden weniger als im vergangenen Jahr vor der Krise. Nach neun Monaten steht der Versicherer bei 7,8 Milliarden Euro. Damit fehlen zum Vorjahresniveau genau jene 1,3 Milliarden Euro, die er wegen der Corona-Pandemie zurückgestellt hat. Rund 900 Millionen davon entfallen auf die Schaden- und Unfallsparte, die unter anderem Einbußen beim Kreditversicherer Euler Hermes hinnehmen und für staatlich erzwungene Schließungen von Restaurants und Hotels zahlen muss. Der Rest entfällt auf die Lebens- und Krankenversicherung.
Der Nettogewinn lag im dritten Quartal mit 2,1 Milliarden Euro sogar 6 Prozent über Vorjahr. Der Allianz kamen dabei Kapitalerträge außerhalb des operativen Geschäfts zugute. Beim Umsatz spürte der Versicherer die erschwerten Bedingungen beim Verkauf von Leben- und Krankenversicherungen während der Pandemie. Im Oktober brach die Allianz als erster und größter Anbieter von Lebensversicherungen ein Tabu, indem sie die Beitragsgarantie neuer Verträge abschaffte. Das Neugeschäft in dem Bereich ging um ein Fünftel zurück, vor allem in den USA und in Deutschland.
In der Schaden- und Unfallsparte machte die Allianz einen Rückgang des Geschäfts - unter anderem beim Reiseversicherer Allianz Partners - um 9 Prozent mit höheren Preisen teilweise wett. Der Konzernumsatz schrumpfte um 6 Prozent auf 31,4 Milliarden Euro.
Den Aktienrückkauf, der im Frühjahr vorerst ausgesetzt wurde, stellt die Allianz für dieses Jahr endgültig ein. Damit verzichtet sie darauf, eigene Aktien für 750 Millionen Euro am Markt aufzukaufen.