
Der Montag im Überblick Windkraftmilliardäre und rauchende Riesen

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit Windkraftmilliardären aus Bremen, einem rauchenden Frachtschiffriesen auf dem Atlantik und einem Fahrplanwechsel für die Deutsche Bahn.
Windmilliardäre aus Bremen prüfen Teilverkauf: Die Anwälte Gernot Blanke und Klaus Meier gehören zu den am wenigsten bekannten Milliardären Deutschlands . Fernab vom Getöse der großen Energiekonzerne haben die beiden Windkraft-Pioniere aus Bremen vor 25 Jahren die Firma WPD gegründet. Inzwischen ist WPD der größte unabhängige deutsche Planer und Erbauer von Windparks an Land und auf hoher See. Rund 4000 Mitarbeiter arbeiten in 30 Ländern an Windparks und an deren Wartung. Das Unternehmen ist laut Schätzungen mehr als fünf Milliarden Euro wert. Seit Jahren mühen sich Private-Equity-Manager, einen Teil von WPD zu ergattern und damit in der boomenden Windbranche mitzuspielen. Doch Blanke und Meier wollten nie verkaufen.
Dies könnte sich nun ändern. Die beiden scheuen Windmilliardäre aus dem Norden haben nach Informationen von manager magazin die Investmentbank Nomura Greentech an Bord geholt, um den Einstieg von Investoren zu sondieren. Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein: Der Druck auf Stromerzeuger, auf grünen Strom umzustellen, ist extrem gestiegen. Wind- und Solarparks, vor allem aber Entwicklungsprojekte für künftige Parks, erzielen an der Börse Rekordpreise. Deutschland ist beim Thema regenerative Energien wieder ein heißer Markt – das weiß man auch im kühlen Bremen.
Unsere Kollegin Angela Maier erklärt in einer ausführlichen Analyse, warum sich die Verkaufsgespräche jetzt beschleunigt haben: Ein Großprojekt von WPD an der Küste Taiwans verschlingt viel Geld. Und Meier und Blanke wissen, dass die künftigen Projekte immer teurer und für sie schlicht zu riskant werden. Die beiden Windkraft-Pioniere haben bereits ein zweites Standbein mit Immobilien geschaffen und in bester Bremer Lage das Gelände des Cornflake-Herstellers Kellog gekauft. Wenn das neue Wohnquartier fertig ist, soll es mit Windstrom laufen. Natürlich von WPD.

Out of Bremen: Mit seinem Geschäftspartner Gernot Blanke hat Klaus Meier (im Bild) den Windparkplaner WPD aufgebaut
Foto: Frank Pusch / Frank Pusch / WFBDie Wirtschaftsnews des Tages:
Kriegsangst sorgt für neuen Kursrutsch an der Börse: Die Angst vor einem Einmarsch russischer Truppen hat den Dax am Montag zeitweise auf das tiefste Niveau seit 11 Monaten gedrückt. Zwar bemüht sich Frankreich darum, ein Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Joe Biden und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu organisieren. Doch die Hoffnung, dass ein Krieg in der Ukraine noch verhindert werden kann, schwindet. Seit Jahresbeginn hat der Dax rund 1500 Punkte und damit knapp zehn Prozent an Wert verloren. Vor allem Technologie- und Automobilwerte brachen am Montag auf breiter Front ein.
Bangen um VW-Frachter auf dem Atlantik: Das Frachtschiff "Felicity Ace" treibt noch immer führerlos auf dem Atlantik, mit rund 4000 Fahrzeugen des VW-Konzerns an Bord. Teile der Bordwand sind bereits geschmolzen. Da neben zahlreichen Fahrzeugen der Marke Porsche, Bentley und Lamborghini auch viele Elektroautos der ID-Familie an Bord des Frachters sind, sind die Löscharbeiten schwierig. Ein Team der niederländischen Bergungsfirma Smit soll nach jüngsten Informationen dennoch versuchen, auf offener See einen Löscheinsatz zu starten. Wie das Bergungsteam das anstellen will, lesen Sie bei manager-magazin.de.
Immobilienpreise viel zu hoch: Die Preise für Wohnimmobilien in deutschen Städten sind im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Die Deutsche Bundesbank warnt angesichts steigender Zinsen vor einer Blase am Immobilienmarkt. Die Preise für einzelne Immobilien seien um bis zu 40 Prozent zu hoch. Sobald die Zinsen steigen und Immobilienkredite teurer werden, dürften auch die Preise für Häuser und Wohnungen wieder zurückgehen.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Fahrplanwechsel der besonderen Art: Das Wort "Bahnreform" ist schon so alt, dass kaum noch jemand richtig hinhört. Bislang hat die Deutsche Bahn noch jeden Verkehrsminister ausgebremst. Die Vorstände des maroden Staatskonzerns haben es immer wieder geschafft, radikale Reformen zu verhindern. Doch mit dem neuen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) könnte es anders laufen. Der neue Ressortchef arbeitet an einem Fahrplanwechsel der besonderen Art: Er will die chronisch schlechten Leistungen der Bahn nicht mehr hinnehmen und strebt grundlegende Veränderungen an, berichtet unser Kollege Michael Machatschke in seinem Deutsche-Bahn-Report. Wissing handelt auch aus Selbstschutz: Er will im Gegensatz zu seinem Vorgänger Andreas Scheuer (CSU) am Ende nicht immer als Verlierer dastehen, während das Bahn-Management ungerührt weiterwurstelt. Welche prominenten Opfer Wissings Reform-Offensive fordern könnte, lesen Sie hier.

Zentrale Figur: Neu-Verkehrsminister Volker Wissing zwischen Bahn-Chef Richard Lutz (l.) und Siemens-Manager Roland Busch
Foto: HANNIBAL HANSCHKE / REUTERSUnsere Veranstaltung des Tages:
Consulting nach Corona: Was bleibt vom "People Business", wenn Beraterinnen und Berater ihre Kunden nur virtuell treffen und im Homeoffice arbeiten? Der Harvard Business manager lädt Sie ein zum OPEN HOUSE mit den Autoren der aktuellen Titelgeschichte "Consulting nach Corona". Markus Kreutzer, Professor an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht und Sebastian Hartmann, seit 15 Jahren Unternehmensberater, stellen sich Ihren Fragen. Hier kommen Sie direkt zur kostenlosen Anmeldung zum Digitalevent am 22. Februar: live.manager-magazin.de/open-house
Meine Empfehlung für den Abend:
Deutschlands digitale Hoffnungsträger: Die USA haben Alphabet, Amazon und Apple, und Deutschland hat – jedenfalls mehr interessante Gründer, als Sie vermutlich denken. Tarek Müller zum Beispiel, der mit Dreadlocks und ohne Uniabschluss "About You" gegründet hat, die E-Commerce-Tochter des Otto Konzerns. Im Podcast "Deutschlands digitale Hoffnungsträger" diskutiert unsere Kollegin Christina Kyriasoglou mit Tarek Müller – und sie spricht mit unserem Kollegen Mark Böschen, welche Chancen die wichtigsten digitalen Hoffnungsträger der deutschen Wirtschaft wirklich haben, um an die Weltspitze vorzustoßen. Hören Sie doch mal rein!
Herzlich, Ihr Kai Lange