für Kenner hat die Not der Luftfahrtzulieferer immer noch etwas Bizarres. Kein Business war weniger krisenverdächtig. Die Rekordjagd bei Airbus und Boeing hat auch den Ausrüstern viele florierende Jahre beschert. Bis jetzt. Die Politiker stehen gern den Fluglinien bei, auch wenn diese Hilfe teuer werden kann. Auch die Herstellergiganten Airbus und Boeing gelten als nationale Heiligtümer, ihre Pleite ist de facto ausgeschlossen. Doch wer rettet die vielen Namenlosen im Gefolge?

In Deutschland liefern mehr als 2000 Betriebe mit 114.000 Jobs die Teile für Verkehrsflugzeuge. Ob die Hilfen der Politik ausreichen, um ein Desaster für das Hightechgewerbe abzuwenden, ist fraglich. Mein Kollege Michael Machatschke beschreibt, wie die Krise die Branche erfasst - und was die französische Industriepolitik der deutschen voraus hat: "Die Krise kommt jetzt erst richtig an"

Die wichtigsten Wirtschaftsthemen des Tages:

• Der Krimi rund um Wirecard könnte bald um ein Kapitel über russische Geheimdienste erweitert werden. Seit längerem heißt es, dass sich der flüchtige Ex-Finanzvorstand Jan Marsalek in Russland aufhalten soll. Nun hat das "Handelsblatt" offenbar konkretere Hinweise, dass Marsalek in einem Anwesen westlich von Moskau untergebracht sei und unter der Kontrolle des russischen Auslandsgeheimdiensts SWR stehe.

• Derweil steigt der politische Druck in dem Fall: Der Finanzausschuss des Bundestags befasst sich seit heute erneut mit der politischen Aufarbeitung des Wirecard-Skandals. Ein Untersuchungsausschuss ist wahrscheinlicher geworden. Und auch die zuletzt oft wegen ihrer Langsamkeit kritisierte Anti-Geldwäsche-Einheit des Bundes hat sich allmählich in Bewegung gesetzt. 144 Verdachtsmeldungen und sonstige Vorgänge sollen noch einmal geprüft werden.

• Wird das Abo-Modell den Automarkt für Privatkunden revolutionieren? Ja, behauptet zumindest Ferdinand Dudenhöffer. Die monatliche Flatrate für die Auto-Nutzung könnte bis 2030 schon einen Marktanteil von 40 Prozent erreichen, schätzt er in einer Studie. Aktuell spielen Abo-Modelle zwar noch so gut wie keine Rolle, aber viele Anbieter drängen in den Markt. Auch Porsche steigt jetzt ein.

• Ab Mitte September soll die Video-App TikTok in den USA verboten werden, zumindest unter ihrem chinesischem Betreiber ByteDance. Während Konzerne wie Microsoft und Walmart an einem Kaufangebot feilen, hat das chinesische Handelsministerium neue Regeln über die Ausfuhr von Technologien ins Ausland aufgestellt. Für den Verkauf ist damit nun die Erlaubnis der Regierung notwendig.

• Nestlé verstärkt sich im Bereich Lebensmittelallergien und übernimmt das US-Unternehmen Aimmune Therapeutics komplett. Die Schweizer greifen dafür tief in die Tasche: Der Unternehmenswert der Transaktion wird mit 2,6 Milliarden US-Dollar angegeben. Das bedeutet eine satte Prämie von 174 Prozent.

Was uns sonst noch beschäftigt hat:

• Paukenschlag zum 90. Geburtstag: Warren Buffett, der am Sonntag nullte, steigt im großen Stil in die fünf größten japanischen Handelshäuser ein. Seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway hat Anteile von jeweils mehr als 5 Prozent an Itochu, Marubeni, Mitsubishi, Mitsui & Co und Sumitomo für insgesamt mehr als sechs Milliarden Dollar erworben. Es ist eine der wenigen Auslandsinvestitionen der Investorenlegende.

• Elon Musk macht Fortschritte bei seinem Plan, eine elektronische Verbindung vom Smartphone zum menschlichen Gehirn zu schaffen. Am vergangenen Freitag hat er den Prototypen eines Geräts seiner Firma Neuralink vorgestellt, das im Schädel positioniert werden soll. Musk und Neuralink sehen potenzielle Anwendungsbereiche etwa bei der Behandlung von Schmerzen, Sehstörungen, Hörverlust, Schlaflosigkeit oder Gehirnschäden.

Meine Empfehlung für den Abend: