

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit viel Bewegung auf vielen Vorstandsetagen
Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit einem weiteren Vorstandsabgang bei Volkswagen, einer neuen Personalchefin bei Siemens und einem automobilen Schmuckstück aus den 70er-Jahren.
was ist eigentlich in Volkswagens Management-Etage los? Zustände sind das momentan, die mit "Führungschaos" doch noch vergleichsweise zurückhaltend umschrieben sind. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Konzernchef Herbert Diess (61) kurz davor stand, seinen Job zu verlieren. Diess hatte allzu heftige Kritik am Aufsichtsrat geübt und sich damit offenbar mit den Falschen angelegt, wie mein Kollege Michael Freitag seinerzeit beschrieb. Am Ende kam der Chef des Wolfsburger Autobauers mit einem blauen Auge davon: Die Leitung der Kernmarke VW musste er abgeben, der Platz ganz oben an der Konzernspitze aber blieb ihm erhalten.
Seither sorgen Personalien aus Wolfsburg beinahe im Wochentakt für Aufsehen: Bernhard Maier (60), bisher Chef der tschechischen VW-Tochter Skoda: muss gehen. Andreas Renschler (62), Vorstandsvorsitzender der Lkw-Tochter Traton: ebenfalls. Ersetzt wird er ausgerechnet durch Matthias Gründler (54), seinen früheren Finanzvorstand und wichtigen Unterstützer, der das Unternehmen 2018 verlassen hatte.
Wem das an Spitzenpersonalien aus dem Hause Volkswagen noch nicht genügt - bitte sehr: Seit diesem Wochenende ist bekannt, dass auch Christian Senger (46), Softwarechef des Konzerns, seinen Posten räumen muss. Auch dieser Abgang erfolgt offenbar keineswegs im freundlichen Einvernehmen. Es habe Streit zwischen Senger und "einigen Fraktionen" im Unternehmen gegeben, wird berichtet. Außerdem werden dem IT-Mann offenbar Softwareprobleme bei den Modellen ID.3 und Golf 8 angelastet.

Ab Oktober im Siemens-Vorstand: Judith Wiese.
Foto: Anko Stoffels/ dpaDie Wirtschaftsnews des Tages:
Ganz friedlich war es im Management vom Siemens zuletzt auch nicht immer. Heute jedoch kommt frohe Kunde aus München: Der Großkonzern hat eine Nachfolgerin für die am Jahresanfang ausgeschiedene Personalchefin Janina Kugel (50) gefunden. Ab Oktober soll Judith Wiese das Personalressort sowie den Job der Arbeitsdirektorin übernehmen, wie Siemens am Montag mitteilte. Die 49-jährige Wiese kommt vom niederländischen Spezialchemiekonzern DSM, wo sie seit 2017 ebenfalls Personalchefin war. Siemens-Vorstand Roland Busch (55) kann sich nun also wieder voll auf seine Vorbereitung auf die beabsichtigte Nachfolge von Konzernchef Joe Kaeser (62) konzentrieren - Busch hatte die Personalarbeit vorübergehend mit betreut.
Zweite Beförderung des Tages - Belen Garijo (59) ist ab sofort stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsleitung beim Darmstädter Pharmahersteller Merck. Zur Erinnerung: Auch Garijos Chef Stefan Oschmann (62) war zunächst Vizechef, bevor er 2016 im Chefsessel Platz nahm.
Die Großtransaktion, mit der Deutschlands führende Energieversorger RWE und Eon ihre Geschäfte neu ordnen, sorgt seit dem vergangenen Jahr immer wieder für Schlagzeilen. Teil des Vorhabens: die Übernahme der RWE-Tochter Innogy durch Eon, die an verschiedene Bedingungen geknüpft war. Insofern gab es heute bei Eon wohl einigen Grund zur Freude: Wie der Konzern mitteilte, konnte der Verkauf des tschechischen Geschäfts von Innogy abgeschlossen werden - damit wurde auch die letzte Voraussetzung für die Innogy-Übernahme geschaffen. Sprich: Der Deal ist endgültig abgeschlossen.
Anfangs heimste die Deutsche Post für den Einsatz ihrer elektrisch betriebenen Transporter namens Streetscooter viel Anerkennung ein. Doch inzwischen hat sich das Bild getrübt. Zu Beginn des Jahres gab der Konzern bereits bekannt, den Bau des Streetscooters komplett einstellen zu wollen. Jetzt der nächste Rückschlag: Wegen der Gefahr von Hitze- und Rauchentwicklung ruft die Post 12.000 Streetscooter in Werkstätten.
Erfolg für einen der deutschen Teilnehmer im Rennen um einen Corona-Impfstoff: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat dem Mainzer Unternehmen Biontech und dem US-Pharmamulti Pfizer die Genehmigung für ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für mögliche Wirkstoffe gegen Covid-19 erteilt. Reaktion der Börse: Ein Kurssprung bei den Biontech-Papieren um mehr als 10 Prozent. Investoren sehen offenbar gestiegene Chancen auf schnellere Resultate bei der Impfstoffsuche.
Was heute sonst noch wichtig war:
Mit dem Ende des Lockdowns kommt die Wirtschaft aus der Corona-Krise? Nicht unbedingt. Entscheidend ist, dass die Verbraucher wieder Vertrauen fassen. Wie fragil die wirtschaftliche Erholung ist - eine Analyse der Kollegen vom "Economist", exklusiv für unsere plus-Abonnenten.
Zu Beginn der Corona-Krise schuf die Bundesregierung ein groß angelegtes Gesetzespaket, das die wirtschaftlichen Auswirkungen auf Unternehmen und Bürger mildern sollte. Ein Teil davon: die Möglichkeit, Kredite vorübergehend nicht bedienen zu müssen. Jetzt zeigt sich: Nach Angaben von Banken haben die Bürger von dieser Option zur Kreditstundung in eher überschaubarem Maße Gebrauch gemacht.
Seit Wochen sorgen die USA für Schlagzeilen, weil es dort offenbar noch immer nicht gelungen ist, die Ausbreitung des Coronavirus einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Heute kommt ein neuer, trauriger Rekordwert aus den Vereinigten Staaten: In Florida wurden innerhalb von 24 Stunden mehr als 15.000 neue Infektionen gezählt - so viel wie nie zuvor an einem Tag.
War der Küchenbauer Alno schon Jahre vor seinem Insolvenzantrag pleite? Insolvenzverwalter Martin Hörmann glaubt das - und will Schadensersatz vom ehemaligen Management.
Lebenszeichen vom Markt für Firmenübernahmen und Fusionen: In den USA verkündete der Chiphersteller Analog Devices den Kauf des Konkurrenten Maxim Integrated für 21 Milliarden Dollar. Seit Beginn der Corona-Krise tat sich kaum etwa im M&A-Geschäft - jetzt scheint es wieder loszugehen.
Meine Empfehlung für den Abend:

Sportlich, aber in die Tage gekommen: der Citroen SM.
Foto: Michael Steele/ Getty ImagesEs mag aus heutiger Sicht schwer vorstellbar sein, aber dieses Auto gewährte dem Betrachter tatsächlich einmal den Blick in die Zukunft - jedenfalls in das, was sich die Ingenieure des französischen Herstellers Citroën Anfang der 70er Jahre unter der Zukunft vorstellten. Es war die Zeit, als Flüge zum Mond für weltweite Aufregung sorgten, als die Concorde über den Atlantik flog und als der Trans Europa Express auf der Schiene die Distanzen schrumpfen ließ. Und auf der Straße? Sollte nach dem Willen von Citroën das Modell SM das neue Maß der Dinge werden. Eine Mischung aus Sportlichkeit und lässiger Eleganz, wie sie vielleicht nur Franzosen in dieser Weise hinbekommen. Fahren Sie zum Feierabend gern ein Stück mit.
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
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