
Der Dienstag im Überblick Die Kunst des Anpassens und die heimlichen Milliardäre
Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit einer wichtigen Eigenschaft für Führungskräfte, Deutschlands heimlichen Milliardären und einem Fondsmanager, der seit Jahren die Konkurrenz deklassiert.
Welche Fähigkeit ist für den Erfolg einer Führungskraft am wichtigsten? Seit Jahrzehnten ist das die Kernfrage unzähliger Personalberater, Leadership-Forscherinnen und Recruiter. Herauszufinden, was führungsstarke Menschen auszeichnet, ist so etwas wie der Heilige Gral der Managementliteratur.
In einem sind sich dabei erstaunlich viele Konzepte einig: Gute Führungskräfte besitzen die Eigenschaft, Veränderung positiv zu begleiten und zu gestalten, in anderen Worten – sich ihr anzupassen. Eine solche Anpassungsfähigkeit nützt dabei nicht nur der Karriere des Einzelnen, sondern auch dem Unternehmen. Von ihr hängt unter anderem die Innovationskraft der Organisation ab – und der richtige Umgang mit Krisen, von denen wir aktuell mehr als genug um uns herum haben.
Leider sind Menschen von Natur aus nicht sehr gut darin, mit Veränderungen umzugehen. Der Status quo bedeutet Sicherheit und liegt uns natürlicherweise näher. Allerdings haben Psychologen herausgefunden: Man kann den positiven Umgang mit Veränderung lernen. Warum Anpassungsfähigkeit so wichtig ist und wie sie sich testen und trainieren lässt, damit haben sich unsere Kolleginnen und Kollegen vom Harvard Business manager in ihrer neuen Titelgeschichte beschäftigt.

Wie passe ich mich an, ohne zu verschwinden? Ein Bild der Fotokünstlerin Thandiwe Muriu
Foto:Thandiwe Muriu / INSTITUTE
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Bundesbank-Präsident für scharfen Zinskurs: Im Kampf gegen die Inflation darf die Europäische Zentralbank nicht locker lassen, warnt Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. Im Gegenteil: Notfalls habe Preisstabilität Priorität gegenüber der konjunkturellen Entwicklung.
Razzia bei der Deutschen Bank: Staatsanwälte und Steuerfahnder haben die Zentrale des größten deutschen Geldhauses in Frankfurt wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung durchsucht. Die Razzia fand im Rahmen der seit 2017 laufenden Cum-ex-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln statt.
EU-Automarkt erholt sich, bleibt aber unter Druck: In der EU wurden im September deutlich mehr Fahrzeuge neu zugelassen als vor einem Jahr. Volkswagen und Mercedes-Benz haben im September ihre Verkäufe um mehr als 25 Prozent gesteigert. Der steile Anstieg liegt allerdings vor allem an den schwachen Vorjahreszahlen. Insgesamt wurden in diesem Jahr bisher fast zehn Prozent weniger Autos verkauft als in den ersten neun Monaten 2021.
Chemie-Beschäftigte bekommen mehr Geld: 580.000 Beschäftigte in der Chemie- und Pharmaindustrie können sich freuen: Arbeitgeber und Gewerkschaften haben sich auf einen großzügigen Tarifabschluss geeinigt. Das Tarifpaket sieht Sonderzahlungen von insgesamt 3000 Euro pro Kopf vor, zudem greifen zum Januar 2023 und 2024 Entgelterhöhungen von je 3,25 Prozent.
Was uns sonst noch beschäftigt:

Fand keinen Investor: Nuri-Chefin Kristina Walcker-Mayer
Foto: PRInsolvente Krypto-Plattform Nuri wird abgewickelt: Das Berliner Krpyto-Start-up Nuri muss zwei Monate nach seinem Insolvenzantrag den Betrieb einstellen und wird abgewickelt. Die durch die Zinswende und die Ukraine-Krise ausgelösten Unsicherheiten belasteten den Kryptomarkt. Sie hätten zuletzt zugenommen und die verbliebenen Investoren abgeschreckt, sagte Nuri-Chefin Kristina Walcker-Mayer. Die verbliebenen 100 Mitarbeiter würden entlassen.
Deutschlands heimliche Milliardäre: Anders als in den USA, wo Milliardäre gern mit dem protzen, was sie haben, halten sich die Hochvermögenden in Deutschland gerne bedeckt. Den reichsten Deutschen, Dieter Schwarz? Kennt fast niemand, Fotos sind rar. Bilder von der Familie, die das zweitgrößte Vermögen des Landes angehäuft hat? Fehlen ganz, mit den Reimanns verbindet man keine Gesichter. So geht das weiter. Unser Kollege Christoph Neßhöver ist unsere Reichstenliste durchgegangen und wagt einen Blick durch mehrere Schlüssellöcher: Wer sind Deutschlands heimliche Milliardäre?
Unsere Empfehlung für den Abend:

Erfolgreicher Anleger: Yoann Ignatiew
Foto: Daniel Feistenauer für manager magazinWie ein Fondsmanager seit zehn Jahren die Konkurrenz deklassiert: Schon zwanzig Minuten vor dem vereinbarten Interviewtermin tritt Yoann Ignatiew vor die Tür des Sandsteingebäudes von Rothschild in der Avenue de Messine im 8. Arrondissement von Paris. Ignatiew ist einer der erfolgreichsten Fondsmanager Europa, sein Mischfonds R-co Valor hat seit 2012 trotz Crashs 10 Prozent Rendite pro Jahr geliefert. Unser Kollege Mark Böschen hat ihn in Paris besucht und gefragt, wie er das geschafft hat – und was seine Strategie gegen die drohende Vermögensentwertung ist. Um diesen Newsletter auch einmal halbwegs optimistisch zu beschließen – ein Spoiler: Ignatiew geht davon aus, dass bei der Inflation das schlimmste schon hinter uns liegt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Abend!
Ihr Oliver Hollenstein