

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit dem Burger der Zukunft

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit dem Big Veggie-Burger-Business, dem Big Twitter-Business, dem erneut sinkenden Zins für Lebensversicherungen und viel Wasserstoff.
Es hat die Aura einer grünen Zukunft und alle reden darüber – dabei ist der Anteil am Gesamtmarkt noch winzig. Die Rede ist ausnahmsweise nicht vom Elektroauto, sondern vom Veggie-Fleisch. Vor Jahren noch als Öko-Nische belächelt, hat sich das Geschäft für alternative Proteine zum Boommarkt entwickelt. Wo anfangs von Promi-Investoren unterstützte Start-ups Soja und Erbsen zu Fleischersatzteilchen zusammenmischten, zieht die Branche mittlerweile die ganz Großen an. Finanzinvestoren und die Giganten der Lebensmittelindustrie fluten den Markt mit Kapital, Manpower und neuen Produkten. Ganz vorne sind Nestlé und Unilever dabei, von Fake-Thunfisch bis zur Tiefkühllasagne vegetarisieren sie die Supermarktregale und polieren nebenbei die eigene Story auf Nachhaltigkeit.
Es ist ein Wettlauf um ein neues Milliardengeschäft, genau wie beim E-Auto, nur toppen die prognostizierten Wachstumsraten die der Elektroautobranche sogar noch. Wie Big Food das Veggie-Geschäft kapert, berichtet meine Kollegin Mirjam Hecking.

Burgermania: Vegetarischer Fleischersatz wie dieser Burger von Impossible Foods liegt schwer im Trend
Foto:PR
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos Capital kommt die Credit Suisse teuer zu stehen. Die Schweizer Bank kappt die Dividende, stoppt Aktienrückkäufe und setzt sowohl den Investmentbankchef als auch die Risikochefin vor die Tür. Dabei ist Archegos nur einer von vielen Fehltritten in der Vergangenheit. Das Aufräumen beginnt gerade erst und dürfte weitere Milliarden kosten.
Googles Roboterauto-Tochter Waymo gilt als führend bei selbstfahrenden Autos. Das ist auch ein Verdienst von CEO John Krafcik, der hochkarätige Kooperationen schloss. Nun tritt er zugunsten einer neuen Doppelspitze zur Seite – und bereitet sich wohl auf einen neuen Top-Job vor.
Die Börsen feiern abermals einen neuen Rekord – und die Kryptowährungen um Bitcoin & Co. schaffen es auf eine Marktbewertung von insgesamt mehr als zwei Billionen Dollar.
Wer lange in eine Riester- oder Rürup-Rente eingezahlt hat, ist schlecht dran. Bei vielen Vorsorgeverträgen werden demnächst die garantierten Renten gesenkt. Die neue Verordnung zum Höchstrechnungszins, die daran schuld ist, kommt aus dem Finanzministerium von Olaf Scholz und wird in brachialer Geschwindigkeit durch die Instanzen gepeitscht. Ein vermutlich erwünschter Nebeneffekt: Für neue Rentenversicherungsverträge gehen die Provisionen für die Vertreter in ungeahnte Höhen. So "unsexy und kompliziert" er die Sache auch findet, unser Meinungsmacher Axel Kleinlein hat sie aufgebohrt.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:

Underdog: Der Geschäftssinn von Twitter-Gründer Jack Dorsey ist entflammt
Foto: Michelle Groskopf / Wired / Conde NastMit seinem Kurznachrichtendienst Twitter gebietet Jack Dorsey über das mächtigste Medium der Welt. Für viele Politiker und Wirtschaftsgrößen ist es konkurrenzlos die wichtigste und elitärste Bühne im Netz. So bedeutend die Plattform gesellschaftlich ist, so marginalisiert war sie lange Zeit ökonomisch. Das soll sich nun ändern. Wie Twitter zur Geldmaschine wird, hat mein Kollege Philipp Alvares de Souza Soares recherchiert.
Nach den Burgern noch eine Technologie der Zukunft: Während in der grünen Mobilität von morgen nichts ohne den Elektromotor zu laufen scheint, setzen andere Industriezweige auf Wasserstofftechnik. Die Unternehmensberater von Oliver Wyman sehen hier einen gigantischen (und klimafreundlichen) Markt entstehen: Allein in Europa wird bis 2030 eine Wertschöpfung von 350 Milliarden Euro erwartet, der richtige Boom soll nach 2040 kommen. Wo der Einsatz von Wasserstoff sinnvoll und machbar ist – und wo eher nicht – das zeigt die Wyman-Studie, die manager magazin exklusiv vorliegt.
Das Beste aus dem "Economist":
Angestachelt von der Kommunistischen Partei boykottieren chinesische Verbraucher ausländische Marken von Adidas, H&M bis Zara. In der aktuellen Ausgabe berichtet der britische "Economist", wie westliche Firmen zunehmend zwischen die politischen Fronten geraten.
Außerdem präsentieren wir Ihnen diesen Text über Intels riskanten Chip-Nationalismus: In der Krise um Halbleiter und Computerchips will Pat Gelsinger, der neue Chef des US-Konzerns, die Produktion in der Heimat wiederbeleben. Eine brisante Wette.
Meine Empfehlung für den Abend:
Zukunftstechnologie die Dritte: Einen Wert von 450 Milliarden US-Dollar sollen Quantencomputer pro Jahr schaffen, wenn auch erst ab dem Jahr 2050. Zum Teil durch neue Umsätze, zum Teil durch Kostenersparnisse. Schon länger gelten die Superrechner als eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. In den kommenden Monaten könnte der Durchbruch gelingen. Wer sind die entscheidenden Akteure und welche seriösen Anwendungen gibt es überhaupt? Darüber diskutieren wir in unserer neuesten Podcast-Folge "Das Thema".
Zum Schluss finden Sie hier noch Ideen für Ihre Geldanlage: Unsere drei Anlagetipps des Monats sind ein Hidden Champion für Brennstoffzellen, eine Präsidentenuhr und eine Wette auf das Ende des Lockdowns.
Herzlich, Ihre Corinna Scheying