
Der Donnerstag im Überblick Eine Mutmacherin und ein überraschend leiser Tesla-Chef

Susanne Klatten, die reichste Frau der Republik, tritt extrem selten in der Öffentlichkeit auf. Für manager magazin hat sie nun eine Ausnahme gemacht: Die Unternehmerin und BMW-Erbin hielt beim jährlichen Dinner der "Top100 Frauen" am Mittwochabend im Frankfurter Städelmuseum die Keynote. Vor den 100 wichtigsten Entscheiderinnen der deutschen Wirtschaft nutzte Klatten die Gelegenheit, über gutes Krisenmanagement zu sprechen: "Krisen begegnet man am besten mit einem langen Atem und mit dem Willen zu Veränderung – also dem Mut zu Innovation."
Klatten spricht aus Erfahrung: Über ihre Beteiligungsgesellschaft Skion hat sie ein Portfolio an Industriebeteiligungen aufgebaut. Sie hält Anteile am Chemiekonzern Altana, dem Windturbinenbauer Nordex und am Kohlenstoff-Spezialisten SGL Carbon. Die BMW-Erbin warnte vor dem schlichten Rezept "Sparen und Kürzen". Sie forderte stattdessen mehr Mut in der Krise. Zwar läge es nahe, in schwierigen Zeiten Innovationsbudgets zu streichen. "Aber am Ende sind es Innovationen, die ein Unternehmen voranbringen – in der Krise und danach."
Mit dem festlichen Dinner ehren das manager magazin und die Boston Consulting Group die 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft sowie herausragende weibliche Führungskräfte. Die Liste versteht sich nicht als Ranking, die Jury kürt aber eine "Prima inter Pares". Die Auszeichnung ging dieses Jahr an Bettina Orlopp, stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Finanzchefin der Commerzbank. Alles über das Top100-Dinner mit Susanne Klatten lesen Sie hier.

Susanne Klatten beim Top100-Dinner: "Krisen begegnet man am besten mit einem langen Atem und mit dem Willen zu Veränderung"
Foto: Frank BeerDie Wirtschaftsnews des Tages:
Volkswagen plant zwei neue Fabriken in Nordamerika: Hätte Volkswagen-Chef Oliver Blume (54) dieselben Kommunikationsberater wie Bundeskanzler Olaf Scholz (64), stünde im Drehbuch für die Vermarktung seiner Nordamerika-Strategie womöglich ein "Doppelwumms". Blume will den Aufsichtsrat am morgigen Freitag vom Bau eines Elektroautowerks in den USA überzeugen – trotz Bedenken im eigenen Vorstand. Auch für eine Batteriezellenfabrik wirbt Blume, allerdings in Kanada, nicht in den USA. Mein Kollege Michael Freitag zeigt, wie die Pläne Blumes New Volkswagen definieren.
Apple investiert weitere Milliarde in München: Der iPhone-Konzern Apple will am Standort München eine weitere Milliarde Euro in sein europäisches Zentrum für Chipdesign investieren. Das kündigte das Unternehmen am Donnerstag in der bayerischen Landeshauptstadt an. Damit stockt Apple seine Investitionszusage aus dem Jahr 2021 auf nun zwei Milliarden Euro auf. München ist bereits heute Apples größter Entwicklungsstandort in Europa.
US-Regierung will Tiktok landesweit verbieten: Die USA erwägen, die Nutzung der chinesischen Kurzvideo-App Tiktok zu verbieten. "Wir haben Bedenken, was das Sammeln von Daten von Amerikanern betrifft und das mögliche Risiko für die nationale Sicherheit", sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses. Seit dieser Woche ist es Mitarbeitern der US-Regierung bereits verboten, Tiktok auf ihren Diensthandys zu installieren.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Warum die Preise für Fahrräder wieder sinken: Ein Fahrrad für 3000 oder 5000 Euro? Kein Problem. Lange kannten die Preise für Fahrräder nur eine Richtung: nach oben. Jetzt sieht es danach aus, dass sie in großen Teilen des Marktes in diesem Jahr wieder sinken werden. Viele Händler und Hersteller müssen ihre Ware zügig verkaufen und locken mit Kampfpreisen: Meine Kollegen Anna Driftschröer und Lutz Reiche haben sich den wachsenden Preisdruck in der Fahrradbranche genauer angeschaut.
Unicredit-Chef könnte 2023 fast zehn Millionen Euro verdienen: Der Chef der italienischen Großbank Unicredit, Andrea Orcel, gilt als "Christiano Ronaldo des Bankings": Der 59-Jährige zeigt sich nicht nur mit Blick auf die Unicredit-Entwicklung als durchsetzungsstark, sondern auch mit Blick auf die Steigerung des eigenen Gehalts. Laut einem Bericht von "Bloomberg" will die Bank Orcels Fixgehalt um rund 30 Prozent auf 3,25 Millionen Euro aufstocken. Orcel könnte dann inklusive Boni knapp 10 Millionen Euro einstreichen, sollte die Bank 2023 ihre Ziele übertreffen.
Gehen oder bleiben: Ein Drittel der Arbeitnehmer in Deutschland spielt mit dem Gedanken, den aktuellen Job zu kündigen. Die Frage "Gehen oder Bleiben" diskutieren meine Kolleginnen und Kollegen von manage › forward in zwei Wochen mit Executive Coach Claudia Michalski. Gemeinsam arbeiten sie heraus, wie Klarheit über den nächsten Karriereschritt gewonnen werden kann. Die Teilnahme ist kostenlos, hier können Sie sich anmelden.
Meine Empfehlung für den Abend:

Jubelposer: Tesla-Chef Elon Musk (51) erweitert seinen Masterplan, noch bevor er viele Punkte auf der bisherigen Agenda erfüllt hat
Foto:Noam Galai / Getty Images via AFP
Wie Tesla am Investorentag enttäuschte: Um die Tesla-Erfolgsstory weiterzuschreiben, offenbarte CEO Elon Musk in der Nacht zu Donnerstag bereits seinen dritten "Masterplan". Im Zentrum dabei: Musks Vision für eine "nachhaltige Energiewirtschaft". Fast vier Stunden redeten knapp 20 Tesla-Manager – und sagten dennoch wenig . Zu den erwarteten neuen Modellen (etwa dem kleinen und kostengünstigen Model 2) gab es ebenfalls nichts Neues. Anleger zeigten sich enttäuscht, die Aktie gab kräftig nach. Meine Kollegen Christoph Seyerlein und Jonas Rest sind in ihrer ausführlichen Analyse der Frage nachgegangen: Wandelt sich Elon Musk vom lauten Visionär zum leisen Realisten?
Herzlich, Ihr Kai Lange
PS: Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .