Christian Schütte

Der Mittwoch im Überblick Das nächste Level

Jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit mächtigen Frauen, einer höchst sportlichen Abfindung und dem richtigen Plan für eine Auszeit.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Erfolg macht erfolgreicher, das ist bekannt als Matthäus-Effekt. "Wer da hat, dem wird gegeben", heißt es im Matthäus-Evangelium (Kapitel 13, Vers 12). Aber kennen Sie auch den Matilda-Effekt? Mit dem Begriff hat die Wissenschaftshistorikerin Margaret Rossiter (79) vor 30 Jahren angeprangert, dass die Leistungen von Frauen in der Geschichtsschreibung systematisch ignoriert wurden. Unbekannt blieb unbekannt. Rossiter wählte den Namen, um an die frühe US-Frauenrechtlerin Matilda Joslyn Gage (1826-1898) zu erinnern.

Journalisten sollten aus Prinzip gegen den Sog des Matthäus- und des Matilda-Fehlers arbeiten. Zum heutigen Weltfrauentag erinnern wir deshalb besonders gerne an unsere Bestenliste: die "100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft", die das manager magazin jedes Jahr zusammen mit der Boston Consulting Group auswählt. Neu finden Sie bei uns die exklusive Liste der 40 reichsten Frauen und die Geschichten dahinter. Immerhin jedes fünfte Milliardenvermögen in Deutschland wird maßgeblich von Frauen gesteuert, zeigt die Sonderauswertung der mm-Vermögensrangliste.

Geballte Macht: Susanne Klatten, Ayla Busch, Bettina Würth und Julia Thiele-Schürhoff (v.l.n.r.) verwalten und gestalten Milliardenvermögen

Geballte Macht: Susanne Klatten, Ayla Busch, Bettina Würth und Julia Thiele-Schürhoff (v.l.n.r.) verwalten und gestalten Milliardenvermögen

Foto: [M] Matthias Balk / dpa / picture alliance, PR, Frank Blümler, Schellnegger / SZ Photo / picture alliance

Rossiter entdeckte das Matilda-Problem als Studentin in Yale, wo sich die ausschließlich männlichen Professoren und Doktoranden jeden Freitagnachmittag zu Bier, Pfeife und Witzeleien trafen. Wie Unternehmen heute solche Kulturen aufbrechen können, erklärt das Stück "Warum so männlich?" aus dem Harvard Business manager. Gerade in Deutschland ist aber noch mehr zu tun, schreibt mm-Chefredakteur Sven Clausen in seinem Leitartikel: "Wir brauchen ein neues Level an Dynamik und Veränderungswillen – also: mehr Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund in Spitzenpositionen."

Die Wirtschaftsnews des Tages:

  • Bei Adidas klingelt die Kasse so richtig nur noch für den Ex-CEO. Kasper Rorsted (61), der im November vorzeitig gehen musste, erhält insgesamt 16 Millionen Euro Kompensation. Adidas hatte seinen Vertrag erst 2021 um fünf Jahre verlängert. Seither regnet es schlechte Nachrichten. Der Gewinn brach 2022 um 83 Prozent ein, die Dividende wird gekürzt. Dieses Jahr droht erstmals seit über 30 Jahren ein Verlust, denn in den Lagern stapeln sich unverkäufliche Sneaker aus der geplatzten Kooperation mit dem Skandalrapper Kanye West (45). Der neue Chef Björn Gulden (57), der von Puma kam, hat 2023 nun zu einem "Übergangsjahr" erklärt. Und er baut den Vorstand um. Das Markenressort übernimmt er gleich selbst.

  • Mau waren die Zahlen auch beim Autozulieferer Continental. Material- und Energiekosten sind explodiert, zudem drückten 2022 negative Sondereffekte von einer Milliarde Euro. Doch der zuversichtliche Auftritt von Conti-Chef Nikolai Setzer (51) hat die Börse heute überzeugt: Die Aktie stieg um über fünf Prozent. Ein Branchenkollege hat gestern vielleicht die falsche Tonart gewählt: Klaus Rosenfeld (56), CEO von Schaeffler, zeigte sich am Dienstag mit ähnlichen Zahlen eher sorgenvoll. Folge: Kursrutsch.

Das Neueste aus dem Harvard Business manager:

  • Im sogenannten "Roten Ozean" tobt der Überlebenskampf - der "Blaue Ozean" gehört Unternehmen, die sich durch Innovation freischwimmen. Das Musterbeispiel für diesen berühmten Strategieansatz war früher stets der Cirque du Soleil, der das Produkt Zirkus neu erfand. Dann kam Corona und der Cirque du Soleil war pleite. Jetzt ist er wieder da und beweist, dass der Blue-Ocean-Weg sich eben doch auszahlt, erklärt mein Kollege Ingmar Höhmann in seinem Strategie-Newsletter.

Meine Empfehlung für den Abend:

Oben angekommen: Ein Perspektivwechsel auch für Führungskräfte?

Oben angekommen: Ein Perspektivwechsel auch für Führungskräfte?

Foto: Nattapong / EyeEm / Getty Images
  • Sich einfach mal komplett aus der Führung ausklinken und für ein Vierteljahr in die Berge verschwinden - das ist für CEOs eigentlich unmöglich. Es sei denn, sie bereiten auch dieses Projekt professionell vor. Antje von Dewitz, Chefin des Outdoor-Ausrüsters Vaude, hat es getan und beschreibt in ihrer mm-Kolumne, wie es funktionierte. Die Organisation muss stimmen: Vaude pflegt eine Kultur, in der die Teilung von Aufgaben gut eingespielt ist. Die CEO plante ihr Sabbatical ein Jahr im Voraus, legte alle Termine entsprechend und kommunizierte ihr Vorhaben offen nach innen und außen. Wie viele Whatsapps ihr die Firma in die Berge schickte und wie das Feedback bei der Rückkehr war, das lesen Sie hier.

Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Abend, Ihr Christian Schütte

Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren