
Der Dienstag im Überblick Kurzsichtige Energiemanager und weitblickende Fußballprofis

Das Versprechen der Energiewende ist gigantisch: Öl und Gas sollen durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Denn wer Energie aus Sonne und Windkraft erzielt, kommt ohne CO2-Emissionen aus und ist künftig nicht mehr von anderen Staaten erpressbar. Doch das Jahrhundertprojekt droht zu scheitern, wenn es der Industrienation Deutschland nicht gelingt, ihre Stromnetze rasch auszubauen.
Ohne die nötige Infrastruktur, also die Stromnetze, rücken die Klimaziele in immer weitere Ferne. Minister, Manager und Bürokraten blockieren den Ausbau, da es Verteilungskämpfe auf allen Ebenen gibt: von der EU bis zur unteren Naturschutzbehörde der kleinsten Kommune. Die vier Übertragungsnetzbetreiber Tennet (Niederlande), TransnetBW (EnBW), Amprion (RWE und M3J) sowie 50Hertz (Elia und KfW) stecken ihre Claims ab, während Verbände und Initiativen bundesweit gegen neue Stromtrassen zu Felde ziehen.
Meine Kollegin Kirsten Bialdiga hat dieses spezielle deutsche Drama in drei Machtfragen aufgedröselt: Wem soll das deutsche Stromnetz gehören? Wie wichtig ist beim Netzausbau der Artenschutz? Und was soll und kann sich der Regulierer erlauben? Das Ergebnis ist ein lesenswerter Inside-Report über eine breitflächige deutsche Selbstblockade.

Spannungsabfall: Ohne Leitungen bringen auch die größten Windparks nichts. Die Machtkämpfe um die Stromnetze gefährden die deutsche Energiewende.
Foto:Paul Langrock / Zenit / laif
Die Wirtschaftsnews des Tages:
UBS-Chef stellt Management neu auf: Der als Chef zur UBS zurückgekehrte Sergio Ermotti stellt nach der Übernahme der Credit Suisse sein Spitzenteam neu auf. Todd Tuckner löst Sarah Youngwood als Finanzchefin ab. Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner rückt zudem in die Konzernleitung auf. Er soll "die operationelle Kontinuität und den Kundenfokus" von Credit Suisse aufrechterhalten.
Millionenvergleich im Streit um Equal Pay: Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat sich kurz vor einer öffentlichen Anhörung vor Gericht mit 2800 Klägerinnen auf eine Vergleichszahlung geeinigt. Die Mitarbeiterinnen hatten der Großbank in einer Sammelklage vorgeworfen, sie systematisch unterzubezahlen. Goldman zahlt nun 215 Millionen Dollar und setzt dem jahrelangen Streit um gerechte Bezahlung von Frauen ein Ende – zumindest im eigenen Haus.
Jolt Energy erhält 150 Millionen Euro: Das Münchener Start-up Jolt Energy will Elektroautos mithilfe spezieller Ladesäulen besonders schnell aufladen. E-Autofahrer sollen so Strom für 200 Kilometer Reichweite in zehn Minuten nachladen können. Der Infrastruktur-Kapitalgeber Infrared Capital Partners stattet Jolt Energy jetzt mit 150 Millionen Euro aus.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Die Frau hinter Elon Musk: Wenn die private Raumfahrtfirma SpaceX erneut eine wiederverwendbare Rakete in den Himmel schießt, schauen alle in der Regel nur auf SpaceX-Gründer Elon Musk. Weniger bekannt ist, dass bei SpaceX eine Frau seit 15 Jahren fürs laufende Geschäft verantwortlich ist: Die Ingenieurin Gwynne Shotwell hält als COO und Präsidentin von SpaceX alle Fäden in der Hand und bringt auch Nasa-Veteranen ins Schwärmen. Wie Shotwell mit ihrer Rolle im Schatten von Musk klarkommt, hat meine Kollegin Clara Vuillemin für Sie aufgeschrieben.

Gwynne Shotwell: Heimliche Chefin von SpaceX
Foto: Bloomberg / Bloomberg via Getty ImagesDer Mann hinter Lucid Motors: Peter Rawlinson wollte mit Lucid Motors zum Tesla-Jäger werden. Doch der Luxus-Elektroautobauer verbrennt immer schneller Geld, neben der Produktion schwächelt inzwischen auch der Vertrieb. Einige Anleger fordern bereits die Entlassung Rawlinsons, wie mein Kollege Christoph Seyerlein berichtet. Der Lucid-CEO muss nun hoffen, dass sein Hauptinvestor aus Saudi-Arabien nicht auch noch die Geduld verliert.
Das Steuersparbüro hinten im Garten: Der Begriff "Gartenarbeit" bekommt eine neue Bedeutung: Zahlreiche Hersteller bieten seit der Corona-Pandemie schlüsselfertige Tiny Offices für den Garten an. Genehmigungen für diese Art Homeoffice braucht es meist nicht – und wer geschickt deklariert, spart auch noch Steuern.
Meine Empfehlung für den Abend:

Next Gen: Fußballstars wie İlkay Gündoğan tun viel dafür, um sich noch während der Spielerkarriere auf einen Job im Management vorzubereiten. Nur so können sie im Investorenfußball noch mithalten.
Foto:Matt McNulty / Manchester City FC / Getty Images
Die zweite Karriere des İlkay Gündoğan: Heute Abend spielt Fußballnationalspieler İlkay Gündoğan mit Manchester City gegen Real Madrid um den Einzug ins Finale der Champions League (21 Uhr, Amazon Prime und Sky). Sorgen ums Weiterkommen muss sich Gündoğan nur bedingt machen: Als Kapitän der "Citizens" ist seine persönliche Vermögensbildung schon im Alter von 32 Jahren weit fortgeschritten. Doch was viel wichtiger ist: Um nach ihrer Profikarriere ins Klubmanagement wechseln zu können, bereiten sich Topkicker wie Gündoğan oder die deutsche Nationalspielerin Sara Däbritz schon während ihrer aktiven Karriere auf die zweite Laufbahn vor. Mit gutem Grund: Topjobs im Fußball werden immer komplexer, und Profis, die nach Abpfiff der aktiven Karriere im Ballbusiness bleiben wollen, müssen sehr viel lernen. Welche Skills sich Gündoğan, Däbritz oder auch Julian Draxler bereits jetzt aneignen, hat mein Kollege Christoph Neßhöver in der Story "Von der Nationalelf ins Topmanagement" für Sie aufgeschrieben. Pflichtlektüre zur Halbzeitpause!
Herzlich, Ihr Kai Lange
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