
Der Donnerstag im Überblick Schicksalsmeeting im 31. Stock
René Benko wollte schon immer hoch hinaus, aber dieses Treffen über den Dächern von Berlin hätte er sich wohl lieber erspart: An einem Montagmorgen Anfang Mai trifft sich der österreichische Milliardär mit wichtigen Investoren im 31. Stock des Upper West Towers im Zentrum der deutschen Hauptstadt. Die Geldgeber wollen Antworten: Wird Benkos Unternehmensgruppe Signa die Immobilienkrise überstehen, die gerade auf Europa zurollt?
Genau diese Frage beschäftigte auch meine Kollegen Margret Hucko und Martin Noé, die zu Benko und seinen Aktivitäten in der momentanen Umbruchphase im Immobiliengeschäft recherchiert haben. Ergebnis: Benko, der in der Vergangenheit große Erfolge, aber auch schwierige Zeiten erlebt hat (Stichwort: zweimalige Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof), hat den Ernst der Lage offenbar erkannt. Eine gerade erst testierte Bilanz der Signa zeigt, dass die Immobilienwerte des Unternehmens – darunter prominente Objekte wie das KaDeWe in Berlin oder der gegenwärtig in Hamburg entstehende Elbtower – bereits um bis zu knapp 10 Prozent gesunken sind. Die Finanzierung sieht zwar noch stabil aus, mit Kreditquoten von teilweise deutlich unter 50 Prozent. Das liegt aber vor allem daran, dass die Investoren bereits im vergangenen Sommer eine Milliarde Euro frisches Kapital nachgeschossen haben, so Hucko und Noé.
Und das sollen sie nun wieder tun, die Investoren: Erneut Geld ins Unternehmen geben. Darum geht es bei dem Treffen Anfang Mai in Berlin, wobei eine Summe von einer halben Milliarde Euro im Raum steht. Um die zu bekommen, hat Benko bei der Signa einen radikalen Kursschwenk eingeleitet und einen grundlegenden Rettungsplan aufgestellt. Wie der aussieht, haben die Kollegen Hucko und Noé für Sie recherchiert: Der neue Abbauplan des Immobilienkönigs René Benko

Erst Aufbau, jetzt Abbau: René Benko übt sich als Krisenmanager
Foto:Frank Röth / F.A.Z.-Foto
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Geschäftszahlen von Europas Lebensmittelhändler Nummer eins: Die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) hat ihren Umsatz im vergangenen Jahr um beachtliche 15,4 Prozent auf 154,1 Milliarden Euro gesteigert. Gründe waren nach Angaben des Unternehmens vor allem "effizientes Prozessmanagement", Expansion sowie der Ausbau von Marktanteilen. Klar ist aber auch: Der Konzern von Gründer Dieter Schwarz konnte wie die gesamte Branche im Zuge der Inflation nennenswerte Preiserhöhungen durchsetzen.
Viele hatten das Thema schon abgehakt, doch das war offenbar verfrüht: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die deutsche Volkswirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres um 0,3 Prozent geschrumpft. Da auch am Ende des vierten Quartals 2022 ein Minus unter dem Strich stand, ist die technische Definition erfüllt: Deutschland ist offiziell in eine Rezession geraten.
Entwarnung gibt es dagegen beim Gaspreis: Vor einem Jahr kostete die Megawattstunde noch mehr als 300 Euro, inzwischen ist der Terminkontrakt dazu auf 30 Euro gefallen. Der Gaspreis ist damit so niedrig wie seit zwei Jahren nicht mehr, sogar geringer als zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Was uns heute besonders beschäftigt hat:
Als hätte der Immobilienkonzern Vonovia mit der Immobilienkrise nicht schon genug zu tun, gibt es auch noch intern Ärger: Dass Vorständin Helene von Roeder das Unternehmen verlassen wird, ist bereits bekannt. Nun berichten meine Kollegin Hannah Steinharter und Kollege Dietmar Palan , dass auch Konstantina Kanellopoulos, Generalbevollmächtigte im Bereich Value-add, auf dem Sprung ist. Und die Managerin geht offenbar nicht ganz freiwillig, wie die Kollegen erfahren haben: Hintergrund ist vielmehr ein Streit – ausgerechnet mit ihrer Vorgesetzten von Roeder.
Klaus Hommels gibt gern den Starinvestor und geopolitischen Vordenker, beispielsweise in seiner neuen Rolle als Vorsitzender des frisch gestarteten Innovationsfonds der Nato. Doch Investoren, die Hommels ihr Geld anvertraut haben, finden immer weniger Gefallen an ihm. Die Gründe haben meine Kollegen Christina Kyriasoglou und Jonas Rest recherchiert: Die Fonds von Hommels' Investmentfirma Lakestar halten offenbar immer seltener, was der Maestro einst versprach. Lesen Sie selbst .
Der Name Helmut Schlotterer dürfte nicht jedem auf Anhieb geläufig sein. Sein Modelabel dagegen ist schon eher bekannt: Marc Cain. Schlotterer ist damit einer der erfolgreichsten Modeunternehmer des Landes. Mit 76 Jahren denkt er nun über die Zukunft seiner Firma nach – und verfolgt dabei einen außergewöhnlichen Plan: Die Belegschaft soll das Ruder übernehmen. Kollege Martin Mehringer schildert Ihnen alle Details: Sozialismus –der radikale Erbfolgeplan des Marc-Cain-Inhabers
Meine Empfehlung für den Abend:

Rampensau mit stiller Seite: Tina Turner verstarb im Alter von 83 Jahren
Foto:Franziska Krug / Getty Images
Mit Tina Turner ist eine der ganz großen Künstlerinnen der Rock- und Pop-Welt verstorben, die den meisten als wilder Bühnenstar mit unverwechselbarer Stimme in Erinnerung bleiben dürfte. Die Kollegen vom Harvard Business manager allerdings hatten vor wenigen Jahren die Gelegenheit, ein Interview mit der Sängerin zu führen, und lernten dabei eine andere Seite von Tina Turner kennen: Die Sängerin sprach über schwere Zeiten in ihrem Leben, über Missbrauch, und darüber, wie ihr Spiritualität und buddhistische Praxis geholfen haben, damit fertigzuwerden. Ein kurzes, aber lesenswertes Stück mit einer Überschrift, die allerdings wieder voll ins Klischee passt: "Für mich war es das Beste, auf der Bühne zu stehen."
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
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