

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit dem Personalkarussell bei Osram und Unicredit

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit dem Abgang zweier Führungsspitzen, Angst vor Amazon Pharmacy und prominenter Unterstützung für ein Berliner Cannabis-Start-up.
Kiffen war vielleicht mal cool – 2020 gehört CBD. Das Cannabidiol, das neben dem bekannten Rauschmittel THC einer der Hauptwirkstoffe der Cannabis-Pflanze ist, erobert in Form von Entspannung versprechenden Ölen, Cremes oder Kapseln die Drogerieregale. Im Hanf als Lifestyle- und Medizinprodukt sehen Investoren einen zukunftsträchtigen Innovationsmarkt.
Auch in Deutschland gewinnt der Trend prominente Unterstützer. Zu den Profiteuren gehört die erst 2018 gegründete Sanity Group. Das Berliner Start-up hat jetzt eine weitere Finanzierungsrunde im Wert von vier Millionen Euro abgeschlossen, das Gesamtinvestment der Risiko-Investoren steigt damit auf 25 Millionen Euro. Die Liste der Finanziers liest sich wie die Gästeliste einer "Wetten, dass..?"-Show: Der US-amerikanische Musikproduzent Will i am, TV-Moderator Klaas Heufer-Umlauf, Fußballprofi Mario Götze, Ex-Fußballer Dennis Aogo, das deutsche Topmodel Stefanie Giesinger sowie Bitburger Ventures sind als neue Gesellschafter und Gesellschafterinnen eingestiegen. Mit so viel Beistand könnte die Gruppe ihrem Ziel näherkommen, zu einem führenden Cannabisunternehmen zu werden.
Die Personalmeldungen des Tages:

Abmarsch: Peter Bauer und Olaf Berlien (r.) werden Osram verlassen
Foto: dpa Picture-Alliance / Frank Hoermann/SVEN SIMON / picture alliance / SvenSimonNach der Übernahme des Münchener Lichttechnikkonzerns Osram durch den österreichischen AMS-Konzern verlässt jetzt die Führungsspitze das Unternehmen. Vorstandschef Olaf Berlien wird mit der Hauptversammlung im Februar sein Amt niederlegen, Aufsichtsratschef Peter Bauer scheidet bereits Mitte Dezember aus. Nach der Hauptversammlung im Februar soll Osram pro forma von AMS-Finanzchef Ingo Bank geleitet werden. Neuer Aufsichtsratschef soll AMS-Vorstand Thomas Stockmeier werden. Für Berlien, ohnehin hoch talentiert in der Selbstvermarktung, ist der Abgang äußerst lukrativ.
Er kam, sanierte mit großem Erfolg - und wird nun wieder abtreten: Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier hat seinen Abgang von der Spitze der Bank angekündigt. Grund: Er will nicht so, wie der Verwaltungsrat gern will. Damit ist nach Meinung von Experten der Weg frei für Fusionen und Übernahmen, gegen die sich der Ex-Investmentbanker zuletzt vehement gewehrt hat.
Die wichtigsten Wirtschaftsthemen des Tages:
Kaum startet Amazon einen neuen Geschäftsbereich, beginnt das große Zittern. So hat auch die Nachricht des Einstiegs von Amazon Pharmacy in den Medikamentenhandel die Aktien etablierter Player der Apothekenbranche einbrechen lassen. Doch die Sorgen vor der Verdrängung sind diesmal womöglich übertrieben, schätzen Experten. Warum sich Apotheken kaum vor Amazon Pharmacy fürchten müssen, lesen Sie hier.
Der scheidende Siemens-Chef Joe Kaeser muss sich in seinem letzten Amtsjahr mit weniger Geld begnügen als im Vorjahr: Im Geschäftsjahr 2019/20, das bis Ende September lief, erhielt er 9,27 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es noch rund fünf Millionen mehr gewesen. Kaesers Nachfolger Roland Busch kann sich unterdessen über gleich zwei Gehaltserhöhungen freuen.
Nach dem Allzeithoch von 19.918 US-Dollar am Montag ging es für den Bitcoin am Dienstag zunächst noch weiter aufwärts. Doch die Hoffnung vieler Fans auf eine stetigere Kursentwicklung hat sich nicht bestätigt. Am frühen Nachmittag stürzte die Kryptowährung um gut 1700 Dollar bis auf 18.100 Dollar ab.
Wer seine Familie, Freunde oder Kollegen sehen möchte, greift seit der Corona-Krise gern auch auf ein Abo von Zoom zurück. Umsatz und Gewinn des Videodienstes haben sich binnen einem Jahr vervielfacht - aber das reicht den Anlegern offenbar nicht. Die Aktie fiel nach Bekanntgabe der neuen Geschäftszahlen zeitweise um rund acht Prozent.
Der Ölmulti Exxon zieht in der Corona-Krise die Notbremse. Im kommenden Quartal muss der US-Konzern bis zu 20 Milliarden Dollar abschreiben. In einem großen Sparprogramm wird die Belegschaft um 15 Prozent reduziert, dabei werden etwa 10.000 Angestellte ihre Jobs verlieren.

Kann die Dinge schwer geraderücken: Beiersdorf-Chef Stefan De Loecker
Foto: Christian Charisius/ picture alliance/dpaWie kommuniziert ein Vorstandschef, wenn es ungemütlich wird? Beiersdorf-Chef Stefan De Loecker gibt ein aktuelles Beispiel. Ein Artikel des manager magazins, in dem wir den bevorstehenden Abschied von Finanzchefin Dessi Temperley und den wahrscheinlichen Abgang von Marketingvorstand Asim Naseer thematisierten, brachte den Chef des Nivea-Konzerns in Erklärungsnot. Seine Strategie zur Beruhigung: Eine nebulöse E-Mail an seinen Führungszirkel, die zu den Personalien keine Aufklärung liefert.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Biontech kommt einer möglichen Zulassung seines Covid-19-Impfstoffs in Europa näher. Nach dem Antrag auf eine Notfallzulassung in den USA hat das Unternehmen mit seinem Partner Pfizer auch in der EU einen Antrag auf eine sogenannte bedingte Zulassung gestellt, die eine besonders stark kontrollierte Zulassung für vorerst ein Jahr vorsieht.
Angesichts der in Rekordgeschwindigkeit entwickelten Corona-Impfstoffe und der beschleunigten Zulassungsverfahren liegt die Frage nahe: Sind die Impfstoffe tatsächlich sicher und frei von Nebenwirkungen? Experten begegnen den Skeptikern mit hilfreichen Erklärungen.
Meine Empfehlung für den Abend:
Wer heute Investoren begeistern will, muss auch aus ökologischer und sozialer Perspektive überzeugen. Wenn der Megatrend in der Anlagewelt bestehen bleibt, könnte in fünf Jahren mehr als die Hälfte des Kapitals "nachhaltig" investiert sein. Die Unternehmen müssen sich dabei an "ESG"-Grundsätzen messen lassen, die die Faktoren Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) auf den Prüfstand stellen. Orientierung für Anleger bieten drei globale Agenturen, die die entscheidenden Noten vergeben. Das Problem dabei: Verlässliche ESG-Ratings lassen sich ungleich schwerer ermitteln als klassische Leistungswerte. Was Anleger jetzt über die Nachhaltigkeitskriterien wissen müssen, erklärt Mark Böschen.
Herzlich, Ihre Corinna Scheying