
Der Freitag im Überblick Zukunftssorgen und Entscheidungsprofis
Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit düsteren Aussichten für die deutsche Wirtschaft, dem mächtigsten Mann der Welt und der Frage, wie Führungskräfte durch die Multikrise kommen.
Wie ernst steht es um die deutsche Wirtschaft? Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in dieser Woche seine jüngsten Prognosen für 2023 veröffentlicht – und die waren bitter für Deutschland. Der IWF erwartet eine Rezession, ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent. Nur einer großen Volkswirtschaft wird es im kommenden Jahr wohl noch schlechter ergehen: Russland.
Der Gesundheitszustand der deutschen Wirtschaft bietet also Anlass zu ernster Sorge. Und bei genauerer Betrachtung geht das Problem noch tiefer: Deutschland steht nicht nur eine Rezession bevor, sondern ein Bruch der alten Wirtschaftsstrukturen. Wie tief der Bruch sein wird und worin die Zukunft der deutschen Volkswirtschaft liegen könnte, darüber hat Chefredakteur Sven Clausen mit unserem obersten Volkswirt Christian Schütte im wöchentlichen Podcast "Das Thema" diskutiert. Hören Sie doch mal rein!

Vom Strukturwandel bedroht: Stahlwerk in Peine
Foto: Sebastian Kahnert / picture alliance / dpaDie Wirtschaftsnews des Tages:
Rosneft verklagt Bundesregierung: Der russische Ölkonzern Rosneft erhebt Klage gegen die Treuhandverwaltung seiner deutschen Töchter. Die Bundesregierung hatte im September entschieden, die Mehrheitseigner der brandenburgischen Raffinerie PCK – zwei Rosneft-Töchter – unter staatliche Kontrolle zu bringen.
Otto meldet Umsatzeinbruch in Deutschland: Auch die in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnten Onlinehändler spüren nun die Krise. Der Umsatz der Otto-Gruppe ist im ersten Geschäftshalbjahr deutlich zurückgegangen. Schuld daran sind vorwiegend die gestiegenen Lebenshaltungskosten, die Verbraucher belasten.
Galeria Karstadt Kaufhof beantragt erneut Staatshilfen: Die Krise bei dem strauchelnden Warenhauskonzern spitzt sich zu. Galeria-Chef Miguel Müllenbach hat für das Unternehmen nun zum dritten Mal in zwei Jahren staatliche Unterstützung beantragt. Das wurde der Nachrichtenagentur dpa aus Regierungskreisen bestätigt. manager magazin hatte bereits vergangene Woche über die Pläne berichtet.
Schnäppchenjäger sorgen für Kursrallye: Der Dax hat zum Ende der Woche noch einmal kräftig zugelegt. Auch an der Wall Street stiegen die Kurse.
Die Personalie des Tages:

Leuchtet der Bundesregierung den wirtschaftlichen Weg: Ökonomin Monika Schnitzer
Foto:Peter Kneffel/ dpa
Mächtige Ökonomin: Die Wirtschaftswissenschaftlerin Monika Schnitzer ist zur Vorsitzenden des Gremiums der Wirtschaftsweisen gewählt worden. Damit ist erstmals eine Frau Chefin des Beratergremiums der Bundesregierung. Die Führungsposition im Rat war vakant, seit der Wirtschaftsweise Lars Feld den Chefsessel geräumt hatte.
Was uns sonst noch beschäftigt:

Mächtigster Mann der Welt: Präsident Xi Jinping
Foto: Li Gang / dpaDer mächtigste Mann der Welt: An diesem Sonntag beginnt in Peking der 20. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas, und wenn nicht noch etwas Unerwartetes geschieht, wird Chinas Präsident Xi Jinping an dessen Ende so mächtig sein wie kein anderer chinesischer Anführer seit Jahrzehnten. Bei dem Parteitag werden zudem die Weichen für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gestellt. Unsere Kollegen vom britischen "Economist" widmen daher ihre Titelgeschichte der Zukunft Chinas. Sie beschreiben, wie Xi seine Macht stärkt – und wie seine Politik China schwächer, aber auch gefährlicher macht. Die Texte können Sie wie immer auch bei uns lesen.
"Der Druck lastet auf uns": Russland ist einer der wichtigsten Märkte für den Gipshersteller Knauf. Knapp 10 Prozent seines Umsatzes erzielt der Konzern aus Franken dort. Seit Kriegsbeginn in der Ukraine ist der öffentliche Druck gewaltig, sich zurückzuziehen. Unsere Kollegin Ursula Schwarzer hat Geschäftsführer Alexander Knauf gefragt, warum er an dem russischen Werk hängt, was ein Rückzug für den Konzern bedeuten würde und wie er über Putin-Versteher in der Verwandtschaft denkt.
Unsere Empfehlung für das Wochenende:

Im Universum verändert sich alles kontinuierlich: Elisa Resconi, eine der weltweit führende Neutrino-Astrophysikerinnen
Foto:Juli Eberle / TUM
Wie Führungskräfte durch Krisen kommen: "Nichtwissen ist unsere Normalität", sagt Elisa Resconi, Professorin an der Technischen Universität München und eine der weltweit führenden Astrophysikerinnen. "Wir Wissenschaftler können vielleicht 5 Prozent des Universums entschlüsseln. Die restlichen 95 Prozent definieren wir als dunkel. Wir haben keine Idee, was dort passiert." Unwissenheit wird auch für viele Managerinnen und Manager das neue Normal in einer Welt voller Krisenherde, in der Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit herrschen. Woher kommt die nächste Krise? Und wie wird sie sich auswirken? Was tun, wenn man vor lauter Komplexität nicht mehr weiterweiß? Unsere Kollegin Elisabeth Schönert hat sich auf die Suche begeben – und einen Dax-Chef, eine Spitzenphysikerin, einen Topheadhunter und einen Starcoach getroffen, die ihr verraten haben, wie sie trotzdem gute Entscheidungen treffen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Ihr Oliver Hollenstein