
Der Freitag im Überblick Waffenhersteller mit Schwächen und ein Topmanager mit Haftbefehl

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit einem Inside-Report aus der deutschen Rüstungsindustrie, einem Frachterstau vor Helgoland und zehn Ideen zum Energiesparen
Rheinmetall, Hensoldt, Krauss-Maffei Wegmann – womit diese Unternehmen ihr Geld verdienen, interessierte zu Friedenszeiten nur wenige Experten. Mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine finden sich Deutschlands Rüstungshersteller plötzlich im Rampenlicht wieder. Aus dem Schatten tritt eine isolierte und in vieler Hinsicht altbacken agierende Branche, in der Deals mit Militärs und Politikern gerne noch beim Whisky eingefädelt werden. Die 100 Milliarden Euro, die Kanzler Olaf Scholz für Beschaffungen neuer militärischer Ausstattung für die Bundeswehr angekündigt hat, wirken deshalb wie ein Sonderaufbauprogramm auf die Zunft.
Inwieweit die deutschen Anbieter am Ende zum Zuge kommen werden beim Regierungs-Großeinkauf, erscheint allerdings fraglich. Das sagen unsere Kollegen Kirsten Bialdiga und Thomas Werres, die tief in die Branche eingetaucht sind. Ein Grund: Die Unternehmen sind vergleichsweise klein, im internationalen Maßstab rangieren sie eher im Mittelmaß. Das drückt auf die Wettbewerbsfähigkeit. Auch in punkto Governance steht bei Rheinmetall und Co nicht alles zum Besten. Bialdiga und Werres trafen auf überwiegend hemdsärmelige Manager mit einer Leidenschaft für ihre Profession, deren teils große Egos den notwendigen Erneuerungsprozessen aber im Wege stehen.
Den Report über die nur bedingte Aufbruchstimmung in der Welt der Waffenproduzenten lesen Sie hier.

Nur mal üben: Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht beim Besuch ein Panzer-Trainings der Bundeswehr im Februar 2022
Foto:Ulrich Baumgarten / dpa / picture alliance
Die Wirtschaftsnews des Tages:
US-Zinsen steigen: Die Anhebung des US-Leitzinses in den kommenden Wochen wird immer wahrscheinlicher. Die US-Notenbank Fed will den Schritt voraussichtlich auf ihrer Sitzung im Mai gehen, kündigte Fed-Chef Jerome Powell heute auf der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds in Washington an. Ein halber Prozentpunkt ist im Gespräch. Bis zum Jahresende könnte der Leitzins sogar auf bis zu 3,0 Prozent steigen. Die Fed will sich auf diese Weise dem Inflationsdruck entgegenstemmen und eine Rezession vermeiden. Die Börsen reagierten bis zum Mittag weltweit mit leichtem Abwärtstrend.
Haftbefehl gegen Carlos Ghosn: Frankreichs Justiz verfolgt den früheren Spitzenmanager der Autoindustrie inzwischen mit internationalem Haftbefehl. Ghosn, ehemals CEO von Renault, Nissan und Mitsubishi, soll der Dreier-Allianz Vermögenswerte in zweistelliger Millionenhöhe entzogen und zum privaten Gebrauch umgeleitet haben, unter anderem zum Kauf einer 37 Meter langen Yacht. Ghosn und seine Frau sitzen derzeit im Libanon fest. Das Land liefert nicht an ausländische Justizbehörden aus.
Schwächelnde SAP: Der Rückzug aus Russland belastet das Quartalsergebnis des Walldorfer Softwarekonzerns SAP. Nach Unternehmensangaben brach der Gewinn von Januar bis März um 41 Prozent auf 632 Millionen Euro ein, das Betriebsergebnis lag bei 1,68 Milliarden Euro. Zum schwachen Abschneiden beigetragen haben auch größere Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in das Marketing. Trotz steigender Umsätze stand SAP daher heute an der Börse unter Druck.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Frachterstau vor Helgoland: Störungen in den globalen Lieferketten führen zu Problemen in den Häfen. Inzwischen ist auch Hamburg betroffen. Container stauen sich auf den Terminals, die Lager sind überlastet. Ein Dutzend Frachter wartet vor Helgoland auf Einfahrtgenehmigungen in ihren Zielhafen. Der Hafenlogistiker HHLA rechnet mit einer weiteren Zuspitzung der Situation in den kommenden Wochen.
Meine Empfehlung für den Abend:

Energiesparend unterwegs: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
Foto: Carsten Rehder/ DPADie vergangenen Wochen haben es schmerzhaft ins Bewusstsein geführt: Die Abhängigkeit des Westens von russischem Öl und Gas ist zu hoch. Eine Maßnahme dagegen: Energie sparen. Wie dazu jeder und jede etwas beitragen kann, macht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck schon einmal vor, wenn er sich in Jeans und Hoodie aufs Rennrad schwingt. Doch es geht noch deutlich mehr. An das viel diskutierte Tempolimit auf Autobahnen denken Sie vermutlich gerade schon selbst. Auch Fahrgemeinschaften mit Kolleginnen und Kollegen ins Büro wären eine Möglichkeit. Noch wirksamer ist eine temporäre Rückkehr ins Home Office. Unsere Kollegin Anna Driftschröer stellt anhand von Berechnungen der Internationalen Energieagentur die zehn wirksamsten Maßnahmen vor. Auch wenn das nach zwei Jahren Pandemie sicher das Letzte ist, was wir uns wünschen: Wir werden unsere Mobilität wohl noch einmal reduzieren müssen.
Herzliche Grüße, Ihre Eva Buchhorn