
Der Freitag im Überblick Ein Erbe im goldenen Käfig

Liebe Leserin, lieber Leser,
der Werdegang von Mark Mateschitz verlief zunächst nach Plan: Ausbildung an einem Privatgymnasium in der Nähe von Salzburg, Matura mit integrierter Maschinenbautechnik-Lehre, schließlich BWL-Studium an der Fachhochschule Salzburg. Danach stand die erste Bewährungsprobe an, er übernahm die Führung einer Brauerei in der Steiermark – und bestand sein Gesellenstück: Er durfte endlich in den Konzern seines Vaters einsteigen: den Energy-Drink-Konzern Red Bull.
Der allmächtige Senior Dietrich Mateschitz hat das Leben seines Sohnes perfekt orchestriert und wollte mindestens so lange weitermachen, bis Mark so weit ist, ihm nachzufolgen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Am 22. Oktober 2022 starb der Multimilliardär und Gründer einer der bekanntesten Marken der Welt. Seitdem versucht Mark die übergroße Lücke zu füllen.
Doch seine Macht ist begrenzt. Während der Patriarch aufgrund eines speziellen Vertrages noch durchregieren konnte, ist der Junior auf das Wohlwollen der thailändischen Familie Yoovidhya angewiesen, der die Mehrheit an Red Bull gehört. Unser Handelsexperte Martin Mehringer ist tief eingetaucht in dieses verrückte Unternehmen, hat mit Vertrauten, Wegbegleitern und Mitarbeitern gesprochen und beschreibt in einer ausführlichen Analyse die heikle Mission des Red-Bull-Erben, der mit gestutzten Flügeln im goldenen Käfig sitzt.

Im goldenen Käfig: Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz braucht besonderes Geschick
Illustration: Joe Waldron für manager magazin
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Ausverkauf bei Bankaktien: Die Nervosität am Aktienmarkt war auch heute wieder hoch. Besonders unter Druck standen die Aktien der Deutschen Bank, die Aktie verlor zeitweise mehr als ein Achtel ihres Werts. Auch die Credit Default Swaps, ein wichtiger Seismograf für das Vertrauen der Investoren, legten wieder deutlich zu und stiegen auf rund 200 Basispunkte – den höchsten Stand seit 2018. Sogar der Bundeskanzler sah sich genötigt, zur Besonnenheit aufzurufen. Denn eigentlich steht das größte deutsche Geldhaus relativ stabil da. Anders als die gefallene Credit Suisse hat die Deutsche Bank viele Risiken gemindert. "Die Sanierung ist abgeschlossen", sagte ein Insider meiner Kollegin Katharina Slodczyk. Inzwischen debattieren Oberaufseher Alexander Wynaends und Vorstandschef Christian Sewing sogar über einen Vorstandsumbau. Wer davon betroffen sein könnte, erfahren Sie hier.
Kahlschlag bei Accenture: Das Beratungsunternehmen hat während der Pandemie wie auch viele der Kunden aus dem Techsektor Tausende von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingestellt. Nun will sich Accenture wieder verschlanken und streicht weltweit 19.000 Arbeitsplätze, das sind rund 2,5 Prozent der gesamten Belegschaft. Betroffen sind vor allem die Personal-, Finanz- und Rechtsabteilungen, das Heer der Berater bleibt eher verschont.
Jack Dorsey im Visier: Der Leerverkäufer, der mit Betrugsvorwürfen vor Kurzem den drittreichsten Mann Indiens in Not brachte, hat ein neues Ziel: Hindenburg Research wirft dem Zahlungsdienstleister Block von Twitter-Gründer Jack Dorsey vor, die Nutzerzahlen aufzublähen und Kunden auf seiner Plattform betrügerische Transaktionen zu ermöglichen. Das Unternehmen bestreitet die Vorwürfe. Doch die Block-Aktie tat brav, was sich ein Leerverkäufer wünscht, und sackte nach Veröffentlichung des Berichts zweistellig ab.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Das vergessene Wirtschaftswunder: Immer mehr deutsche Konzerne verlagern ihre Investitionen ins Ausland und fliehen. In der deutschen Industrie herrsche "Alarmstufe Rot", wie Lanxess-Chef Matthias Zachert jüngst gegenüber Bundeskanzler Olaf Scholz warnte. Hohe Energiekosten, hohe Abgaben, lähmende Bürokratie – alles beklagenswert. Was also ist noch drin für den Standort D, insbesondere angesichts des aktuellen Streits in der Ampel-Koalition? Dieser Frage ist mein Kollege Martin Noé nachgegangen. Er hat mit Topleuten aus der Industrie gesprochen, mit Beratern und mit Politikerinnen und Politikern in Berlin. In fünf Kapiteln beschreibt er die Irrtümer der Koalition und die noch verbliebenen Möglichkeiten für die heimische Wirtschaft.
Die besten Originaltexte aus dem "Economist":
Das Albtraum-Dilemma der Notenbanken: Die Folgen des Bankenbebens (siehe oben) alarmieren die Kapitalmärkte weiter – die Notenbanken müssen für Stabilität sorgen. Gleichzeitig müssen sie die Inflation bekämpfen. Nur ist beides kaum möglich. Fed-Chef Jerome Powell will es trotzdem versuchen. Was das bedeutet, klärt die große Analyse aus dem aktuellen "Economist", die wir unseren Abonnenten zur Lektüre anbieten .
Wie Tiktok das Social-Media-Business zerstörte: In den USA explodiert die Debatte um ein mögliches Verbot der Super-App aus China. Doch egal, wie der Streit ausgeht: Auch so hat Tiktok das Geschäft der Social-Media-Plattformen für immer verändert. Auch Giganten wie Meta, Pinterest oder Snap müssen sich das Modell von Tiktok kopieren. Nur ist es deutlich weniger lukrativ.
Der Karrieretipp des Tages:
Gelassen und strukturiert die nächsten Karriereschritte angehen; Stärken und Werte im Job leben; souverän am Arbeitsmarkt auftreten und die volle Klaviatur moderner Karrieren bespielen – darum geht es im neuen Onlinekurs unserer Kollegen von manage › forward. In acht Modulen können Sie dort gemeinsam mit Executive Coach Claudia Michalski eine ganz persönliche Strategie für Ihre Karriere entwickeln. Interessiert? Mit dem Code DERTAG50 erhalten Leserinnen und Leser dieses Newsletters 50 Euro Rabatt. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen zum Kurs.
Meine Empfehlung für den Abend:

Schritt für Schritt: Frauke von Polier ist Chief People Officer bei Viessman und hat die Belegschaft langsam an die Transformation herangeführt
Foto: Monika KeilerVon der Heizung zur Wärmepumpe: Das Familienunternehmen Viessmann hat in den vergangenen Jahren einen rasanten Wandel hingelegt. Dass dieser Veränderungsprozess so erfolgreich verlief, ist auch Frauke von Polier zu verdanken, der Chief People Officer von Viessmann. Sie hat bei der Transformation auf die übliche Individualdiagnostik verzichtet und stattdessen gefragt: Wie sehen die Rollen der Zukunft aus und welche Fähigkeiten werden an diesen Jobs hängen? Von dem Ergebnis der Analyse waren etwa 2000 der 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Meiner Kollegin Christina Kestel hat sie erzählt, wie sie vorgegangen ist: Wie Viessmann die Belegschaft auf Wärmepumpen einschwört.
Zum Schluss noch eine Anmerkung in eigener Sache: Offenbar haben wir gestern an dieser Stelle mehr an Basketbälle als an Autos gedacht und dem ehemaligen Daimler-Chef Jürgen Schrempp den Vornamen Detlef gegeben, leicht zu verwechseln mit dem deutschen Basketballstar Detlef Schrempf. Wir bitten für diesen Fehler um Entschuldigung – und danken für die zahlreichen Hinweise.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, auch wenn es diesmal wegen der Zeitumstellung eine Stunde kürzer ist. Herzlichst, Marleen Gründel
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