Christian Schütte

Der Freitag im Überblick Ein K.O., ein Comeback und der Traum vom ewigen Leben

Jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit der Insolvenz von P&C, sattem Gewinn bei der Lufthansa und dem ehrgeizigsten Projekt aller Zeiten.

Liebe Leserin, liebe Leser,

Argumente, sich neu einzukleiden, finden sich immer. Gründe dagegen gab es allerdings in jüngster Zeit so viele wie nie: Läden, die corona-bedingt geschlossen oder in Hochsicherheitstrakte verwandelt waren; die schöne neue Welt des Homeoffice, wo der Dresscode eher locker ist; der milde Winter, für den die alte Jacke noch reicht. Nicht zu reden von Inflation und Weltkrise, die den GfK-Index der Konsumlaune auf depressive Tiefststände gedrückt haben. Wer dann doch mal shoppen will, findet den Versandhandel gleich auf dem Tablet.

Der größte Modehändler Deutschlands kapituliert nun: Peek & Cloppenburg hat Insolvenzantrag gestellt. Allerdings setzt das Unternehmen mit derzeit rund 6800 Beschäftigten auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung. Bei dieser Variante kann ein Unternehmen selbst die nötigen Sanierungsschritte einleiten; der Insolvenzantrag muss dafür rechtzeitig vor der tatsächlichen Zahlungsunfähigkeit gestellt werden. Die Geschäfte bleiben also offen, abgeräumt wird hinter den Kulissen: Edgar Hert, der bisher mächtigste Manager bei P&C, soll bereits verabschiedet worden sein. Das Unternehmen kündigt einen "nicht unwesentlichen" Personalabbau an, vor allem in Verwaltung und Management.

Folgt auf den Niedergang von Galeria Karstadt Kaufhof jetzt das nächste Desaster für die deutschen Innenstädte und Einkaufszentren? Ein Manager, der die P&C-Spitze schon vor einem Jahr nach kurzem Gastspiel verlassen hat, zeigt sich optimistisch. Marcus Diekmann, der damals die Eigenmarken des Konzerns stärken sollte, sieht in dem Insolvenzverfahren eine Chance zum Neustart. Mein Kollege Kai Lange hat ihn gefragt, was für eine erfolgreiche Sanierung notwendig wäre. 

Geht da doch noch was? Filiale von Peek & Cloppenburg in Düsseldorf

Geht da doch noch was? Filiale von Peek & Cloppenburg in Düsseldorf

Foto: Karl F. Schöfmann / imagebroker / IMAGO

Die Wirtschaftsnews des Tages:

  • Lufthansa mit Milliardengewinn: : Für das Jahr 2021 musste Deutschlands größte Airline noch einen Verlust von 1,7 Milliarden Euro vermelden. Ein Jahr später kann die Lufthansa nun von einem satten Gewinn in Höhe von 1,5 Milliarden Euro berichten. Das nennt man wohl einen gelungenen Turnaround. Der Umsatz verdoppelte sich sogar auf knapp 33 Milliarden Euro. Größte Gewinnquelle war erneut die Frachttochter Lufthansa Cargo. Im Passagiergeschäft kämpfte Lufthansa-Chef Carsten Spohr dagegen noch mit den Folgen seiner falschen Personalpolitik.

  • Volkswagen mit Dividendenerhöhung: Deutschlands größter Autokonzern hebt nach einem ebenfalls erfolgreichem Jahr die Dividende kräftig an. VW-Finanzchef Arno Antlitz rechnet zudem mit einem Anstieg der Auslieferungen um rund 15 Prozent auf 9,5 Millionen Fahrzeuge. Anleger reagieren begeistert: Die VW-Aktie legt in der Spitze um mehr als 9 Prozent zu.

  • Allianz mit Gehaltserhöhung: Für Deutschlands größten Versicherer lief es im vergangenen Jahr ebenfalls sehr gut, mit einem operativen Gewinn von rund 14 Milliarden Euro lag das Ergebnis klar über den Erwartungen. Davon profitieren soll auch Chefkontrolleur Michael Diekmann, dessen jährliche Festvergütung die Allianz um 200.000 auf 450.000 Euro erhöhen will. Damit wird er voraussichtlich der Top-Verdiener unter den Dax-Aufsehern. An den bisherigen Rekordhalter Paul Achleitner kommt er damit aber noch nicht heran.

Neuer Spitzenreiter: 2022 kam Michael Diekmann mit allen Sitzungsgeldern und Extra-Tantiemen für die Mitgliedschaft in Ausschüssen bereits auf 537.000 Euro

Neuer Spitzenreiter: 2022 kam Michael Diekmann mit allen Sitzungsgeldern und Extra-Tantiemen für die Mitgliedschaft in Ausschüssen bereits auf 537.000 Euro

Foto: Michaela Rehle/ REUTERS

Was uns sonst noch beschäftigt hat:

  • Der Neustart von Prophete: Die Insolvenz des Fahrradherstellers Ende vergangenen Jahres kam für viele angesichts des enormen Aufschwungs in der Branche überraschend. Doch nun gibt es gute Nachrichten: Der strategische Investor Dutech aus Singapur übernimmt Prophete samt seiner Tochterfirma Cycle Union sowie aller verbliebenen Beschäftigten. Mein Kollege Lutz Reiche hat mit dem Europachef von Dutech sowie dem Insolvenzverwalter über die Übernahme gesprochen und erklärt, was der Investor aus Asien mit dem Bike-Hersteller vorhat .

  • Der unverschämte Kunde: Menschen, die in Dienstleistungsberufen arbeiten, erleben sie besonders häufig: Kundinnen und Kunden, die sich den Beschäftigten gegenüber unangemessen verhalten. Besonders während der Corona-Lockdowns sorgte dieses Thema für viel Aufsehen. Unsere Kollegen vom Harvard Business manager haben mit der Psychologieprofessorin Alicia Grandey über die Folgen dieser Unhöflichkeit für die Mitarbeitenden und die Hilfestellung durch Führungskräfte gesprochen .

  • Die Verschwörung gegen den Tod: Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan investieren Milliarden, Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin sind dabei und auch der deutsche Drogeriekönig Erwin Müller mischt mit. Sie alle stecken ihr Geld in den wohl größten Traum der Menschheit: den Sieg gegen den Tod – oder zumindest die Verlängerung des Lebens. In unserem Podcast "Das Thema" sprechen manager-magazin-Redakteurin Margret Hucko und Chefredakteur Sven Clausen über das neue Wettrennen der Superreichen, die Erfolgsaussichten der sogenannten Longevity-Forschungen und die wichtigsten Akteure am Markt. Hören Sie doch mal rein!

Die besten Originaltexte aus dem "Economist":

Meine Empfehlung für den Abend:

Hochblüte: Die Gardens by the Bay mit ihren künstlichen Bäumen vor dem Hochhauskomplex Marina Bay Sands

Hochblüte: Die Gardens by the Bay mit ihren künstlichen Bäumen vor dem Hochhauskomplex Marina Bay Sands

Foto:

Ian Teh / Panos Pictures / VISUM

  • In Hongkong sprudelt das Leben, Singapur ist sauber, aber langweilig – so ging früher das Klischee über die zwei unabhängigen Businessmetropolen Asiens. Heute sprudelt es in Singapur. Während China in Hongkong rüde durchgreift, strömen die Reichen in den Inselstaat zwischen Malaysia und Indonesien. Mein Kollege Mark Böschen war in Singapur, als im Januar erstmals die Kunstmesse Art SG öffnete. Er traf aber nicht nur die VIP-Galeristen, sondern er hat auch das feine Refugium der einheimischen Elite besucht, den Singapore Country Club (SICC). Und er hat natürlich mit Unternehmern und Geldmanagern gesprochen. Sie alle sind optimistisch: Chinas Öffnung nach den Lockdowns ist die große Wachstumsstory 2023. Wie es sich in Asiens erfolgreichster (und teuerster) Boomtown lebt und zu welchen Aktien die Profis dort raten, lesen Sie hier.

Ich wünsche Ihnen ein anregendes Wochenende, Ihr Christian Schütte

Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .

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