Christoph Rottwilm

Der Tag im Überblick Ein Textilboss und jede Menge Zombies

Liebe Leserin, lieber Leser,

jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit Flügen im New-Yorker-Jet, BASF im Hurrikan und Jazzmusikern im Team.

Es sind Geschichten wie diese, wegen derer es immer wieder von Neuem Freude macht, sich mit der Wirtschaft zu beschäftigen. Heute schauen wir auf die Modekette New Yorker. 1150 Filialen in 46 Ländern, 19.000 Beschäftigte, ein Milliardenumsatz – New Yorker (Hauptsitz Braunschweig) ist längst ein Handelskonzern von Weltrang. Zudem mit einer Vorsteuerrendite von mehr als 16 Prozent äußerst profitabel. Was die Geschichte einzigartig macht, sind die Marotten des Alleinherrschers hinter der Firma.

Friedrich Georg Knapp führt die Kette seit Jahren so, als wäre er ein Gutsherr im 19. Jahrhundert: Keine Entscheidung ohne ihn, keine Mitbestimmung der Beschäftigten – und auch keine erkennbare Perspektive dafür, was aus dem Unternehmen einmal werden soll, sollte sich der heute 70-jährige Knapp dereinst zurückziehen. Stattdessen: ein Unternehmeralltag voller Kuriositäten. Im schwarzen Rolls-Royce geht es durchs morgendliche Braunschweig, vom Wohnsitz in einer alten Nazi-Villa in die zehn Kilometer entfernte Firmenzentrale, die der Patriarch dann bisweilen in kurzen Jogginghosen, T-Shirt und Espadrilles betritt. Oder die spontanen Flüge im Privatjet nach Ibiza, Tokio oder Los Angeles, wo Knapp regelmäßig ein paar Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausschwärmen lässt, um deren Probeeinkäufe nachschneidern zu lassen.

Neugierig geworden? Ich empfehle dringend die ganze Geschichte meines Kollegen Martin Mehringer über: King Knapp - der verschrobene Alleinherrscher eines deutschen Weltkonzerns 

King Knapp: Der Chef von New Yorker agiert gern nach Gutsherrenart

King Knapp: Der Chef von New Yorker agiert gern nach Gutsherrenart

Illustration: Tim McDonagh für manager magazin

Die Wirtschaftsnews des Tages:

Was heute sonst noch wichtig war:

  • Im Wahlkampf wird mal wieder über das Thema Vermögenssteuer gestritten. Zwar kam es im ersten "Triell" der Spitzenkandidaten von SPD, Union und Grünen nur ganz am Rande vor, aber streiten lässt sich darüber herrlich. So stellte der Ökonom Clemens Fuest, Chef des Münchener Ifo Instituts, heute eine Studie vor, die zu einem ablehnenden Urteil über die Vermögenssteuer gelangt. Der Widerspruch dazu ließ nicht lange auf sich warten: "Ich halte die Studie vom Ifo für unvollständig und damit die Schlussfolgerungen für falsch", sagte Marcel Fratzscher, Präsident des DIW in Berlin.

  • Diejenigen Geldanleger, die Gewinnausschüttungen von Unternehmen in ihre Vermögensplanung einbeziehen, können aufatmen: Das Tal der Corona-Krise ist durchschritten, weltweit legen die Konzerngewinne wieder zu und damit auch die Dividendenzahlungen. Wer besonders gut zahlt und worauf zu achten ist - wir haben hier einen kleinen Überblick für Sie.

Meine Empfehlung für den Abend:

Teamworkerin: Francesca Gino kennt sich mit Zusammenarbeit aus

Teamworkerin: Francesca Gino kennt sich mit Zusammenarbeit aus

  • Funktionierende Teamarbeit ist in Unternehmen heute wichtiger als je zuvor - doch haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, worauf es eigentlich ankommt, damit Menschen wirklich effektiv zusammenarbeiten? Francesca Gino ist Professorin an der Harvard Business School, Buchautorin und Profi auf dem Gebiet. Sie weiß: Führungskräfte, die Teams leiten, können vor allem von Jazzmusikern, Improvisationskünstlern und Basketballcoaches viel lernen. Und: Damit ein Team funktioniert, müssen vor allem drei Voraussetzungen erfüllt sein. Welche das sind? Das hat Frau Gino meinem Kollegen Ingmar Höhmann im Interview verraten. Dabei wartet die Expertin auch mit einer durchaus bemerkenswerten Erkenntnis auf: "Wir sind nicht dazu geboren, mit anderen zu kooperieren" 

Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm

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