
Der Dienstag im Überblick Flucht vor Max & Valentin
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Neobank N26 erscheint vielen auf dem deutschen Markt wie die Bank der Zukunft schlechthin. Das Start-up wird mit knapp acht Milliarden Euro bewertet, die Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal träumen schon lange vom Gang an die Börse.
Vorher sollten Stalf und Tayenthal aber wohl den Berg an Problemen wegräumen, der immer noch vor ihnen liegt: Finanzaufseher beäugen das rasante Wachstum der Bank seit Längerem kritisch und sind der Ansicht, dass Prozesse und Kontrollen intern nicht schnell genug angepasst wurden. Die Bafin entsandte deshalb schon einen Sonderbeauftragten zu N26 und deckelte das Wachstum auf 50.000 Neukunden pro Jahr – diesen Bremsklotz konnten Stalf und Tayenthal bis heute nicht von der Straße räumen.
Vor allem aber belastet ein massives Führungsproblem die Bank, und auch das hängt unmittelbar mit den Gründern und deren Führungsstil zusammen. Eine interne Email, die meiner Kollegin Katharina Slodczyk vorliegt , und in der mehrere Topmanager von N26 ihre Kritik äußern, unterstreicht das erneut. Das Problem: Die öffentlich bislang nicht bekannte Mail mit der freundlichen Anrede "Hi Max & Valentin" ist zwar bereits ein Jahr alt. Von den daraufhin versprochenen Verbesserungen ist aber bis heute nicht viel zu bemerken. Das erfuhr meine Kollegin aus dem Inneren der Bank. Kein Wunder also, dass bei N26 seit Monaten Führungsleute von Bord gehen. Ein weiterer prominenter Abgang, auch das eine News, die Katharina Slodczyk heute exklusiv für Sie hat , steht bereits bevor.

Leere Ankündigungen: Die N26-Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal haben ein Führungsproblem
Foto: Alexander BabicDie Wirtschaftsnews des Tages:
Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia in Bochum sowie die Stuttgarter Immobiliengruppe GWG erhielten heute Besuch von der Staatsgewalt: Ermittler der Staatsanwaltschaft Bochum und des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen durchsuchten Räumlichkeiten der Unternehmen sowie verschiedene Wohnungen. Der Verdacht: Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter von Vonovia sowie von GWG sollen die Immobilienfirmen durch korrupte Vergabe von Aufträgen an andere Firmen geschädigt haben. Die Auftragnehmer befinden sich ebenfalls im Visier der Ermittler.
Weiter geht es mit dem massiven Jobabbau in der Technologiebranche. Einer der Protagonisten heute ist Meta, die Mutter der Social-Media-Plattform Facebook. Erneut Meta, sollte es wohl heißen: Der Konzern hatte schon einmal einen Stellenabbau im großen Stil bekannt gegeben. Nun will Konzernchef Mark Zuckerberg weitere Tausende Arbeitsplätze streichen.
Auch bei Zalando muss gespart werden: Co-Chef Robert Gentz erläuterte heute sein Kürzungsprogramm, dem auch beim Online-Händler mehrere Hundert Stellen zum Opfer fallen sollen. Zumindest die Investoren des Unternehmens finden das offenbar gut, die Aktie stieg nach der Nachricht um bis zu 7 Prozent und setzte sich an die Dax-Spitze.
Was heute sonst noch wichtig war:
Eigentlich ist das Verbot für Autos mit Verbrennungsmotor in Brüssel beschlossene Sache, ein Kompromiss dazu wurde jahrelang ausgehandelt, heute sollte darüber abgestimmt werden. Doch in letzter Minute kam ausgerechnet aus Deutschland, das bisher zugestimmt hatte, ein Einspruch: Verkehrsminister Volker Wissing von der FDP verlangt Ausnahmen für Motoren, die mit synthetischen Kraftstoffen angetrieben werden. Im Interview erklärt der EU-Abgeordnete Jens Gieseke , verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, warum sich das als fataler Fehler entpuppen könnte.
Klaus Schweinsberg, Wirtschaftsprofessor und Gründer des Centrums für Strategie und Höhere Führung, beschäftigt sich in seiner heutigen Kolumne mit dem anhaltenden Rückstand der deutschen Wirtschaft beim Thema Digitalisierung. Es gibt Chancen, so Schweinsbergs These. Um gute Fachkräfte anzuwerben, müssten hiesige Mittelständler nur endlich digital aufholen .
Meine Empfehlung für den Abend:

Fahrzeugbau bei Porsche: Die Porsche Holding platzierte ein Rekord-Schuldscheindarlehen, um den Kauf der Anteile am Sportwagenbauer Porsche zu finanzieren
Foto: Jan Woitas / dpaDas Thema Schuldscheindarlehen liegt Johannes Lattwein, dem Finanzvorstand der Porsche Automobil Holding, offenbar am Herzen. Kaum hatte eine Mail mit einigen Fragen dazu unsere Redaktion in Richtung Porsche verlassen, da kam auch schon ein Gesprächsangebot von Lattwein zurück. Der Porsche-Vorstand hat allerdings auch guten Grund für seine Offenheit: Sein Unternehmen brachte im Februar das mit einem Volumen von 2,7 Milliarden Euro größte Schuldscheindarlehen auf den Kapitalmarkt, das es bisher gegeben hat. Warum also entschied sich das Dax-Unternehmen für dieses Finanzierungsvehikel, das sonst meist vom deutschen Mittelstand eingesetzt wird? Welche Vorteile haben Schuldscheindarlehen generell für Unternehmen? All diese Fragen beantworten wir Ihnen heute auf manager-magazin.de – Porsche-Vorstand Lattwein kommt dabei ausführlich zu Wort.
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
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