
Der Donnerstag im Überblick Eine hochriskante Wette und eine schwächelnde US-Wirtschaft
Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit einer verzweifelten Flucht nach vorn, einem Erbe mit Baustellen und einem Sturz ins kalte Wasser.
Lange schien das Geschäft von Mark Zuckerberg immun gegen Datenskandale und Wirtschaftsschwäche. Jeder vierte Mensch auf der Welt nutzt Facebook, Instagram oder Whatsapp, Mutterkonzern Meta gehört zu den zehn wertvollsten Konzernen der Welt. Aber seit einiger Zeit läuft es nicht mehr rund. Heute musste der Konzern nun erstmals seit dem Börsengang 2012 einen Umsatzrückgang verkünden.
Ein Grund zur Panik ist das für Zuckerberg eigentlich nicht. Meta gehört noch immer zu den profitabelsten Unternehmen des Planeten. Die Frage ist allerdings: Wie lange noch? Zuckerbergs Horrorszenario: Dass der Social-Media-Riese irgendwann in die Bedeutungslosigkeit absinkt. Ein Schicksal, das aus heutiger Sicht fast undenkbar erscheint, vor ihm allerdings schon andere Internetgrößen von AOL über Yahoo bis Lycos ereilte.
Und so tritt der Meta-Chef eine fast schon verzweifelte Flucht nach vorn an – ins Metaversum. Zuckerberg pumpt Abermilliarden in die Entwicklung, richtet den gesamten Konzern auf die virtuelle Realität aus, ohne zu wissen, ob die Massen ihm dahin folgen werden. Beäugt wird er dabei auch noch von Lina Khan, der obersten US-Wettbewerbshüterin, die das Treiben des Techgiganten zunehmend skeptisch sieht und nun mit juristischen Mitteln eine weitere Quasi-Monopolstellung des Konzerns verhindern will.
Unsere Kollegin Mirjam Hecking hat sich Zuckerbergs riskante Meta-Wette angeschaut. Zuckerberg setzt auf die Methoden des Erzrivalen Apple, einen Plan B hat er nicht. Die ganze Geschichte lesen Sie hier.

Setzt voll auf die digitale Parallelwelt: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg
Foto: Meta/dpaDie Wirtschaftsnews des Tages:
Inflationsrate sinkt: Die hohe Inflation in Deutschland hat sich im Juli den zweiten Monat in Folge etwas abgeschwächt. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich "nur" noch 7,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Ökonomen vom Münchener Ifo-Institut glauben, die Teuerungsrate in Deutschland habe ihren Höhepunkt erreicht und werde im zweiten Halbjahr zurückgehen. Das dürfte vor allem davon abhängen, wie sich die Energiepreise entwickeln und ob staatliche Hilfen wegfallen.
US-Wirtschaft fällt in die Rezession: Das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten ist das zweite Quartal in Folge geschrumpft. Auf das Jahr hochgerechnet sei die Wirtschaftsleistung im Frühjahr um 0,9 Prozent zurückgegangen, teilte das US-Handelsministerium mit. Beobachter hatten eigentlich mit einer leichten Erholung gerechnet.
Gaskunden drohen hunderte Euro Extrakosten pro Jahr: Ab Oktober soll die vom Bund geplante Umlage für alle Gaskunden gelten. Das geht aus dem Entwurf für eine entsprechende Verordnung von Wirtschaftsminister Robert Habeck hervor. Die genaue Höhe ist noch unklar, es könnten aber bis zu 1000 Euro im Jahr werden.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:

Übergang mit Baustellen: Herbert Diess und Oliver Blume
Foto: PRVW-Chef Diess verabschiedet sich mit Milliardengewinn: Volkswagen hat im ersten Halbjahr trotz anhaltender Lieferprobleme bei Mikrochips und harter Corona-Einschränkungen in China einen deutlichen Gewinnsprung hingelegt. Die Wolfsburger konnten das Ergebnis nach Steuern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwas mehr als ein Viertel auf insgesamt 10,6 Milliarden Euro steigern. Der gechasste Chef Herbert Diess übergibt seinem Nachfolger Oliver Blume also ein solide aufgestelltes Haus, allerdings nicht ohne diverse Baustellen, die wir hier für Sie erklärt haben. Wie weit der Konzern nach der Elektrooffensive von Diess auf dem Weg in die elektromobile Zukunft ist, hat zudem unser Kollege Christoph Seyerlein für Sie analysiert.
Unsere Empfehlung für den Abend:

Auf Großmutters Spuren: Johanna Schirmer hat mit Anfang 20 das Familienunternehmen übernommen
Foto:PR
Gestern Studentin, heute Firmenchefin: Eigentlich wollte Johanna Schirmer nie ins Unternehmen ihrer Familie eintreten. Doch dann wurde ihre Großmutter krank und sie mit 21 Jahren Geschäftsführerin der Irene Gantz GmbH & Co. KG, die im nordhessischen Korbach einen Lebensmittelgroßhandel mit 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt. Unseren Kollegen vom Harvard Business manager hat Schirmer erzählt, warum es sich als Kind anfühlte, als habe sie mit dem Unternehmen noch ein weiteres Geschwisterkind, wieso sie aus der Provinz flüchtete und weshalb sie sich dann doch für die Rückkehr entschied.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!
Ihr Oliver Hollenstein