
Der Dienstag im Überblick Zoff unterm Kranich und Durchblick bei Bremsen und Deckeln
Liebe Leserin, lieber Leser,
auf den ersten Blick wirkt es so, als sei die Krise bei der Lufthansa vorbei. Zum Jahresende wandte sich Vorstandschef Carsten Spohr an seine Crew: Nach den schweren Prüfungen der Pandemie sei 2022 wieder ein gutes Jahr gewesen, frohlockte er, das sechstbeste in der Geschichte der Airline. Schade nur für Spohr, dass seine positive Bilanz intern kaum zu interessieren schien.
Es knirscht gewaltig bei Europas größtem Airline-Konzern. Viele Beobachter hatten gehofft, die Erfahrung der Beinahepleite hätte die Lufthanseaten zusammenrücken lassen. Das Gegenteil ist der Fall. Jetzt herrscht erst recht ein Gefühl der Unverwundbarkeit. Mit den schwarzen Zahlen kam der Streit zurück. Management, Piloten, Kabinen- und Bodenpersonal, alle maulen und wollen mehr – allein in Deutschland gibt es schließlich 140 Tarifverträge im Konzern. Jeder gegen jeden.
Dabei hätte die Lufthansa, deren Gewinne übrigens gar nicht mehr von der Flotte mit dem Kranich am Heck stammen, eigentlich genügend handfeste Probleme zu lösen: Die Verwaltung ist schwerfällig, die Belegschaft latent arrogant und vor lauter Innenschau bleibt wenig Aufmerksamkeit für die Belange der Kunden. Wie Spohr nun den mentalen Neuanfang schaffen will, erklärt unser Kollege Michael Machatschke in seinem großen Insiderreport. Sein Titel: "Die Zank AG".

Umkehrschub: Konzernlenker Carsten Spohr ist den ewigen Lagerkampf in seinem Unternehmen leid
Foto:Felix Schmitt / stern / ddp images
Die Wirtschaftsnews des Tages:
T-Mobile US will Ryan Reynolds’ Mobilfunkmarke kaufen: Die US-Tochter der Deutschen Telekom geht auf Shoppingtour. Ziel ist der Telefondienstleister Mint Mobile, der erst durch den Hollywood-Star groß geworden ist. Der Deal könnte mehr als eine Milliarde Dollar kosten, berichtet exklusiv unsere Kollegin Mirjam Hecking.
Solarauto-Marke Lightyear in Geldnot: Nach Sono Motors geht einer weiteren Solarauto-Hoffnung das Geld aus. Das niederländische Start-up Lightyear stellt die Produktion seines ersten Modells wieder ein, berichtet unser Kollege Christoph Seyerlein. Erst im Dezember war die Produktion des Lightyear 0 beim finnischen Auftragsfertiger Valmet angelaufen. Eigentlich sollten 946 Exemplare für je 250.000 Euro produziert werden.
Katar wird zweitgrößter Aktionär der Credit Suisse: Der Katarische Staatsfonds hat seine Beteiligung an der Credit Suisse ausgeweitet und steigt zum zweitgrößten Anteilseigner der Schweizer Großbank auf. Damit kontrollieren Großaktionäre aus dem Nahen Osten knapp ein Fünftel der Bank. Das krisengeplagte Institut steht derzeit vor einer großen Umstrukturierung. Teile des Investmentbankings sollen verkauft und mehr als 9000 Stellen gestrichen werden.
DB Schenker will 100 E-Trucks von MAN kaufen: Der Lkw-Bauer MAN hat einen ersten Abnehmer für seine geplanten Schwerlastwagen mit Elektroantrieb gefunden. Die Deutsche-Bahn-Tochter Schenker will schon ab dem kommenden Jahr insgesamt 100 Fahrzeuge übernehmen. Der Deal hat ein zweistelliges Millionenvolumen.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:

Neuer Versuch: Allianz Leben-Chefin Katja de la Viña führte für den Versicherungsverband GDV eine Arbeitsgruppe zur Zukunft der Altersvorsorge
Foto: Allianz DeutschlandNeuer Anlauf bei der privaten Altersvorsorge: Die Riester-Rente gilt als gescheitert. Zwar existieren bundesweit noch 10,5 Millionen Verträge, aber Spaß machen sie fast niemandem. Die Politik will etwas Neues – und nun zaubert die Versicherungswirtschaft eine Idee hervor: die "Bürgerrente". Interne Papiere zeigen, wie sie funktionieren soll – und dass sie gar nicht sooo anders ist als die Riester-Rente. Ein Versuch, weiter im Geschäft zu bleiben , wie Kollege Lutz Reiche beschreibt.
Mehr Durchblick in der Energiepolitik: Vor lauter Deckeln und Bremsen konnte man in Sachen Strom, Öl und Gas in den vergangenen Monaten schon einmal leicht den Überblick verlieren. Was gilt jetzt eigentlich? Was soll das bringen? Und funktioniert es? Diese Fragen hat für Sie unsere Energieexpertin Anna Driftschröer aufgeschlüsselt.
Meine Empfehlung für den Abend:

Mathias Fischedick erklärt im Podcast, warum Energiemanagement mehr bringt als der Fokus auf Termine
Foto: Armin ZedlerWir bleiben beim Thema Energie: Für manche Menschen scheint der Tag 36 statt 24 Stunden zu haben. Sie arbeiten viele Stunden, gehen abends noch ins Theater und unternehmen ausgiebige Reisen. Woher nehmen solche Menschen die Energie? Wie schafft man solch ein Zeitmanagement? Jedenfalls nicht mit klassischem Zeitmanagement, sagt Mathias Fischedick. Der Coach erklärt: "Erfolgreiche Managerinnen und Unternehmer haben oft ein herausragendes Energiemanagement." In unserem Führungspodcast "Team A" berichtet er, was das ist – und wie man das macht. Wichtigster Tipp: "Wer eine To-do-Liste anlegt, sollte sich vorher überlegen, warum diese Aufgabe wichtig ist." Hören Sie doch mal rein!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!
Ihr Oliver Hollenstein
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