

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit Rivians rekordverdächtigen Börsenplänen

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit dem nächsten Lockdown, dem E-Auto-Angriffsplan von Rivian und einem Golf spielenden Jack Ma.
An diesem Mittwoch trudelte eine Meldung aus Großbritannien über unseren Nachrichtenticker, die uns nachdenklich gemacht hat: Alle Coronaviren, die unsere Welt gerade lahmlegen und die Volkswirtschaften an den Rand des Zusammenbruchs führen, passen zusammen in eine Cola-Dose.
Berechnet hat das der Mathematiker Kit Yates, nach dessen Schätzung sich etwa zwei Trillionen SARS-Cov-2-Partikel mit einer durchschnittlichen Größe von je 100 Nanometern auf dem Globus umtreiben. Er selbst findet es "erstaunlich, dass all die Schwierigkeiten, die Not und der Verlust von Leben, nur ein paar Schlucke ausmachen." Manchmal sind es die kleinen Dinge, von denen der größte Schrecken ausgeht.
Abhilfe soll hierzulande ein verlängerter Lockdown schaffen. Die Bundeskanzlerin und die Länderchefs berieten erneut über eine Verlängerung bis Anfang oder Mitte März. Bis Redaktionsschluss dauerten die Gespräche an. Laut Beschlussentwurf sollen die Länder eigenständig über die Öffnung von Kitas und Schulen entscheiden, Friseure dürfen ab dem 1. März wieder öffnen. Wir bleiben für Sie dran.
Die Wirtschaftsnews des Tages:

Attacke: Mit dem Truck R1T (l.) und dem SUV R1S will Rivian Tesla angreifen
Foto: PRDie Wachstumsstory von Tesla lässt manches Elektroauto-Start-up vom großen Geld träumen – und manches kassiert bereits ordentlich Investorengeld. Einer der jungen Angreifer macht Tesla dabei nervös. Verbündet mit Ford und keinem geringeren als Amazon-Chef Jeff Bezos gilt das E-Auto-Start-up Rivian als gefährlichster potenzieller Tesla-Konkurrent. Und er macht sich bereit zum Angriff. Schon im Herbst könnte die Firma aus Michigan an die Börse gehen, dabei soll eine Mega-Bewertung von 50 Milliarden Dollar angestrebt werden. Gelänge dieses Kunststück, könnte es einer der größten Börsengänge des Jahres werden.
Wie zur Bestätigung folgen auch die Autokäufer hierzulande dem großen "E": Das vergangene Jahr hat zu einem merklichen Anstieg bei Elektroauto-Neuzulassungen in Deutschland geführt. Der Marktanteil reiner E-Autos unter allen neu zugelassenen Pkw stieg von 1,8 auf 6,7 Prozent - das waren rund 194.000 batterieelektrische Neuwagen nach 63.000 im Vorjahr. Und dies sind die beliebtesten E-Modelle.
Die insgesamt wieder steigende Nachfrage in der Autoindustrie kommt auch Thyssenkrupp zugute. Im abgelaufenen Quartal hat der Konzern schwarze Zahlen geschrieben und hebt nun die Prognose für das Gesamtjahr an. Unter dem Strich wird weiter ein hoher Verlust erwartet, aber die Aktie springt.
Trotz hoher Verluste sieht sich der Essenslieferdienst und – zur Erinnerung – Dax-Konzern Delivery Hero innerhalb seines Plans. Obwohl sich die Bestellungen und Erlöse im Pandemie-Jahr 2020 fast verdoppelt haben, schreibt der Essenslieferant weiter Verluste – offenbar wegen hoher Investitionen in die Expansion. Zur vertiefenden Lektüre über die gnadenlosen Geschäftsmodelle der Lieferdienste empfehle ich gern noch einmal unsere umfassende Analyse mit dem schönen Titel Friss oder stirb.
Was sonst noch wichtig ist:
Seit Jahresbeginn ist der Kurs des Bitcoins um rund 60 Prozent nach oben geschossen, die Meldung über das 1,5-Milliarden-Dollar-Investment von Tesla hat der Welle in dieser Woche weiteren Schwung gegeben. Tatsächlich spiegelt die Kurve eher die famose Story um den Bitcoin als ökonomische Fundamentaldaten. Wie ein Virus verbreitet sich der Glaube an die Digitalwährung – aber genau so schnell werden Investments eben auch wieder abgestoßen, wenn der Glaube vergeht. Dass der Bitcoin mit dieser Dynamik zum "neue Gold" werden könnte, ist daher äußerst fragwürdig.
Der guten Story halber sei schließlich noch erwähnt: Jack Ma wurde gesehen! Seit Monaten wurde über den Verbleib des Alibaba-Gründers spekuliert, der nach Kritik an Peking aus der Öffentlichkeit verschwand. Jetzt wurde er live gesehen - auf einem Golfplatz in China.
Meine Empfehlung für den Abend:
Der Ökonom Daniel Stelter dürfte den meisten von Ihnen ein Begriff sein. Regelmäßig analysiert der frühere BCG-Partner bei uns die Lage von Welt und Wirtschaft, stets pointiert. Nun hat er uns – basierend auf seinem brandneuen Buch – einen Essay geschrieben, ein Plädoyer zum Umbau unserer Volkswirtschaft. Damit Deutschland auch im Jahr 2040 ein glückliches und wohlhabendes Land ist, in dem sozialer Friede herrscht und Wohlstand gerecht verteilt wird.
Herzlich, Ihre Corinna Scheying