
Der Montag im Überblick Frauen in Vorständen und Männer in Hoodies
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Cloud-Geschäft ist bekanntlich einer der heißen Trends am globalen IT-Markt. Nach wie vor wächst das Milliardengeschäft kräftig. Allein im abgelaufenen Jahr setzten die Anbieter weltweit mehr als 490 Milliarden Dollar um. 2023 sollen es gut 20 Prozent mehr sein.
Beherrscht wird der Markt von den großen Drei: Die Amazon-Tochter AWS vorneweg, dazu Microsoft mit der Azure-Cloud und Google. Allerdings hat sich das Geschäft zuletzt gewandelt. Weltweit achten die Firmenkunden stärker auf ihre IT-Kosten und wünschen sich zunehmend besonders nutzerfreundliche, individuelle Lösungen. Die Zeit des ganz wilden Wachstums ist damit auch für die US-Riesen vorbei.
Das könnte die Chance für neue Anbieter eröffnen, zumindest auf die Milliardenwolke mit aufzuspringen. Zum Beispiel für die Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm, bekannt für ihre Handelsketten Lidl und Kaufland. Der Deutsche Newcomer im Cloud-Geschäft arbeitet an einem eigenen Konzept: nach der klassischen Lidl-Methode – zuverlässig, einfach, günstig. Kollegin Mirjam Hecking ist nach Neckarsulm gefahren und hat die Abteilung "Stackit" besucht, in der unter Anleitung von Schwarz-Manager Walter Wolf "vornehmlich junge Männer in Hoodies vor ihren Rechnern" sitzen. Mehr über das Projekt, dessen Erfolgsaussichten und den Cloud-Markt im Umbruch lesen Sie in ihrer Geschichte: Der Wolkenplan des Lidl-Konzerns

Wolkige Aussichten: Schwarz-Manager Walter Wolf entwickelt Cloud-Lösungen
Foto:Annette Cardinale für manager magazin
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Mit dem Thema Cloud-Computing beginnen wir auch unseren Nachrichtenblock: Das US-Unternehmen Salesforce gehört softwareseitig ebenfalls zu den Akteuren in diesem Geschäft. Weil die Kundschaft jedoch weniger investiert als noch zu Pandemiezeiten, hat die Aktie einiges an Wert verloren – und stellt für den aktivistischen Investor Paul Singer offenbar eine reizvolle Gelegenheit dar. Mit seinem Hedgefonds Elliott hat Singer ein milliardenschweres Aktienpaket von Salesforce erworben. Wie immer heißt das: Es wird wohl Ärger geben.
Eine weitere Nachricht aus dem Hedgefonds-Universum lässt ebenfalls aufhorchen: US-Investor Ken Griffin hat mit seiner Firma Citadel im vergangenen Jahr einen Gewinn von sagenhaften 16 Milliarden Dollar erzielt – der größte Hedgefonds-Gewinn aller Zeiten. Griffin ist bekannt dafür, auf Börseneinbrüche und Kursverluste zu setzen – im turbulenten Jahr 2022 hatte er damit außergewöhnlichen Erfolg.
Es bewegt sich allmählich etwas in Sachen Geschlechterausgleich auf der Führungsebene. Schon am Wochenende wurde bekannt, das im vergangenen Jahr erstmals mehr Frauen in Dax-Vorstände berufen wurden als Männer. Der Frauenanteil stieg dadurch von 19 auf 22,7 Prozent. Der Duft- und Aromahersteller Symrise sorgt dafür, dass die Quote noch weiter steigt: Er erweitert seinen Vorstand um Stephanie Coßmann, wie Kollegin Eva Buchhorn erfahren hat. Die M&A-erfahrene Juristin soll demnach neben dem Personalressort auch den Bereich Recht übernehmen . Jetzt gibt es im Dax nur noch drei Konzerne, in deren Vorständen ausschließlich Männer sitzen.
Die vergangenen Wochen waren geprägt von Massenentlassungen in der Tech-Industrie. An diesem Montag die nächste Runde: Auch Spotify entlässt rund 6 Prozent der Belegschaft.
Und auch in der klassischen Industrie wird es hart: Ford streicht in Deutschland 3200 Jobs.
Was heute sonst noch wichtig war:
Bei der Parfümeriekette Douglas stehen Einsparungen an. Durchziehen soll sie Sander van der Laan, der nach dem Abgang von Tina Müller kürzlich auf dem Chefsessel Platz nahm. Kollege Martin Mehringer berichtet über die ersten Arbeitstage des Niederländers, und siehe da: Nicht einmal vor den Lieblingsprojekten seiner Vorgängerin, dem Onlinegeschäft und dem Einstieg in den Apothekenmarkt, macht van der Laan Halt .
Unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine kündigten viele große Unternehmen an, aus dem Land des Aggressors abzuziehen. Darunter auch etliche deutsche Konzerne wie Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Dr. Oetker oder Siemens. Doch die allermeisten hatten es mit dem Rückzug deutlich weniger eilig. So berichtet Kollegin Anna Driftschröer über eine aktuelle Studie, wonach nur weniger als 9 Prozent der westlichen Unternehmen Russland seit Kriegsausbruch verlassen haben. Mehr als 91 Prozent sind also geblieben – und die meisten davon haben ihren Hauptsitz in Deutschland.
Seit er Twitter übernommen hat, steht Elon Musk in der Kritik. Insbesondere die gebeutelten Aktionäre von Tesla bemängeln, dass der exzentrische Unternehmer zu wenig Energie auf die Leitung des Elektroautobauers verwende. Seit Kurzem hat Musk nun einen Stellvertreter an der Tesla-Spitze. Kollegin Anna Driftschröer stellt Ihnen Tom Zhu vor – kann der Troubleshooter die Probleme lösen?
Das Beste aus dem "Economist":
Der taiwanesische TSMC-Konzern ist weltgrößter Auftragsfertiger für Computerchips und beliefert sowohl die USA als auch China. So steht er im Konflikt um sein Heimatland genau zwischen den beiden Supermächten. Die Kollegen vom britischen "Economist" haben sich angeschaut, wie TSMC mit seiner Rolle in diesem Spannungsfeld umgeht. Ihr Fazit: Der Konzern macht das Beste draus .
Meine Empfehlung für den Abend:

Weckt Zwei-Meter-Männer morgens um 6 Uhr: Steuerfahnderin Birgit Orths
Foto:Guido de Nardo / B14
"Wenn ich einem grimmigen Zwei-Meter-Mann gegenüberstehe, der gerade um 6 Uhr morgens von der Steuerfahndung aus dem Bett geklingelt wurde, und ich dem sage, dass ich jetzt seine Wohnung durchsuchen will, bringt es mir nichts, deeskalierend vorzugehen, indem ich sage, alles wird gut. Da bräuchten wir eher Einsatzpsychologie und wirksame Selbstverteidigungs-Trainings." Ich finde, dieses Zitat sollte ausreichen, um Ihnen das Interview schmackhaft zu machen, das Kollegin Hannah Steinharter mit Birgit Orths geführt hat . Orths ist Steuerfahnderin, hat gegen Banken und die Organisierte Kriminalität ermittelt, jagt seit 20 Jahren verstecktem Geld nach und hat jetzt ein Buch geschrieben, das seltene Einblicke in die Arbeit der Steuerfahndung gewährleistet. Gesprächsstoff gibt es also genug. Zitat zwei: "Jede Durchsuchung ist eine Wundertüte."
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
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