
Der Montag im Überblick Zeit für den Ruhestand? Nicht für Kühne
Liebe Leserin, lieber Leser,
ein Phänomen, das viele erfolgreiche Menschen eint, ist, dass sie nicht aufhören, nicht loslassen können. Da macht der Multimilliardär Klaus-Michael Kühne keine Ausnahme. Kühne geht auf die 86 zu und hat eigentlich alles erreicht. Die Geschäfte seiner wichtigsten Unternehmen und Beteiligungen, der Spedition Kühne + Nagel mit Sitz in der Schweiz sowie der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, florieren und spülten ihm zuletzt Milliarden an Dividenden aufs Konto. Sein Vermögen bewegt sich inzwischen im zweistelligen Milliardenbereich, Platz sechs auf der mm-Liste der reichsten Deutschen. Sogar der Einstieg bei der Lufthansa wurde vorerst zum Erfolg: Kühne baute einen Anteil von 17,5 Prozent an der Airline auf, nachdem die Corona-Pandemie den Aktienkurs in die Tiefe gedrückt hatte. Inzwischen erfreut er sich an üppigen Kursgewinnen.
Zeit für den Ruhestand also? Nicht für Kühne. Kollege Michael Machatschke, der Kühne seit Jahrzehnten beobachtet, beschreibt, wie der mit 85 Jahren noch einmal angreift . Gelassener womöglich als in früheren Jahren, mitunter ein wenig heiter sogar. Doch kein bisschen weniger entschieden.
Projekte, die es voranzubringen gilt, gibt es für Kühne nach wie vor genug: Seine Kernfirma Kühne + Nagel sieht sich immer größerer Konkurrenz ausgesetzt. Seine Neubeteiligung Lufthansa fliegt in eine ungewisse Zukunft, da wird ein Klaus-Michael Kühne nicht untätig zuschauen, was andere aus seinem Geld machen. Dann ist da noch der mögliche Verkauf der Spedition Schenker durch den Mutterkonzern Deutsche Bahn: Kühne hat bereits vergeblich versucht, den Vorstand von Hapag-Lloyd von einem Einstieg bei Schenker zu überzeugen. Nun sucht er Private-Equity-Fonds mit Interesse, immer das Ziel im Blick, Schenker nicht in die Hände der Konkurrenz fallen zu lassen.
Nebenbei organisiert Kühne für den Fall seines Ablebens noch den Übergang seines Vermögens auf seine Stiftung sowie die künftige Leitung derselben, kümmert sich um seinen Lieblingsklub Hamburger SV, an dem er ebenfalls beteiligt ist, und erwägt sogar, der Hansestadt ein neues Opernhaus zu bauen. "Die Schlacht ist noch nicht geschlagen", sagte der Multimilliardär kürzlich im Interview mit meinen Kollegen Michael Machatschke und Michael Freitag in Bezug auf seine fortwährenden Scharmützel mit dem Management des HSV. Den Ausspruch kann man getrost auf Kühnes gesamtes Lebenswerk übertragen.

"Die Schlacht ist noch nicht geschlagen": Multimilliardär Klaus-Michael Kühne greift mit 85 Jahren noch einmal an
Foto:Emanuel Herm / DER SPIEGEL
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Dax-Comeback für die Commerzbank: Nach rund viereinhalb Jahren wurde die Aktie der Bank heute erstmals wieder im deutschen Leitindex notiert, wo sie das Papier des ausgeschiedenen Gasespezialisten Linde ersetzt. Der Wiederaufstieg in die erste Börsenliga scheint sich schon zu lohnen, die Commerzbank-Aktie zog mit einem Plus von 4 Prozent an die Dax-Spitze. Auch der deutsche Aktienmarkt insgesamt legte einen erfreulichen Wochenstart hin.
Elon Musk greift bei Twitter weiter hart durch. Der Tesla-Chef, der bei dem Kurznachrichtendienst seit der Übernahme im vergangenen Jahr das Sagen hat, streicht weitere Stellen in den Bereichen Produktmanagement und Software-Entwicklung. Insgesamt hat Musk bei Twitter bereits 70 Prozent der früheren Belegschaft entlassen.
In der Pharmabranche deutet sich erneut eine Milliardenübernahme an: Der US-Konzern Pfizer lotet einen möglichen Kauf der US-Biotech-Firma Seagan aus. Ein Deal zwischen dem Pharmariesen und dem Krebsspezialisten könnte ein Volumen von 30 Milliarden Dollar erreichen, berichtet das "Wall Street Journal".
Neues zum Brexit: Nach jahrelangem Streit über die Regelungen für Nordirland haben sich Großbritannien und die Europäische Union nun endlich geeinigt. Das sogenannte Nordirland-Protokoll soll Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland verhindern. Hier die Details.
Was heute sonst noch wichtig war:
Über eine mögliche Aufspaltung des Bayer-Konzerns wird schon lange diskutiert, und seit Bekanntwerden des kommenden Chefwechsels hat die Debatte noch einmal Fahrt aufgenommen. Manche Investoren fordern die Zerteilung des Unternehmens, in Vorstand und Aufsichtsrat fanden sie bislang kaum Freunde. Immerhin: Mit Jeffery Ubben zieht nun einer der lautesten Aktivisten für die Bayer-Zerlegung in den Nachhaltigkeitsrat des Konzerns ein. Mein Kollege Dietmar Palan hat zudem mit Markus Manns über die Optionen für Bayer gesprochen . Der Fondsmanager von Union Investment meint, der Dax-Konzern müsse sich von seinen Wurzeln trennen und das milliardenschwere Geschäft mit den rezeptfreien Medikamenten abspalten. Nur so sei die komplette Zerschlagung der Industrieikone zu verhindern.
Wie viele westliche Unternehmen haben seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ihre Aktivitäten in Russland eingestellt? Darüber ist ein heftiger Streit ausgebrochen – zwischen Forschern der Hochschulen in St. Gallen und Lausanne auf der einen und ihren Kollegen der US-Eliteuni Yale und aus Kiew auf der anderen Seite. Beide Forschergruppen geben unterschiedliche Antworten darauf, und lassen an den Resultaten der jeweiligen Gegenseite kein gutes Haar. Meine Kollegin Anna Driftschröer hat sich die Argumente angeschaut und schildert ihnen alle Details zu diesem hochgradig politisch aufgeladenen Gelehrtenstreit.
Vor Kurzem verschickte die italienische Großbank Unicredit eine Mitteilung zum Abgang der Bankerin Jayne-Anne Gadhia aus ihrem Verwaltungsrat. Gadhia verlasse das Gremium aufgrund einer neuen Verpflichtung, die Bank danke ihr und behalte sie als Beraterin in ihrer Nähe. Soweit so routiniert, schien es. Doch einem Bericht der "Financial Times" zufolge hat die Personalie womöglich einen anderen Hintergrund: Möglicherweise spielen dabei die hohen Gehaltsforderungen des Star-Bankers Andrea Orcel an der Unicredit-Spitze eine Rolle.

Gründe und Hintergründe: Warum verließ Jayne-Anne Gadhia den Verwaltungsrat der Unicredit?
Foto: Chris Ratcliffe / Bloomberg / Getty ImagesMeine Empfehlung für den Abend:
"Bis jetzt war ich es, die Ihnen viele Fragen gestellt hat – aber vielleicht haben Sie auch welche an mich?" Viele Bewerberinnen oder Bewerber, die im Vorstellungsgespräch diesen Satz hören, lehnen sich zumindest innerlich zurück und denken, der schwierigste Teil ist geschafft, jetzt kommt der gemütliche. Doch das ist ein Irrtum. Für jeden Aspiranten geht es weiter darum zu zeigen, dass er der richtige für den Job ist. Die Kollegen vom Harvard Business manager haben diesem Teil des Vorstellungsgesprächs deshalb einen eigenen Artikel gewidmet, mit einigen nützlichen Tipps. Und vor allem: mit nicht weniger als 33 sinnvollen Fragen, die Sie Ihrem möglichen neuen Arbeitgeber bei dieser wichtigen Gelegenheit stellen können. Aber bitte, stellen Sie keinesfalls alle 33 Fragen auf einmal, dann bekommen Sie den Job ganz sicher nicht. Suchen Sie sich vielmehr ein paar heraus, die Ihnen passend erscheinen – hier finden Sie den gesamten Katalog .
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
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