

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit einem fatalen Bankirrtum der Citigroup
Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit einem Hedgefonds, der Millionen behalten will, die ihm versehentlich überwiesen wurden, einer bemerkenswerten Forderung von Karstadt Kaufhof und RB Leipzig als Vorbild moderner Fußballclubs.
Bankirrtum zu Ihren Gunsten - die Karte zieht bei Monopoly jeder gern. Die Lenker des US-Hedgefonds Brigade Capital offenbar auch – nur eben im wirklichen Leben: Das Investmenthaus erhielt vergangene Woche eine Überweisung über gut 176 Millionen Dollar von der Citigroup. Eine Auszahlung aufgrund einer Anleihe des Kosmetikkonzerns Revlon, die Brigade gezeichnet hat. Allein, überwiesen werden sollten eigentlich nur 1,5 Millionen Dollar. Ein Bankirrtum.
Was macht der ehrliche Kunde? Zahlt das Geld zurück. Nicht so Brigade Capital. Der Hedgefonds liegt ohnehin im Clinch mit Revlon, deren Anleihen in der Corona-Krise kräftig an Wert verloren haben. Die irrtümlich überwiesenen Millionen betrachten die Brigade-Leute also als willkommene Möglichkeit, schon verloren geglaubtes Geld zurückzubekommen - und weigern sich, der Citigroup den Fehlbetrag zu begleichen. Nun streitet man vor Gericht.
Die Wirtschaftsnews des Tages:

Kandidat im Wahlkampfhotel: Joe Biden auf dem Parteitag der Demokraten.
Foto:Drew Angerer/ AFP
In den USA hat die frühere First Lady Michelle Obama mit einer offensiven Rede gegen den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump den Wahl-Parteitag der Demokraten eröffnet. Spannend aus europäischer Sicht ist allerdings vor allem, was von einem möglichen Trump-Nachfolger Joe Biden wirtschaftspolitisch zu erwarten wäre. Mein Kollege Christian Schütte ist dieser Frage nachgegangen - und sein Fazit erscheint durchaus bemerkenswert: Im Handelskrieg mit China oder Europa würde sich unter Biden gar nicht so viel ändern.
Der Insolvenzplan von Galeria Karstadt Kaufhof, über den wir vergangene Woche bereits exklusiv berichtet haben, enthält noch ein bemerkenswertes Detail: Geht es nach dem Willen von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und seinen Mitstreitern, dann soll der Staat dem Warenhaus-Konzern Schadensersatz zahlen. Grund: Der Corona-Lockdown, der dem Unternehmen wie auch zahllosen anderen Einzelhändlern in den vergangenen Monaten erheblich zugesetzt hat. Die Details dieser mindestens bemerkenswerten Forderung in dreistelliger Millionenhöhe können Sie in diesem Stück meiner Kollegin Margret Hucko nachlesen.
Neues vom milliardenschweren Cum-Ex-Steuerskandal: Die Behörden lassen nicht locker und rücken immer wieder zu Razzien in der Finanzbranche aus. Heute erhielten die Varengold Bank und die Privatbank Hauck & Aufhäuser ungebetenen Besuch.
Im Streit um ein Mobilfunkpatent von Nokia verdonnerte das Landgericht Mannheim den Autobauer Daimler heute zu Schadensersatz. Entschieden ist die Sache damit aber noch nicht - die Stuttgarter haben schon Berufung angekündigt.
Und noch ein Rechtsstreit: Zwischen dem Spieleentwickler Epic Games und Apple sowie Google ist das nächste Level erreicht. Der Zwist um das Boom-Spiel "Fortnite", über den wir bereits berichtet haben, geht vor Gericht weiter.
Was heute sonst noch wichtig war:
Im von Donald Trump erzwungenen Verkauf des US-Geschäfts der chinesischen Social-Media-App TikTok wird es noch spannender: Neben Microsoft und Twitter ist nun auch der Software-Konzern Oracle, hinter dem Multimilliardär Larry Ellison steht, an einer Übernahme interessiert.
Einmal Politik und zurück: Sajid Javid begann seine Karriere in der Finanzbranche unter anderem bei der US-Bank J.P. Morgan, wechselte dann in die Politik und brachte es in Großbritannien zum ersten Schatzkanzler mit asiatischen Wurzeln und muslimischem Hintergrund. Anfang des Jahres trat Javid von diesem Amt zurück. Nun kehrt der 50-Jährige zurück zu alter Wirkungsstätte und wird Berater bei J.P. Morgan.
Vor drei Jahren sorgte der britische Getränkeriese Diageo bereits für Schlagzeilen, als er für rund eine Milliarde Dollar die von Hollywood-Star George Clooney entwickelte Premium-Tequila-Marke Casamigos übernahm. Nun macht eine weitere Größe des US-Showgeschäfts Kasse bei den Briten: Diageo kauft auch die von Schauspieler Ryan Reynolds produzierte Gin-Marke Aviation American Gin. Der Preis diesmal: bis zu 610 Millionen Dollar.
Meine Empfehlung für den Abend:

Role-Model der Fußballwelt: RB-Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann
Foto: Boris Streubel / Getty ImagesHeute Abend wird es ernst für Leipzig: Um 21 Uhr steigt das Champions-League-Halbfinale gegen Paris Saint Germain. Dass der Profifußball nicht nur eine gigantische Show, sondern auch ein Milliardengeschäft ist, wurde in der Corona-Krise besonders deutlich: Viele Clubs gerieten an den Rand der Existenznot. Gerade RB Leipzig mit dem jungen Trainerstar Julian Nagelsmann könnte jedoch einen Weg in die Post-Corona-Ära aufzeigen. Wenn Sie also zum Spiel heute Abend eine einstimmende Lektüre suchen, dann nehmen Sie diese Geschichte meines Kollegen Christoph Neßhöver zur Hand: RB Leipzig als Role-Model der neuen Fußballwelt - wie Clubs mit starkem Investor und klarem Plan von der Ausnahmesituation im Milliardengeschäft Fußball profitieren werden.
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
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