Hannah Steinharter

Der Dienstag im Überblick Optimistischer Topmanager, pessimistischer Hedgefondsgründer

Jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit einem Topmanager auf Jobsuche, dem Stühlerücken im Infineon-Vorstand sowie den Warnungen eines Investmentexperten.

Das Konzept der TV-Show "Die Höhle der Löwen" ist relativ schnell erklärt: Gründerinnen und Gründer pitchen ihre Ideen vor laufender Kamera und hoffen auf ein Investment der Juroren. Dazu zählen bekannte Größen wie Carsten Maschmeyer, Ralf Dümmel und Judith Williams. Diese sitzen zusammen im TV-Studio, lassen sich die Geschäftsideen der Vorsprecher zeigen und entscheiden vor Ort, ob sie Geld und Wissen in das jeweilige Start-up pumpen. So weit, so bekannt.

Wir drehen diese Idee jetzt um: Was passiert, wenn ein Investor eine neue Managementaufgabe sucht? Dann sucht der Löwe eine Höhle. In diesem Fall: Marcus Diekmann. Er hat Start-ups und eine Agentur gegründet, wurde als Geschäftsführer des Fahrradhändlers Rose Bikes bekannt und ist eine der prominentesten Personenmarken der deutschen Wirtschaft. Sein letzter Geschäftsführerjob beim Modehändler Peek & Cloppenburg endete im April 2022 nach nur wenigen Monaten. Nun will er es noch mal wissen. Unternehmen, die seine Kriterien erfüllen, können sich bei ihm bewerben, wie er vor einem Monat auf Linkedin teilte . Er sei bereit für "eine letzte große Challenge". Es ist eine höchst ungewöhnliche Art, einen Managerposten zu suchen.

Mein Kollege Lukas Heiny wird Diekmann über die kommenden Monate für unsere Serie "Löwe sucht Höhle" begleiten – mit offenem Ausgang. Diekmann hat volle Transparenz zugesagt. Sowohl in den Vorstellungsgesprächen mit Unternehmen als auch in begleitenden Sitzungen mit einem Coach und einer parallel eingeschalteten Personalberatungsfirma. Ob Absagen, Zweifel oder Gehalt – es soll keine Geheimnisse geben. In mehreren Folgen sollen so die entscheidenden Momente einer Jobsuche im Topmanagement nachvollziehbar werden. Die erste Folge lesen Sie hier, inklusive der Gehaltsvorstellung: Diekmann geht von einem Millionendeal aus.

Übrigens: Der Ritterschlag für das Projekt kam vom TV-Löwen der ersten Stunde: "Super Idee ;)" – schrieb uns Frank Thelen.

"Es ist nichts anderes als ein Comeback – wie bei Manuel Neuer": Manager, Gründer und Investor Marcus Diekmann auf der Terrasse seines Hauses

"Es ist nichts anderes als ein Comeback – wie bei Manuel Neuer": Manager, Gründer und Investor Marcus Diekmann auf der Terrasse seines Hauses

Foto: Anton Hirschle

Die Wirtschaftsnews des Tages:

Was uns noch sehr beschäftigt hat:

  • Pessimistischer Hedgefondsmanager: Der New Yorker Alexander Roepers hat den Investmentmarkt seit Jahrzehnten erfolgreich im Blick: Der von ihm gegründete Fonds Atlantic Investment Management erzielte seit Gründung im Jahr 1988 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 12,5 Prozent. Mein Kollege Mark Böschen hat Roepers in Los Angeles getroffen und mit ihm über die aktuelle Marktsituation gesprochen. Der Hedgefondsmanager warnt im Gespräch, dass die Zinserhöhungen beiderseits des Atlantiks die Wirtschaft mit Verzögerung treffen werden. Er selbst setze deshalb auf Aktien von Unternehmen mit wenig Schulden, konjunkturunabhängiger Nachfrage und einer schon jetzt abgestürzten Bewertung. Auch ein Dax-Konzern ist aktuell unter seinen Favoriten. Das ganze Interview lesen Sie hier. Zitat: "Wir werden Zwangsversteigerungen von Häusern sehen."

  • Geläuterter Firmenchef: Bodo Janssen war der Boss, den alle hassten. Das kam bei einer Mitarbeiterbefragung heraus und sei ein Schock für ihn gewesen, erzählt der Chef der familieneigenen Hotelkette Upstalsboom im Gespräch mit meiner Kollegin Verena Töpper. Trotzdem hätte die Rückmeldung auch einen Wendepunkt eingeläutet: Janssen holte sich Hilfe und gilt 13 Jahre später als Vorzeigeunternehmer. Wie ihm dieser Wandel gelang, was er in seinen Hotels alles verändert hat und welche Rolle seine Geiselnahme im Alter von 24 Jahren spielt, können Sie hier lesen.

Meine Empfehlung für den Abend:

Bewährungsprobe: Eine Gruppe von Praktikantinnen bei der EU-Kommission auf dem Weg zu einem Theaterstück

Bewährungsprobe: Eine Gruppe von Praktikantinnen bei der EU-Kommission auf dem Weg zu einem Theaterstück

Foto:

Franziska Gilli / laif

  • In der heutigen Arbeitswelt hat jeder das Gefühl, sehr viel zu tun zu haben. Ein Meeting jagt das nächste, während zwischendrin noch dringend ein paar Mails beantwortet und Termine für die nächste Woche abgesprochen werden müssen. Hektik überall. Kein Wunder, denn viele Unternehmenskulturen verherrlichen "Busyness", also die ständige Geschäftigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dabei sind die Folgen für Firmen und ihre Beschäftigten erheblich: Produktivität und Effizienz nehmen ab, wenn Unternehmen Angestellte überlasten, ihre Aktivitäten übermäßig kontrollieren und Belohnungen vorrangig nach Länge der Arbeitszeit vergeben. Erschöpfte Mitarbeiter kündigen schneller, was Kosten verursacht. Warum so viele Unternehmen trotzdem immer noch besessen sind von dieser ständigen Geschäftigkeit und wie sich eine gesündere Firmenkultur etablieren lässt, erklärt Psychologe, Autor und Universitätsprofessor Adam Waytz in seinem "Plädoyer gegen Busyness". Die Analyse ist gleichzeitig Titelgeschichte des neuen Harvard Business managers – busy is the new stupid!

In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen einen entspannten Abend, Ihre Hannah Steinharter

Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .

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