Was für ein Jahr! Die Corona-Krise schüttelt die Weltwirtschaft und die Führungszirkel der Unternehmen kräftig und schmerzhaft durch. Gerade Frauen zählen in vielen Fällen zu den Verliererinnen dieser Krise – doch insgesamt prägen sie die Unternehmen auf den Topebenen erheblich. Im inzwischen sechsten Jahr präsentieren wir gemeinsam mit der Boston Consulting Group die 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft – und noch nie fiel es der hochkarätig besetzten Jury so schwer, aus der Fülle der Kandidatinnen auszuwählen.

Die Liste, mit der wir den positiven Wandel in der Unternehmenswelt dokumentieren und weiter fördern wollen, ist kein Ranking, dafür sind die Spielfelder der Frauen zu unterschiedlich. Doch in jedem Jahr repräsentiert eine Frau als Prima inter Pares die Initiative. Diesmal fiel die Wahl auf die Spanierin Belén Garijo, die ab Mai das Ruder beim Darmstädter Pharmakonzern Merck übernimmt – als erste alleinige Dax-Chefin. Herzlichen Glückwunsch!

Die wichtigsten Wirtschaftsthemen des Tages:

• Im Bayer-Konzern hat sich das Machtgefüge verschoben. Der neue Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann bricht mit alten Traditionen. Äußerlich zeigt sich das schon daran, weil er sein Büro in Leverkusen nun auch auf dem Vorstandsflur bezogen hat (und nicht wie seine Vorgänger auf der anderen Seite der Kaiser-Wilhelm-Allee). Inhaltlich heißt das: Der Neue stellt alles in Frage. Wirklich alles. Für Vorstandschef Werner Baumann, der nach wie vor (und mehr als gedacht) mit den Folgen der Monsanto-Übernahme kämpft, wird es darum ungemütlich. Nur hält er an seiner Strategie fest – selbst wenn es ihn den Job kosten sollte. Im Gespräch erklärte er meinem Kollegen Dietmar Palan, er wolle den Job sowieso nur noch bis zum Ablauf seines Vertrags machen (2024) – und dann weitestgehend aus dem Wirtschaftsleben aussteigen. Das Gift des Monsanto-Deals.

• Ulrich Grillo kennen die meisten von Ihnen sicher aus der Tagesschau oder von Branchentreffen. Als Präsident des BDI focht er in Berlin und auf großer internationaler Bühne für die Interessen der deutschen Industrie. Nun kämpft er um die Zukunft der Grillo-Werke. Die Sanierung gestaltet sich als komplex und schwierig. Das Familienunternehmen braucht dringend frisches Kapital, 374 Millionen Euro müssen her, 28 Banken gleichzeitig überzeugt werden. Das Land Nordrhein-Westfalen ist schon mit einer Bürgschaft zu Hilfe geeilt. Uns gegenüber versucht Grillo selbst, zuversichtlich zu klingen: "Einfach kann jeder."

• Und noch eine exklusive Nachricht: Die eher unbekannte dänische Firma mit dem unaussprechlichen Namen FLSmidth bietet für Teile von Thyssenkrupp. Konkret geht es um die Zement- und Tagebauanlagen. Der deutsche CEO Thomas Schulz möchte einen europäischen Champion formen, um den heute übermächtigen Rivalen aus China zu bezwingen.

• Hoher Besuch an diesem Donnerstag vor dem Wirecard-Untersuchungsausschuss: Karl-Theodor zu Guttenberg, ehemals Minister und heute Berater, der Unternehmen aller Art für viel Geld Zugang zu Regierungsvertretern verschafft. Für Wirecard antichambrierte er persönlich im Kanzleramt, nun redet er seine Rolle klein und sagt: "Wirecard hat uns alle getäuscht." Dabei mischte der Ex-Minister auch an anderer Stelle gern mit: Bei der Skandalfirma Augustus Intelligence (wo er quasi als Manager fungierte) wurde ihm in Dokumenten, die uns vorliegen, sehr viel Geld in Aussicht gestellt. Eine Million für KT.

Was uns sonst noch beschäftigt hat:

• Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich mit dem Coronavirus infiziert – wir wünschen gute Besserung.

• Die Experten der US-Zulassungsbehörde FDA empfehlen, auch den Corona-Impfstoff von Moderna zuzulassen. Vermutlich geht es jetzt ganz schnell.

• Derweil soll in Deutschland ab dem 27. Dezember geimpft werden. Aus diesem Anlass stattete Kanzlerin Angela Merkel dem Mainzer Start-up Biontech einen virtuellen Besuch ab, den Sie hier im Video verfolgen können. Sie sei mächtig stolz, sagte Merkel.

• Und dann fielen noch zwei wegweisende Urteile in Sachen Dieselskandal: Der EuGH hält die Abschalteinrichtungen zur Abgassteuerung grundsätzlich für illegal. Der BGH erteilt den erst spät Klagenden einen Dämpfer wegen Verjährung.

Meine Empfehlungen für den Abend: