

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit dem Massenimpfer von Charlotte
Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit US-Impfungen alle 4,5 Sekunden, Stromtanken binnen zehn Minuten und einem Erbstreit, der bereits fast zwei Jahre dauert.
Wir wissen nicht, ob Bundeskanzlerin Merkel, Gesundheitsminister Spahn oder auch Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil in letzter Zeit mal mit Torsten Pilz gesprochen haben, dem deutschen Manager im Vorstand des US-Konzerns Honeywell. Aber sicher ist: So ein Austausch hätte den Organisatoren der hiesigen Impfkampagne, die ja nach wie vor nicht richtig ins Rollen kommen will, sicher gutgetan.
Henkel, Amazon, SpaceX - Pilz' Lebenslauf bietet illustre Stationen. Momentan jedoch am spannendsten: Neben seinem Job als Chief Supply Chain Officer beim Luftfahrtkonzern Honeywell organisiert der 55-Jährige einen Großteil der Massenimpfungen im US-Bundesstaat North Carolina. Er ist also mittendrin im Geschehen in den USA, die ja im Kampf gegen Corona unter Präsident Donald Trump zunächst eine schwache Figur abgaben, die aber bei der Verteilung der Impfstoffe an die Bevölkerung inzwischen den größten Teil der restlichen Welt in den Schatten stellen.
Das ist zum Teil auch Pilz' Verdienst. Der Chemieingenieur und Logistikmanager impft im Football-Stadion des Profiteams Carolina Panthers in Charlotte inzwischen US-Amerikaner im 4,5-Sekunden-Takt. Meinem Kollegen Martin Mehringer hat er erzählt, wie er zu diesem exklusiven Nebenjob kam, welche Hürden er mit seinem Team auf dem Weg zur gut laufenden Impfmaschinerie überwinden musste, und was er von den Lieferschwierigkeiten der Pharmaindustrie hält. Das vollständige Interview mit Torsten Pilz finden Sie hier.

Zum Impfen ins Football-Stadion: Honeywell-Manager Torsten Pilz hat einen exklusiven Nebenjob
Foto:Stefanie Keenan / Getty Images
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Vom bevorstehenden Verkauf der US-Tochter Reebok durch Adidas erfuhren Sie schon vor einigen Monaten bei uns zuerst. Jetzt macht Konzernchef Kasper Rorsted ernst: Der Verkaufsprozess wird offiziell eingeleitet. Zwar gibt es durchaus prominente Interessenten für Reebok. Doch der Mondpreis, den Rorsteds Vorgänger Herbert Hainer einst für das US-Unternehmen zahlte, wird nicht mehr erzielbar sein. Immerhin: Nach der Veräußerung kann sich CEO Rorsted wieder anderen Baustellen zuwenden - welche das sind, lesen Sie in unserem ausführlichen Konzernporträt: Muskelriss - wie ein Kulturkampf den Adidas-Konzern gefährdet.
Gute Nachrichten für die (steigende Zahl der) Elektroautobesitzer: Die BP-Tochter Aral will das Netz ihrer Schnellladesäulen stark ausbauen. Schon bald soll es an 120 Aral-Tankstellen innerhalb von zehn Minuten genug Strom für 350 Fahrkilometer geben.
Mehr Geld für Soloselbstständige, ein Fonds für Härtefälle und Unterstützung auch für Unternehmen mit mehr als 750 Millionen Euro Jahresumsatz: Auf einem Gipfel mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Vertretern von mehr als 40 Verbänden wurden die Hilfen der Regierung für die Wirtschaft nachgebessert. Kritikern fehlt allerdings immer noch das Wichtigste.
Dem Reifenhersteller und Conti-Konkurrenten Michelin erging es 2020 wie vielen anderen Unternehmen auch: Umsatz und Gewinn wurden durch die Corona-Krise empfindlich getroffen. Jetzt schaut Michelin wieder optimistisch nach vorn - zumindest ein bisschen.
Was heute sonst noch wichtig war:
Die Fiesta am Finanzmarkt geht weiter: An den weltweiten Aktienbörsen trieben zuversichtliche Investoren den MSCI World Index heute auf einen Rekordstand. Und bei den Kryptowährungen übersprang der Bitcoin erstmals die Marke von 50.000 Dollar. Wer da vor lauter Schwindelgefühl nach Regulierung ruft, dem sei dieser Gastkommentar unseres Experten Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, ans Herz gelegt: Warum sich der Bitcoin nur an einer einzigen Stelle regulieren ließe - und warum es auch nur dort sinnvoll wäre.
Frauennetzwerke gibt es einige, doch dieses sticht aus der Menge heraus: Unter dem Dach des SPD-Wirtschaftsforums hat sich in Berlin das überparteiliche Frauennetzwerk "Women in Lead" gegründet. Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Franziska Giffey, ihres Zeichens Bundesfamilienministerin und Spitzenkandidatin der SPD in Berlin, oder auch die VW-Rechtsvorständin Hiltrud Werner - die Vereinigung hat gleich mehrere hochkarätige Politikerinnen und Managerinnen in ihren Reihen.
Meine Empfehlung für den Abend:

Verfolgt eigene Ziele: Katrin Haub, Gattin des verschwundenen Karl-Erivan Haub
Foto:Wolf P. Prange / imago stock&people
Vertraute mm-Leser wissen: Nirgendwo werden Sie so kenntnisreich und detailliert über den Familienstreit im Milliardärshaus Haub auf dem Laufenden gehalten wie bei uns. Dabei ist der Stoff längst filmreif: Seit dem Verschwinden des Tengelmann-Patriarchen Karl-Erivan Haub im Jahr 2018 in den Alpen zerren verschiedene Familienzweige an dessen Erbe - und das, obwohl es Zweifel an der Annahme gibt, der Verschwundene sei tatsächlich nicht mehr am Leben. Von einer neuen Wendung berichtet nun Kollege Martin Mehringer: Haubs Ehefrau Katrin Haub ist seit Kurzem bereit, den Tod ihres verschollenen Ehemanns anzuerkennen - doch dabei verfolgt sie wohl auch ein eigenes Kalkül. Bevor Sie sich die Details dazu durchlesen, sollten Sie zunächst eine Tüte Popcorn zur Hand nehmen: Erbstreit in der Haub-Familie - Frontenwechsel bei den Tengelmann-Eignern.
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm