
Der Donnerstag im Überblick Schmutziger Zement
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Baustoffhersteller Heidelberg Materials, früher bekannt als Heidelbergcement und eines der größten Unternehmen seiner Branche weltweit, legte heute seine Geschäftszahlen für das vergangene Jahr vor und gab einen Ausblick in die Zukunft. Beides erscheint erfreulich: Der Umsatz stieg 2022 um 13 Prozent auf 21,1 Milliarden Euro. Der Gewinn ging angesichts gestiegener Kosten zwar leicht zurück, inzwischen gelingt es Heidelberg Materials jedoch, diesen Effekt mehr als wettzumachen. Vorstandschef Dominik von Achten blickt daher optimistisch auf den weiteren Jahresverlauf.
Natürlich war bei der Präsentation alles in grün gehalten, die Klimaziele nahmen auf den Folien des CEOs die prominentesten Plätze ein. Dabei gehört Heidelberg Materials nicht nur zu den im Leitindex Dax notierten größten Unternehmen Deutschlands. Der Konzern ist gleichzeitig einer der größten Umweltverschmutzer im Land. Grund dafür ist vor allem die Zementherstellung, die mit extrem hohen CO₂-Emissionen einhergeht. So schleudert Heidelberg Materials in einem Jahr beinahe halb so viel CO₂ in die Luft wie der gesamte Verkehrssektor Deutschlands. Der jährliche Klimaschaden des Konzerns lässt sich auf mehr als 14 Milliarden Euro beziffern – in Relation zum Gesamtumsatz ein schwer erträglicher Wert.
Vorstandschef Dominik von Achten ist sich der Klimaschädlichkeit seines Geschäfts sehr wohl bewusst – wie könnte er auch nicht? Allein: Er tut zu wenig dagegen. Meine Kollegin Kirsten Bialdiga hat sich die Nachhaltigkeitspläne von Achtens genau angeschaut, hat mit externen Experten darüber gesprochen und sie mit der Konkurrenz verglichen. Ergebnis der umfangreichen Recherche: Der Heidelberg-Materials-Chef ist zwar überaus bemüht, seinem Konzern ein grünes Image zu verpassen. Er lässt jedoch viel zu wenig Taten folgen. Die ernüchternden Details finden Sie in Kirsten Bialdigas Geschichte: Die Wahrheit über den angeblich grünen Klimasünder Heidelberg Materials

Schwere Last: Heidelberg-Materials-Chef Dominik von Achten ringt um das Image seines Konzerns
Foto: Katrin Binner / laifDie Wirtschaftsnews des Tages:
Seit 20 Jahren sitzt SAP-Gründer und Softwarelegende Hasso Plattner an der Spitze des Aufsichtsrats seines Konzerns – mehr als genug, wie Kritiker schon seit einiger Zeit meinen. Bislang weigerte sich der 79-Jährige, für einen Nachfolger Platz zu machen. Doch nun ist es so weit: Zum Ende seiner aktuellen Amtszeit im Mai 2024 will Plattner seinen Posten an Punit Renjen abgeben. Renjen war bis Ende 2022 Global-CEO der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. Am 11. Mai soll ihn die Hauptversammlung in den Aufsichtsrat wählen, berichtet meine Kollegin Christina Kyriasoglou. Ein Jahr später ist der Sprung an die Spitze geplant – und für Plattner der endgültige Abgang.
Die gestiegenen Zinsen im Euroraum belasten die Bilanz der Europäischen Zentralbank, und zwar heftig: Das Institut beendete das Jahr 2022 mit einem Verlust von mehr als 1,6 Milliarden Euro, den es mit einem Griff in die Reserven ausgleichen musste.
Die Deutsche Telekom kann sich weiter auf die Stärke ihrer US-Tochter T-Mobile US verlassen. Deren kräftiges Wachstum sowie ein starker Dollar trugen wesentlich dazu bei, dass der Mutterkonzern im vergangenen Jahr einen Umsatz- und Gewinnsprung verzeichnen konnte. Der Ausblick von Telekom-Chef Tim Höttges fiel jedoch eher mau aus, was die Aktionäre mit Kursverlusten quittierten.
Wer heute sonst noch wichtig war:
Franz Fehrenbach und Eberhard Veit teilen ein Schicksal: Beide standen oder stehen in Diensten des Technologieriesen Bosch, und beide saßen bislang ebenfalls im Aufsichtsrat des Motorsägenspezialisten Stihl. Dann jedoch stieg Bosch jüngst beim schwedischen Stihl-Konkurrenten Husqvarna ein, was Nikolas Stihl, Frontmann der Sägendynastie, gar nicht gefiel. Folge: Fehrenbach und Veit verlieren ihre Aufsichtsratsmandate bei Stihl, wie meine Kollegen Christoph Neßhöver und Martin Noé hier im Detail für Sie aufgeschrieben haben .
Oleksiy Chernyshov hat einen der wohl schwierigsten CEO-Jobs der Welt: Der Ukrainer leitet seit einigen Monaten Naftogaz, den größten staatlichen Energieversorger seines Heimatlandes. Das heißt: Während die Anlagen und Pipelines seines Unternehmens regelmäßig von russischen Raketen getroffen werden, muss Chernyshov die Versorgung seiner Landsleute mit Öl und Gas aufrechterhalten. Wie ihm das gelingt, erzählt Ihnen meine Kollegin Anna Driftschröer, die sich mit dem Kriegsmanager ausgetauscht hat.
Meine Empfehlung für den Abend:

Panik bei Investmentbanken: Die Autodoc-Gründer Alexej Erdle und Vitalij Kungel wollten an die Börse, kamen aber nie dort an
Foto:Patrick Desbrosses für manager magazin
Der Autoteilehändler Autodoc plante im Herbst 2021 einen Megabörsengang. Die Geschäfte des Unternehmens liefen rund, die Gründer Alexej Erdle, Vitalij Kungel und Max Wegner hatten noch nicht einmal Wagniskapital benötigt, um ihren Onlineshop auf Milliarden-Umsatz-Größe zu bringen. Der Gang aufs Parkett, so die Hoffnung, hätte jeden der drei schlagartig zum Milliardär gemacht. Doch daraus wurde nichts, kurz vor dem geplanten Börsendebüt platzte das Vorhaben. Über die genauen Gründe für das Scheitern war lange nicht viel bekannt. Doch meine Kollegen Christoph Neßhöver und Jonas Rest sind der Sache nachgegangen. In den bislang unbekannten Details, die sie recherchiert haben, spielt ein Dossier über die angeblich fragwürdige Vorgeschichte eines der Autodoc-Gründer eine Rolle, das zu Panik bei den involvierten Investmentbanken führte. Lesen Sie selbst: Warum Autodocs Milliardenbörsengang in letzter Minute scheiterte.
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
PS: Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .