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Hall of Fame Ruhm und Ehre für die Besten

Mit einer rauschenden Feier traten die Unternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller, die Biontech-Investoren Thomas und Andreas Strüngmann sowie der Manager Michael Diekmann in die virtuelle Ruhmeshalle ein.
aus manager magazin 11/2021
Laureatin: Zwanzig Jahre nach ihrem Vater wurde die Chefin des Lasermaschinenherstellers Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller, in die Hall of Fame berufen

Laureatin: Zwanzig Jahre nach ihrem Vater wurde die Chefin des Lasermaschinenherstellers Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller, in die Hall of Fame berufen

Foto: Wolfgang von Brauchitsch für manager magazin

Es waren aufgewühlte Zeiten, die Welt im Umbruch, als das manager magazin 1992 die Hall of Fame der deutschen Wirtschaft erschuf. "Verzagtheit und Kleinmut dominieren, doch politische Weitsicht und unternehmerischer Mut sind vonnöten", hieß es damals, als die ersten Wirtschaftsgrößen in die Ruhmeshalle aufgenommen wurden. "Ohne den Mut, die visionäre Kraft und den Erfindungsreichtum dieser Frauen und Männer" wäre Deutschland weniger glücklich dran.

Die Worte von damals gelten auch heute, in wieder aufgewühlter Zeit, in der die digitale Disruption, der Klimawandel und die Pandemie vieles infrage stellen, was unumstößlich erschien. Und so verwundert es nicht, dass die Feier zur Ehrung der diesjährigen Laureaten im Zeichen des Aufbruchs stand.

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Hall of Fame 2021

Foto: Wolfgang von Brauchitsch für manager magazin

"Wir alle müssen uns aufgefordert fühlen, unsere Denkweise und Geisteshaltung zu ändern", forderte Biontech-Investor Thomas Strüngmann (71), der mit seinem Zwillingsbruder Andreas Einzug in die Hall of Fame hielt. "Der Mut steht am Anfang des Handelns, das Glück erst am Ende", sagte er in seiner Dankesrede vor den rund 120 Gästen, die sich im "Schlosshotel Kronberg" versammelt hatten.

Aus der Dankesrede von Thomas Strüngmann
Foto: Wolfgang von Brauchitsch für manager magazin

"Wir alle müssen uns aufgefordert fühlen, den Mindset, also unsere Denkweise und Geisteshaltung, in jederlei Hinsicht zu ändern. In Deutschland stecken viele Biontechs! Werben Sie dafür, offen für die Herausforderungen unserer Gesellschaft zu sein. Sie stecken voller Chancen! Motivieren Sie Ihre Mitmenschen, Eigenverantwortung zu übernehmen, Risiken nicht mit Angst, sondern mit Spaß anzugehen. Und seien Sie bereit, eine zweite Chance zu geben, wenn die Idee nicht aufgeht. Scheitern gehört dazu."

Die Pandemie habe die Welt zu einem Fortschritt gezwungen, den sie sich selbst nicht zugetraut hätte, sagte Strüngmann. Und mit Blick auf die beiden Biontech-Gründer Özlem Türeci (54) und Uğur Şahin (56), die unter den Zuhörern waren: "In Deutschland stecken viele Biontechs!"

Getreu dem Motto "Gegen Mutlosigkeit und Mittelmaß" hat eine jeweils hochkarätig besetzte Jury in den vergangenen fast drei Jahrzehnten 75 Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft in die virtuelle Ruhmeshalle berufen. Neben den Strüngmanns wurden während der diesjährigen Feierstunde auch die Ausnahmeunternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller (61) vom Lasermaschinenbauer Trumpf sowie Michael Diekmann (66), der langjährige Vorstands- und aktuelle Aufsichtsratschef der Allianz, geehrt. Sie alle haben die wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Entwicklung Deutschlands besonders geprägt.

Die Hall of Fame

Mit der Aufnahme in die Hall of Fame ehrt das manager magazin jedes Jahr Frauen und Männer, die sich mit Mut und visionärer Kraft für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands verdient gemacht – und so in besonderer Weise zu Wohlergehen, sozialer Sicherheit und politischer Stabilität beigetragen haben.

Die Strüngmann-Brüder hätten zunächst mit ihrer Generikafirma Hexal und später mit ihren Investments unter anderem in Biontech als Disruptoren fungiert, sagte der frühere Merck-Chef Stefan Oschmann (64) in seiner Lobrede. Die beiden verbänden den typischen Enthusiasmus von Unternehmern mit der kritischen Rolle klassischer Investoren. "Ihr habt mehrfach bewiesen, dass Ihr lebensrettende Technologien aufbauen könnt."

Die Laudatio auf Nicola Leibinger-Kammüller, die das Familienunternehmen Trumpf seit 2005 als Chefin anführt und mit großem Erfolg durch Finanz- und Corona-Krise gesteuert hat, hielt die Fernsehmoderatorin Nina Ruge (65). Die Unternehmerin habe "einen völlig neuen Führungsstil an den Tag gelegt", sagte Ruge, die mit ihrem Ehemann Wolfgang Reitzle (72) zu den Freunden der Familie zählt. Und an die Laureatin gewandt: "Das heilige Geschenk des intuitiven Geistes, gepaart mit rationalem Verstand, das macht die Führungskraft von morgen aus – und das Role Model dafür bist du."

Aus der Laudatio von Nina Ruge
Foto: Wolfgang von Brauchitsch für manager magazin

"Ich muss einen prominenten Unternehmensberater nennen, von dem Nicola Leibinger-Kammüller profitierte: Erich Kästner sein Name. Nicola hat nämlich ihre Doktorarbeit über dessen Spätwerk verfasst. Der Titel: „Resignation und Aufbruch“. Und so fasse ich die Essenz ihrer Führungsqualitäten mit einem Kästner-Zitat zusammen: ,Erst wenn die Mutigen klug – und die Klugen mutig geworden sind, wird das zu spüren sein, was irrtümlicherweise schon oft festgestellt wurde: ein Fortschritt der Menschheit.'"

Nachdem ihr inzwischen verstorbener Vater Berthold Leibinger bereits 2001 in die Hall of Fame aufgenommen worden war, ist die Unternehmerin nun schon die Zweite aus der Familie in diesem Kreis – "was richtig gut ist", wie sie in ihrer Dankesrede sagte, in der sie für mehr Mut und Unternehmertum warb.

Die Laudatio auf Allianz-Manager Michael Diekmann hielt der ehemalige Vorstands- und Aufsichtsratschef von BASF, Jürgen Hambrecht (75), der die Managementfähigkeiten des Geehrten gerade in Krisenjahren heraushob.

"Michael Diekmann ist ein Solitär unter den Wirtschaftsführern in unserem Land", sagte Hambrecht. "Er ist der Gegenentwurf zu vielen Selbstdarstellern, er braucht keine Verbrüderung und kein ständiges Schulterklopfen – er bleibt lieber bei sich und unabhängig."

Der sonst so coole Diekmann bedankte sich mit einer Prise Stolz. "Ich wünschte, heute wäre mein Vater hier", sagte er angesichts der Ehre, nun in einer Reihe mit den Größten der deutschen Wirtschaft zu stehen. "Er hätte sich sehr gefreut."

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