

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit dem deutschen Milliardär hinter dem Astra-Impfstoff

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit einem deutschen Milliardär im Auge des Astrazeneca-Sturms, dem Stau im Suezkanal und einem stillen Softwarestar aus Bonn.
Wie fragil die Lieferketten unserer globalisierten Welt sind, hat schon das Coronavirus offenbart. Zwischenzeitlich ging nichts mehr. In dieser Woche nun blockiert ein einziges querstehendes Schiff die globalen Warenströme. Seit Dienstag steckt bekanntlich die "Ever Given" im Suezkanal und versperrt die wichtigste Frachtverbindung zwischen Europa und Asien. Wo normalerweise rund 50 Containerriesen pro Tag passieren, stauen sich jetzt Waren vom Gartenmöbel über Smartphones bis hin zu Covid-19-Testkits. Anschaulich wird das Ausmaß beispielsweise durch die Livegrafik des Schiffstrackers "Vesselfinder.com".
Offiziell heißt es aus Ägypten, es sei nur noch eine Frage von wenigen Tagen, bis die Wasserstraße wieder passierbar ist. Massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind aber schon jetzt absehbar. Die Allianz prophezeit Handelsausfälle von 6 bis 10 Milliarden Dollar pro Woche. Insbesondere die deutsche Wirtschaft trifft das Unglück empfindlich – und damit letztlich deutsche Verbraucher.
Die Wirtschaftsnews des Tages:

Zur Zuschauerrolle verdammt: Halix-Eigentümer Ernest-W. Droege könnte vom neuen Impfnationalismus ausgebremst werden
Foto: DroegeDer Streit um den Impfstoff von Astrazeneca ist ebenfalls ein Thema der Woche. Ging es anfangs noch um neue Irritationen um Studiendaten in den USA, schaut inzwischen alles auf den niederländischen Auftragsfertiger Halix. Der produziert seit Monaten den Astra-Stoff, ist aber zum Zankapfel zwischen EU, Pharmakonzern und Großbritannien geworden, weil bislang nichts davon in die EU geliefert wurde. Uns lässt das auf den Mann dahinter blicken: Die Fabrik gehört nämlich dem Düsseldorfer Investor Ernest-W. Droege, einem deutschen Milliardär, der machtlos inmitten des Sturms der Impfstoffnationalisten steht.
Allianz-Chef Oliver Bäte kann sich über einen der größten Zukäufe seiner Amtszeit freuen. Für 2,5 Milliarden Euro übernimmt der Versicherer das Polen-Geschäft des Rivalen Aviva.
Volkswagen will seine früheren Topmanager wegen des Dieselskandals zur Kasse bitten. Der Konzern will Schadensersatz vom früheren Konzernchef Martin Winterkorn und Ex-Audi-Chef Rupert Stadler verlangen. Nach unseren Informationen geht es dabei aber nicht um die abenteuerlichen Summen, die kursierten.
Die Kritik an der Doppelfunktion von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing schwelte lange genug. Seinen Zweitposten als Leitung des Investmentbankings soll er offenbar bald an seinen engen Vertrauten Fabrizio Campelli abgeben.
Wir berichteten in dieser Woche, wie der Brand in einer japanischen Fabrik die Chipkrise der Autoindustrie verschärft. Wie so oft gibt es auch in dieser Krise heimliche Gewinner. Ein Unternehmen, das bislang nur Brancheninsider kennen, wird zumindest mittelfristig kräftig profitieren: der taiwanesische Chipproduzent TSMC, der weltgrößte Auftragsfertiger von Halbleitern.
Das Erbe von Heinz Hermann Thiele ist geregelt. Nach dem Tod des Konzernpatriarchen und Multimilliardärs bleiben der Autozulieferer Knorr-Bremse und der Bahntechnik-Hersteller Vossloh im Besitz der Familie. Die Aktienpakete sollen in eine Familienstiftung eingebracht werden, ebenso Thieles Anteil an der Lufthansa.
Wer uns sonst noch beschäftigt hat:
Gründer André Christ tritt mit seiner Geschäftsidee gegen Multimilliardenkonzerne an. Mit seiner Firma LeanIX will er Unternehmen dabei helfen, ihre IT-Landschaft besser zu steuern. Damit hat er 2020 bereits einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag umgesetzt; nun gilt er als nächster Einhorn-Kandidat in Deutschland, also als Start-up, das – zumindest theoretisch – mehr als eine Milliarde Dollar wert ist. Goldman Sachs hat Christ schon auf seiner Seite: Der stille Softwarestar aus Bonn.
Das Beste aus dem aktuellen "Economist":
Nach dem Brexit hatten viele gehofft, dass sich das Verhältnis zwischen Europa und Großbritannien in diesem Jahr entspannen würde. Doch der "Vaccine War", wie der "Economist" es nennt, heizt den ohnehin schwelenden Konflikt neu an. Wie die Ego-Impfer auf beiden Seiten des Kanals das friedliche Miteinander gefährden, lesen Sie hier.
Und auch die Titelgeschichte dieser Woche beschäftigt sich mit den Impfstoffen – allerdings aus technologischer Sicht. Die globalen Forschungsanstrengungen und die neuartigen Impfstoffe sorgen nämlich für einen Boost, der die Wissenschaft und die Medizin auch nach der Pandemie verändern wird: Die Verheißung der RNA-Medizin.
Meine Empfehlungen für das Wochenende:

Geglückter Start trotz Pandemie: Ende Januar ging Mytheresa an die Börse in New York
Foto: Courtney Crow / NYSEDer Börsenstart von Mytheresa war fulminant: Der Münchener Edelmodehändler wurde mit drei Milliarden Euro bewertet, obwohl der Markt für Luxusgüter in der Krise stark gelitten hat. Und jetzt? Meine Kollegin Margret Hucko hat mit Vorstandschef Michael Kliger gesprochen: über das Wachstum des Luxusmarktes, die Risiken seines Geschäftsmodells – und warum er Amazon nicht fürchtet.
Das iCar ist für Apple das teuerste Projekt aller Zeiten. Vorstandschef Tim Cook hat bereits viele Milliarden in die streng geheimen Autopläne investiert. Wir haben dem "Projekt Titan" unsere aktuelle Titelgeschichte gewidmet. Warum und wie wir dafür recherchiert haben, erfahren Sie in unserer neuen Podcast-Folge: Automacht Apple – was steckt hinter dem iCar?
Herzlich, Ihre Corinna Scheying